ASGB-Rentner

In Zeiten der Pandemie

Alt werden kann man nicht verhindern. Dieser Lebensabschnitt will aber organisiert und gestaltet sein. Organisation muss rechtzeitig geschehen, Gestaltung muss geplant werden.
Wenn das versäumt wird, kann das zum Problem führen und die negativen Auswirkungen sind in vielen Bereichen spürbar. Die Leidtragenden sind dann aber nicht nur die Alten und Pflegebedürftigen, sondern auch die Angehörigen und all jene, welche in die Betreuung und Pflege eingebunden sind.
Welche weitreichenden Auswirkungen Versäumnisse diesbezüglich haben können, verdeutlichen die Schlagzeilen, die zur Zeit die Medien beherrschen:
„Pflegekräfte fehlen“
„Altersheime am Limit“
„700 Betten leer – Aufnahmestopp in den Pflegestrukturen“
„Sind auf dem Zahnfleisch“
(Die Liste könnte endlos weitergeführt werden)
Wundern wir uns darüber, dass nun vom Pflegenotstand die Rede ist? Nein, wir sind nicht überrascht. Denn schon öfters in der Vergangenheit und lange vor der Pandemie haben die ASGB-Rentner bereits auf bestehende Missstände im Pflegebereich hingewiesen: unzulängliche territoriale Betreuung von SeniorInnen, fehlende adäquate Strukturen, beschränkter Personalschlüssel, nicht ausgeschriebene Wettbewerbe, fehlende Kollektivverträge, zu niedrige Löhne, unzumutbare Arbeitsbedingungen, fehlende Wohnmöglichkeiten vor Ort, mangelnde Wertschätzung dem Personal gegenüber. Obwohl wir in Presseaussendungen und in Aussprachen die zuständigen PolitikerInnen zur Behebung der Missstände aufgefordert haben, hat man ungeachtet unserer Forderungen, versucht uns mit Sonntagsreden zufrieden zu stellen. Wir wurden nicht ernst genommen, viele Bereiche wurden vernachlässigt, es ist versäumt worden, rechtzeitig vorzubeugen, sodass nun durch die Pandemie die volle Tragweite der Versäumnisse spürbar wird.
Dass die prekäre Situation des Personalmangels jetzt leider weiter verschärft wird, ist auf die Suspendierungen der Nicht-Geimpften zurückzuführen. Durch die personelle Unterbesetzung steigt die Belastung der wenigen in den Einrichtungen verbliebenen Pflegekräfte, welche zusehends entmutigt und ausgelaugt sind und in der Kündigung den einzigen Ausweg sehen. Auf die Folgen muss nicht weiter eingegangen werden.
All jenen Pflege- und Sozialkräften, welche in dieser schwierigen Situation, meist aus moralisch- ethischer Gesinnung, aushalten und ihren Dienst trotz schwerwiegender Umstände erfüllen, kann nicht genug gedankt werden. Ihnen gilt unsere ganze Wertschätzung.

ASGB-Rentner

Soziale Arbeit muss gebührenden Wert erfahren

Prinzipien wie soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte, gemeinsame Verantwortung und Achtung der Vielfalt bilden die Grundlagen sozialer Arbeit.
Es reichen also nicht nur mündliche Anerkennungsbezeugungen, sondern es braucht die normative und ökonomische Anerkennung, die dieser Definition gerecht wird.
Es ist höchst an der Zeit, nicht nur von der Wertschöpfung des produzierenden Gewerbes, des Tourismus und der Landwirtschaft zu reden und zu berichten, sondern gleichermaßen die gesellschaftliche, ökonomische und beschäftigungspolitische Relevanz des sozialen Sektors zu erkennen und zu bewerten.
Das Land Südtirol hat die Kompetenzen und die finanziellen Mittel dieser Notwendigkeit Rechnung zu tragen. Das Soziale muss bereichsübergreifend in Angriff genommen und als gesamtgesellschaftliche Angelegenheit gesehen werden. Bisher wurde es nie als Wirtschaftsfaktor angesehen. Das muss sich drastisch ändern! Alle Politiker müssen sich damit befassen und die Probleme nicht allein auf die Gemeinden und Bezirksgemeinschaften abschieben.
„Klimaveränderung“ und „Sozialer Bereich“ sind die größten Herausforderungen der Gegenwart und müssen von allen angegangen werden.
Die Sensibilisierung dafür muss von der Politik ausgehend, über die Gemeinden, das Volontariat bis in die Familien stattfinden.