kommentar
Georg Pardeller

Trends 2004

Was bringt die Zukunft? Auf diese Frage gibt es bereits heute einige besorgniserregende Antworten. Viele Unternehmen stellen nicht mehr die Spezialisten für alle denkbaren Aufgaben auf Vorrat ein. Die Personalreserven werden auf ein Mindestmaß beschränkt - mit allen dann bekannten Konsequenzen und Problemen. Die Unternehmen von morgen werden nicht mehr als ein kleiner Kern von wenigen fest angestellten Mitarbeitern sein, die Fäden knüpfen zu Lieferanten und externen Spezialisten und diese zu einem Netz vereinen, um das gemeinsame Produkt herzustellen. Auch Teleheimarbeit hat als Experiment begonnen und inzwischen europaweit erheblich an Umfang und damit Bedeutung gewonnen. Und auch unter ökologischen und sozialen Aspekten wird sie gelobt, weil sie Fahrten zum Arbeitsplatz erspart und sich berufliche mit familiären Verpflichtungen leichter in Abstimmung bringen lassen. Vor allem in den skandinavischen Ländern, in den Niederlanden und in Deutschland ist die Zahl der Telearbeitsplätze in den vergangenen fünf Jahren stark gestiegen. Allein in Deutschland wird damit gerechnet, dass Telearbeit um jährlich weitere 20 Prozent wächst, so dass bis 2006 fast vier Millionen Beschäftigte Arbeit und Privatleben vereinen werden.
Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt: Einerseits ist hier die Gefahr dauerhafter Überarbeitung verborgen, andererseits ist in allen den Fällen, wo Teleheimarbeit stark von der Firma abgekoppelt ist, die Gefahr der sozialen Isolierung vorhanden. Einer der Pioniere der Telearbeit, Gil Gordon, hat die Chancen und Risiken dieser neuen Arbeitsform auf eine einfache Weise zusammengefasst: "Die gute Nachricht: Die Leute können überall und jederzeit arbeiten – die schlechte Nachricht: Die Leute können überall und jederzeit arbeiten." Hier liegt die besondere Herausforderung für die Gewerkschaft. Doch neben der Teleheimarbeit findet auch die Teilzeitarbeit eine immer größere Verbreitung. Zum Nachdenken machen hier die Zahlen aus Deutschland: - Fast 5,5 Millionen arbeiten heute bereits in Teilzeitarbeitsverhältnissen, - etwa 4 Millionen Menschen arbeiten für monatlich rund 600 Euro, - und es gibt nicht nur in Deutschland sondern europaweit einen steigenden Trend für Zeitarbeiter. Man muss sich ernsthaft fragen, ob sie je zu den Kernbelegschaften gehören werden. Trotzdem - oder gerade deswegen - brauchen sie Schutz und soziale Rechte. Die Gewerkschaftspolitik ist aber nicht nur von den Realitäten der Arbeitswelt herausgefordert, sondern auch von den neuen Trends in der Vermögenspolitik. Wie dringlich das ist, zeigen alle aktuellen Vermögensstatistiken: Die Reichen sind noch reicher geworden. Und hinter den Glitzerfassaden des Wohlstands ist neue Armut schon lange nicht mehr zu verbergen. Dieser Entwicklung muss die Gewerkschaft aufgeschlossener begegnen: Wir müssen neue Wege finden, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am gesellschaftlichen Reichtum zu beteiligen. Jedenfalls ist die Gewerkschaft jetzt in ihrem Anspruch herausgefordert, die ungleiche Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums zu korrigieren und Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand voranzutreiben. Eines ist aber sicher: Die skandalöse Reichtumsverteilung ist allein durch die Arbeit der Gewerkschaft wohl nicht zu korrigieren. Hier ist die Politik gefordert.

aktuell
Verbraucherschutz ist landespolitisches Anliegen

Georg Pardeller fordert Landtagsausschuss

Rund einen halben Euro gibt Südtirol derzeit für den Verbraucherschutz aus. Das ist nach Ansicht unseres Vorsitzenden Georg Pardeller zu wenig, um dem Verbraucherschutz den Stellenwert zu geben, den er verdient. In einem Schreiben an den Landeshauptmann und an die SVP-Landtagsfraktion fordert Pardeller zwei einschneidende Maßnahmen, um der Südtiroler Bevölkerung, im Besonderen der Arbeiterschaft, die Kaufkraft von Löhnen, Gehältern und Renten erhalten zu helfen, sie vor Preistreibereien zu schützen und damit einen wirksamen Beitrag zur Verhinderung von drohender Not und Armut zu leisten.
Pardeller schlägt zum einen die Einsetzung eines VerbraucherInnen-Ausschusses im Landtag vor, der sowohl gesetzliche wie auch administrative Maßnahmen, in enger Zusammenarbeit mit der Landesregierung, ausarbeiten und vorantreiben soll. Alle von der Autonomie gegebenen Möglichkeiten sollen ausgeschöpft werden.
Zum anderen erachtet Pardeller es als unbedingt notwendig, dass die bisher bestehenden Verbraucherschutzeinrichtungen, darunter in erster Linie die Südtiroler Verbraucherzentrale, mit zusätzlichen Mitteln aus dem Landeshaushalt ausgestattet werden, um ihre äußerst wichtigen Aufgaben – Information, Beratung und Bildung der VerbraucherInnen – viel weitreichender erfüllen zu können. Derzeit bezieht die Verbraucherzentrale vom Land rund 260.000 Euro. Zumindest ein Euro pro Einwohner sollte jährlich für den Verbraucherschutz ausgegeben werden, fordert Pardeller. Diese Art von Information, Schutz und Beratung ist laut Pardeller in zahlreichen Sektoren unbedingt notwendig: im Gesundheitsbereich (für Patienten, Insassen von Pflege- und Altersheimen, bei Reformen, Tarifen und neuen Regelungen); im Wohnungsbereich (Bauen und Wohnen), wo besonders bei geringeren Einkommen die Preissteigerungen, einschließlich der wachsenden Grund- und Mietpreise, für viele Familien untragbar hoch geworden sind; im Bereiche aller lebensnotwendigen Konsumgüter, wo sowohl die öffentlichen wie auch die privaten Erzeuger und Dienstleister stärker unter Kontrolle gehalten werden müssen und alle Preistreibereien zu unterbinden sind.
Pardeller weist darauf hin, dass der Schutz der Kaufkraft und die Beratung der KonsumentInnen eine hohe soziale Funktion darstellen, der sich die Landespolitik heute mehr denn je zu widmen hat, da durch die allgemeine volkwirtschaftliche Entwicklung immer stärkere Belastungen auf den Einzelnen, vor allem auf die Arbeiterschaft und auf die Rentner, zukommen. „Wenn wir in der Landespolitik dem Verbraucherschutz im breitesten Sinne einen neuen, höheren Stellenwert geben, leisten wir einen unerlässlichen Beitrag zu mehr sozialer Sicherheit und Gerechtigkeit", erklärt Georg Pardeller.