ASGB-Bildungs- und Kulturfahrten

Kulturfahrt zum Wallfahrtsort Lourdes zu Chiampo

Am Donnerstag, den 27. Mai 2004, steht die Kulturfahrt nach Chiampo (Vicenza) auf dem Programm. Wir besuchen den Wallfahrtsort Lourdes zu Chiampo und das anliegende Naturwissenschaftliche Museum.
In Schio werden wir in ein „Spaccio"(Geschäft der Marzotto-Rossi-Stoffabrik) gehen, in welcher günstig Anzüge und Kleider eingekauft werden können.
Informationen beim Kollegen Arthur Stoffella, ASGB, Bozen, Bindergasse 30, Tel. 0471/308228 oder 333/6830519.

Thema

Falsche Propheten

In einem regelrechten Begeisterungstaumel verkünden viele Jünger des Neoliberalismus, dass nun ein Zeitalter angebrochen sei, in dem man Gewerkschaften nicht mehr brauche.
Die Unternehmen werden zu einer Art Familie erklärt: Wir sind eine Familie, wir sitzen in einem Boot. Die Arbeitszeiten werden rücksichtslos ausgeweitet und die Arbeitnehmerrechte kaum angewandt. Doch dies kann die Werte menschlichen Lebens nicht ersetzen: eine Firma ist nun einmal keine Familie, so sehr auch flotte Firmeninhaber oder junge Manager immer wieder den Betrieb zu einer Art Familie verklären wollen. Das Normalarbeitsverhältnis, das dem Arbeitenden eine soziale Sicherung und einen Zeitrahmen gibt, in dem er sein Leben planen kann, ist eine wichtige kulturelle Errungenschaft der modernen Gesellschaft. Wie das Arbeitsverhältnis in der Zukunft aussehen soll, das ist eine zentrale Frage der Politik. An dieser Stelle entscheidet sich, ob Menschlichkeit und Humanität Grundlagen einer modernen Gesellschaft bleiben. Wenn das Normalarbeitsverhältnis immer weiter ersetzt wird durch flexible Beschäftigungsverhältnisse, dann geht der Gesellschaft etwas verloren. Umgekehrt führen übertriebene Flexibilität und Mobilität dazu, dass Freundschaften flüchtig bleiben und die Eingebundenheit der einzelnen in die örtliche Gemeinschaft immer brüchiger wird. Auch auf die Familien wirken sich Flexibilität und Mobilität aus. Während die Familie Bindung fordert, fordern Flexibilität und Mobilität, in Bewegung zu bleiben und keine Bindungen einzugehen. Die Phänomene sozialer Erosion in den viel gepriesenen USA und zunehmend auch in Großbritannien sind unübersehbar. Die angestrebte Synthese von hochmoderner Ökonomie und sozialer Integration ist dort nirgends in Sicht. Aus dem eben Gesagten ergeben sich die zukünftigen Aufgaben von Politik und Gewerkschaft. Gerade die Politik hat als vordringlichste Aufgabe, endlich zu durchschauen, dass die modischen Debatten der letzten Jahre nur dazu dienten, Arbeitnehmerrechte und soziale Standards in Frage zu stellen. Denn es gibt einen neoliberalen Klub von Berufsschwätzern, der sich ständig zu wirtschaftlichen Fragen äußert und immer wieder dieselbe Platte spielt. Es werden immer wieder neue Themen kreiert, die nur dem Zweck dienen, den Sozialstaat Frage zu stellen, wobei die Mitglieder des Klubs - wie könnte es anders sein – von ihren genialen Vorschlägen selbst nicht betroffen sind.
Die Themen dieses Klubs verschwinden auch schnell wieder von der Tagesordnung und werden mit neuen ersetzt. So war lange Zeit Japan der Hit der neoliberalen Schwätzer, weil Japan dazu diente, deutlich zu machen, dass wir unbedingt eine längere Arbeitszeit bräuchten, um im internationalen Wettbewerb überhaupt bestehen zu können. Mittlerweile wagt es niemand mehr, Japan als Beispiel darzustellen. Es ist kein Geheimnis, dass nicht die Arbeitszeiten zählen sondern allein die Produktivität. Wenn jemand in einer Stunde zehn Autos baut, ist er einfach viel besser als jemand, der in zehn Stunden ein Auto baut. Der Glaube, dass Arbeitszeiterhöhung und Lohnzurückhaltung zu mehr Arbeitsplätzen führt, ist weit verbreitet. Dabei ist dieser Glaube durch die letzten zehn Jahre widerlegt worden. Dort, wo es Lohnabschlüsse von über sechs Prozent wie in Großbritannien oder über fünf Prozent wie in Frankreich gab, hatten wir eine florierende Binnenkonjunktur. Dort, wo es sehr niedrige Lohnabschlüsse gab, wie in Deutschland und Italien, hatten wir zwar einen starken Export aber eine schwache Binnenkonjunktur. Logischerweise trugen die beiden Länder die rote Laterne beim Wirtschaftswachstum in der Europäischen Gemeinschaft. Über unsere Wettbewerbsfähigkeit entscheidet aber nur der Wettbewerbslohn. Dieser wird wiederum durch die Produktivität bestimmt. Und Lohnabschlüsse sind immer auch Rentenabschlüsse. Dies ist bei der Rentendebatte der letzten Jahre übersehen worden. Die Verschlechterung der sozialen Lage der Rentner dient nur den Unternehmen und der Versicherungswirtschaft. Eine Gesellschaft braucht Modernisierung und Tradition. Gewerkschaft und Politik aber müssen dabei bleiben, dass die Wirtschaft dem Menschen dient und dass es kulturelle und soziale Werte gibt, die auch dann nicht aufgegeben werden dürfen, wenn neue Technologien das wirtschaftliche Leben verändern.