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Die Rechte der ArbeitnehmerInnen

Mitte August ist die 4. Auflage des Ratgebers „Die Rechte der ArbeitnehmerInnen" erschienen. Das Buch, das der langjährige Sekretär der Industriegewerkschaften im ASGB und derzeitige Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Südtirol, Walther Andreaus geschrieben hat, wurde von den Mitarbeitern des ASGB Hanspeter Tratter und Waltraud Wörndle überarbeitet. „Wo Menschen zusammenleben und –arbeiten braucht es Spielregeln. Versuchen wir gemeinsam, diese Zusammenhänge zu verstehen und unsere Rechte abzuleiten. Das vorliegende Handbuch stellt eine hilfreiche Grundlage dazu dar", schreibt Serafin Pramsohler, Präsident des Institutsausschusses des Arbeitsförderungsinstitutes in seinem Vorwort. Das AFI ist ein Gemeinschaftswerk der ArbeitnehmerInnen in Südtirol, dessen Arbeit und Tätigkeit die Südtiroler Landesregierung unterstützt. Vorrangige Verpflichtung des AFI ist die Information der ArbeitnehmerInnen.
Das neue Handbuch beinhaltet die neuen Bestimmungen über Pflichteinstellungen, Elternurlaub, Teilzeitarbeit, Lohnsteuer sowie praktische Tipps. Das Buch ist in allen Büros des ASGB und beim AFI kostenlos erhältlich.

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Gesundheit am Arbeitsplatz und das Burnout-Syndrom

Nur ein Frauenproblem?

Als Berufstätige verbringen wir sehr viel von unserer Lebenszeit am Arbeitsplatz, unserer körperlichen und seelischen Gesundheit wird aber während dieser Zeit nur sehr wenig Beachtung geschenkt. Der gesundheitliche Verschleiß in einigen Berufsgruppen ist aber erheblich, was in einer groß angelegten Studie der AOK aus dem Jahre 2000 zeigte. Als krankmachende Ursachen haben sich bei dieser Studie nicht die bis heute anerkannten und somit allgemein geltenden führenden krankheitsauslösende Faktoren, wie Arbeitsstoffe, Geräte, Chemikalien, Lärm usw. gezeigt, sondern durch zwischenmenschliche und organisatorische Probleme am Arbeitsplatz erkranken Menschen viel öfters und häufiger. Die Arbeitsmedizin hat auf diese Änderung leider noch nicht reagiert. Als Folge dieser zwischenmenschlichen und organisatorischen Probleme am Arbeitsplatz entstehen neue Krankheitsbilder, wie das Burnout-Syndrom, welches von seiner Definition sowohl von der Ursache als auch von seiner Auswirkung direkt mit dem Arbeitsplatz zusammenhängt.
Seine drei Hauptmerkmale sind:
emotionale Erschöpfung,
eine negative Einstellung gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden,
eine negative Einschätzung der eigenen Arbeitsqualität und den Sinn der eigenen Tätigkeit in Frage stellen.
Das Burnout-Syndrom ist in der Medizin als relevante Gesundheitsstörung bekannt, welche von seitens des Arztes unter verschiedenen anderen Diagnosen erfasst wird. Das Burnout-Syndrom tretet tatsächlich immer mit anderen Erkrankungen auf, wie vor allem mit depressiven Störungen, Neurosen, Schlafstörungen, Schmerzerkrankungen, Suchterkrankungen und andere psychosomatischen Störungen. Interessanterweise zeigen sich die Auswirkungen des Burnout-Syndromes auch sehr stark in körperlichen Beschwerden, wie z.B. Störungen im Menstruationszyklus der Frau, Impotenz beim Mann, Rückenleiden und begünstigt auch Herzkrankheiten.
Zusätzlich zu den Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, wie ein schlechtes Betriebsklima, ungerechte Behandlung durch den Vorgesetzten, Eintönigkeit, Hektik oder innere „Kündigung" gelten folgende Hauptbelastungsfaktoren zu den Auslösern des Burnout-Syndromes:
Arbeit mit schwierigen Kunden oder Klienten – das sind Berufe, wo von Menschen eine emotionale und engagierte Hinwendung zu anderen Menschen fordert und Erfolgserlebnisse häufig ausbleiben;
Schlechte Arbeitsbedingungen und fehlende kollegiale Unterstützung – das sind Berufe, wo hohe Anforderungen mit wenig Einflussmöglichkeiten gestellt werden und der „Einzelkämpfer" als berufliches Ziel angesehen wird und wenig Wert auf kollegialen Kontakt gelegt wird;
Die persönliche Einstellung, welche zu einer perfektionistischen Arbeitseinstellung führen kann und private Interessen häufig hinten angestellt werden, um berufliche ehrgeizige Ziele zu erreichen;
Die Zusammenhänge zwischen Burnout-Syndrom und Frauen sind nun leicht erkennbar, denn jene Berufsgruppen sind diesem Syndrom am meisten ausgesetzt, wo traditionsgemäß der Frauenanteil sehr hoch ist. An häufigsten von dieser Krankheit betroffen ist die Lehrerschaft, die im Klassenzimmer Schwerstarbeit leistet. Am höchsten ist der Frauenanteil in Südtirol mit fast 100% im Kindergarten, in der Grundschule liegt er bei fast 90%, in der Mittelschule ist er zu 70% und in der Oberschule immerhin noch bei 57%.
Weitere Risikogruppen für Burnout sind Pflegekräfte und Ärzte, die in ihrer Berufsausübung sehr häufig von einer emotionalen Erschöpfung, Arbeitsüberlastung und von Zweifel an der eigenen Arbeit nicht verschont werden und zudem oft wenig Möglichkeiten haben, den Verlauf einer Krankheit ihrer anvertrauten Patienten zu beeinflussen. Naturgemäß nimmt das Burnout-Risiko auf Krebs- und Intensivstationen noch zu. Der Frauenanteil an Arbeitskräfte in unseren Sanitätsbetrieben ist wiederum sehr hoch, laut Astat arbeiteten im Jahre 2002 5519 Frauen von insgesamt 7832 Beschäftigten. Nicht vergessen werden dürfen aber auch nicht die vielen Frauen, die als Pflegekräfte oder anderen „Helferberufen" in den Altersheimen, in den Behindertenwerkstätten und anderen sozialen Einrichtungen arbeiten. Nicht nur von der Arbeitsmedizin sondern auch von der Arbeitgeberseite müssen endlich die Zeichen der Zeit erkennen und entsprechende Maßnahmen treffen, um diese Berufskategorien und somit vor allem Frauen und ihre Gesundheit vor den Burnout-Risiken zu schützen. Frauen dürfen mit diesem Problem nicht allein gelassen werden, denn dies würde zu einer weiteren Belastung führen. Verantwortung trägt hier auch die Gesellschaft, denn u.a. stellt auch sie die hohen Anforderungen hinsichtlich Bildung, Erziehung und Pflege an diese Personalgruppen. Auch Männer sind vor diesen Berufsrisiken nicht geschützt, nur scheint es, dass sie weniger davon betroffen sind, da ihr Anteil in diesen Arbeitsbereichen sehr viel geringer ist.