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Georg Pardeller

Statistik zu den Ausgaben der Familienhaushalte ist wirklichkeitsfern

Die letzthin von ISTAT und ASTAT veröffentlichten Statistiken über die Familienhaushalte in Italien und in Südtirol liegen fernab der Wirklichkeit; sie stellen geradezu eine Verschaukelung vieler Familien dar, die von den angeblichen hohen Einkommen nur träumen können. Zu behaupten, dass die Südtiroler Durchschnittsfamilie im Monat 3.092 Euro ausgibt (ausgeben kann), ist eine rein theoretische, hypothetische Annahme. Als Gewerkschaft, die Kollektivverträge abschließt und seit Jahrzehnten die Entwicklung von Löhnen und Gehältern im Auge hat, wissen wir, wie es um das Einkommen der Familien steht. Die kollektivverträglichen Löhne und Gehälter liegen zwischen 900 und 1.300 Euro monatlich netto. Selbst wenn zwei Mitglieder einer Familie ein geregeltes Einkommen haben, erreichen sie noch nicht die angegebenen Durchschnittswerte. Und wenn man weiß, dass rund 70.000 Südtiroler Haushalte in relativer Armut leben, rund 9.000 Haushalte unter der Armutsgrenze, mutet diese Statistik noch unrealistischer an.
Südtirol liegt, was die durchschnittlichen Einkommen betrifft, unter dem gesamtstaatlichen Schnitt und hinkt eindeutig nach. Was hingegen die hohen Einkommen angeht, liegt Südtirol vorne. Wenn die vielen hohen Einkommen dazu beitragen, die Durchschnittswerte in die Höhe zu treiben, dann mag das optisch recht befriedigend erscheinen, die Wirklichkeit aber ist eine andere. Die Wirklichkeit zeigt, dass wir in einer ungerechten und egoistischen Gesellschaft leben, wo es vielen sehr gut geht, aber ebenso vielen oder noch mehr alles eher als gut. Darauf weist auch das von der Landesregierung für notwendig erachtete Aktionsprogramm gegen die Armut hin, das der ASGB angesichts der dramatischen Lage Tausender von Familien für absolut notwendig erachtet.
Anstatt sich von Zahlen blenden zu lassen, die keine reale Aussagekraft haben, sollten im Zeichen der sozialen Solidarität Maßnahmen gesetzt werden, die geeignet sind, die wachsende Kluft zwischen höheren und niederen Einkommen zu verringern. Der ASGB hat eine solche Maßnahme bereits vorgeschlagen: Höhere Einkommensschichten sollten zu einigen kollektivvertraglichen Nullrunden bereit sein, damit mehr Mittel für die Anhebung der unteren Lohn- und Gehaltsstufen zur Verfügung stehen, ohne die volkswirtschaftliche Entwicklung ins Wanken zu bringen. Dies wäre auch ein Mittel gegen die wachsende Armut. Und bei Statistiken sollte mehr Zurückhaltung geübt werden, sonst passt nur die Aussage von Winston Churchill: „Ich glaube nur den Statistiken, die ich selbst gefälscht habe'.
Georg PardellerVorsitzender

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Georg Pardeller:

Großer Erfolg des ASGB bei Wahlen zum Generalrat des Laborfonds

Der Rentenzusatzfonds Laborfonds stößt sowohl bei der Südtiroler Arbeiterschaft als auch bei den Unternehmen auf wachsendes Interesse. Dies zeigt sehr deutlich das Ergebnis der im Jänner durchgeführten Wahlen zum Generalrat des Laborfonds. Besonders gut bei diesen Wahlen hat der ASGB abgeschnitten.
Fast fünfzig Prozent der wahlberechtigten Südtiroler Mitglieder des Fonds haben von ihrem Recht Gebrauch gemacht und die 32 Vertreter Südtirols bestimmt, wovon 16 auf die Arbeitnehmer und 16 auf die Arbeitgeber entfallen. Von den 16 unter den vier Gewerkschaften ausgewählten Arbeitnehmervertretern gehören zehn der deutschen und sechs der italienischen Sprachgruppe an und zwar: Sieben dem ASGB, fünf der CISL, drei der CGIL und einer der UIL. Von den 16 Arbeitgebervertretern gehören 14 der deutschen bzw. ladinischen Volksgruppe an und zwei der italienischen. Der Laborfonds ist ein regionaler Rentenzusatzfonds, bei dem Südtirol mit 32 und das Trentino mit 28 Generalratsmitgliedern vertreten ist, wobei die Trentiner Vertreter der italienischen Sprachgruppe angehören. Insgesamt sind es also 60 Mitglieder, welche aus ihren Reihen den Verwaltungsrat für die nächsten drei Jahre zu bestellen haben.
„Das gute Abschneiden des ASGB ist auf dessen überzeugtes Eintreten für den Rentenzusatzfonds und auf die konstruktive Zusammenarbeit im bisherigen Verwaltungsrat zurückzuführen. Im Gegensatz zu anderen in diesem Fonds vertretenen Organisationen hat der ASGB bewusst zwei hoch qualifizierte Bankleute als seine Vertreter entsandt. Das positive Ergebnis ist nicht ausgeblieben: Der Laborfonds hat allein im letzten Jahr über zehn Prozent Zinsen erwirtschaftet, worauf alle eingeschriebenen Arbeitnehmer in der Region – es sind insgesamt rund 75.000 – stolz sein können, und nicht weniger auch die Arbeitgeberseite, die sich ebenfalls überzeugt eingesetzt hat", erklärt dazu Pardeller. „Dem ASGB ging es immer darum, jede Polemik, die es in der Vergangenheit zuhauf gegeben hat, um mehr Einfluss der beteiligten Organisationen zu erreichen, zu vermeiden bzw. abzubauen, weil es in diesem Rentenzusatzfonds nicht um Versorgungsposten gehen darf, sondern um das einzige große Ziel: für die Zusatzrentensparer das bestmögliche Ergebnis herauszuholen. Der ASGB war von der ersten Stunde an mit dabei und hat sich für eine saubere Linie in der Verwaltung dieses Fonds eingesetzt und zusammen mit anderen erreicht, dass einseitiger politischer und gewerkschaftlicher Einfluss auf Kontrolle und Veranlagung der eingelegten Rentensparmittel im Interesse der gesamten Arbeiterschaft vermieden werden konnte. Das hervorragende Abschneiden des ASGB bei diesen Wahlen ist auch ein Beweis dafür, dass Südtirols Arbeiterschaft gute und erfolgreiche Arbeit zu würdigen weiß."