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Laborfonds, eingezahltes Kapital hat sich um 60 Prozent vermehrt

Der Mitarbeiter eines Dienstleistungsbetriebes, wir nennen ihn Felix, hat über das Internet sein Konto beim Laborfonds angeschaut. Was wurde bis jetzt daraus?
Seit 01. April 2000 fließen für Felix regelmäßige Zahlungen an Laborfonds, die zu einem geringen Teil von seiner Entlohnung stammen, im Sinne des gültigen Kollektivvertrages vom Arbeitgeber ergänzt und laufend auch mit einem kleinen Teil des Abfertigungsanspruches aufgestockt werden.
Das Konto für die Zusatzrente beim Laborfonds wird in diesem Beispiel gespeist mit:
Ein Prozent Einbehalt bei der Entlohnung von Felix,
Ein Prozent Beitrag seitens seines Arbeitgebers,
und 18 Prozent der Abfertigung, die seit 01.04.2000 laufend reift.
Felix hat 14 Monatsgehälter im Jahr; auch beim den 13. und 14. Monatslohn werden Beiträge an Laborfonds eingezahlt. Der Kontoauszug von Felix, aktualisiert zum 31.01.2006, umfasst noch keinerlei Beiträge für das 4. Trimester vom Jahr 2005, weil diese erst im Jänner 2006 einbezahlt werden und deshalb auf seinem Konto noch nicht registriert sind. Die Beitragszahlungen beim Laborfonds beziehen sich auf den Zeitraum vom 01.04.2000 bis 30.09.2005, also genau auf 5,5 Jahre.
Eine ganz einfache Rechnung ergibt, dass von Felix selbst insgesamt eigentlich nur 2.909,07 Euro stammen, denn 1.394,98 Euro (brutto) hat er weniger Lohn erhalten und 1.514,09 Euro (brutto) hat sich bei seinem Abfertigungsanspruch vom Arbeitgeber weg und zum Laborfonds hin verschoben. Aus 2.909,07 Euro wurde – in einem Zeitraum von 5,5 Jahren – 4.658,79 Euro; um gut 60 Prozent hat sich sein bescheidenes Kapital vermehrt, denn aus 2.909,07 Euro sind 4.658,79 Euro geworden. Felix hat sich mit Laborfonds einen „Gewinn" von 1.749,72 Euro erwirtschaftet.
Um einen echten Vergleich zu haben und auch um genau zu sein, ist festzuhalten, dass sich der Abfertigungsanteil – ginge er nicht über den Laborfonds – beim Arbeitgeber auch etwas Zinsen bringen würde; im obigen Beispiel wären es genau 102,83 Euro. Immerhin, Felix hat mit Laborfonds unterm Stich trotzdem 1.646,89 Euro dazu gewonnen.

aktuell

Wer ist gegen ASGB, SWR oder HGV? Wer ist gegen die Südtiroler?

Will man den ASGB, SWR und HGV, also alle ethnischen Vertretungen in Südtirol abschaffen? Es sieht wirklich danach aus, wenn man den Überlegungen mancher nationalistischer Kreise folgen würde. Worum geht es?
Das ethnische Vertretungsrecht des ASGB für die deutschen und ladinischen Arbeiter und dessen Gleichstellung mit den gesamtstaatlichen Gewerkschaftsorganisationen ist noch immer ein Dorn im Auge der italienischen Nationalisten. So wollen Vertreter von Alleanza Nazionale in einer Landtagsanfrage nämlich wissen, auf welcher rechtlichen Grundlage das Land den ASGB weiter als repräsentativste ethnische Gewerkschaft betrachten wolle, wo seit der anonymen Volkszählung die Muttersprache der Gewerkschaftsmitglieder nicht feststellbar sei.
Nach der gleichen Logik könnte man auch den Südtiroler Wirtschaftsring (SWR) nicht mehr als rechtmäßiger Vertreter aller deutschen und ladinischen Unternehmer in Südtirol anerkennen, weil seit der anonymen Volkszählung die Muttersprache der SWR-Mitglieder nicht mehr feststellbar ist. Und das gleiche ließe sich von der Vereinigung der Südtiroler Freiberufler (VSF) sagen.
Nach der gleichen Logik könnte man weiters dem HGV sein Vertretungsrecht aberkennen oder den Verband sogar gänzlich abschaffen, weil die Hoteliers und Gastwirte im restlichen Italien in der „Federalberghi" organisiert sind. Und wozu braucht es ein Südtiroler Kulturinstitut (SKI), wenn es ja ein multikulturelles Landestheater am Verdiplatz und noch dazu eine Vielzahl von interethnischen, äußerst aktiven Kulturvereinen gibt?
Viele vergessen eben allzu schnell, dass wir Südtiroler eine Autonomie, sprich Selbstverwaltung, erhalten haben, die es uns ermöglichen soll, alle unsere Lebens- und Arbeitsbereiche direkt zu gestalten und zu bestimmen, weil wir eine Sprachminderheit sind.
Manche haben aber auch ein kurzes Gedächtnis. Denn im Jahr 1978, also erst 14 Jahre nach der Gründung des ASGB und erst sechs Jahre nach Verabschiedung des Autonomiestatuts, wurde mittels Durchführungsbestimmung endlich zuerkannt, dass alle gewerkschaftlichen Rechte auch auf jene gewerkschaftlichen Vereinigungen ausgedehnt werden, die erstens „ausschließlich unter Arbeitnehmern der deutschen und ladinischen Sprachminderheit" gebildet worden sind und zweitens dem „für diese deutschen und ladinischen Arbeitnehmer repräsentativsten Verband" angeschlossen sind. Gibt es bitte, so wird sich wohl jeder fragen, in Südtirol außer dem ASGB eine andere ethnische Gewerkschaft?
Und noch etwas zur Erinnerung für all jene, die ein kurzes Gedächtnis haben: Erst vor acht Jahren, im Jahr 1998, hat das also demokratische Italien mittels Legislativdekret endlich zuerkannt, dass die bis dahin diskriminierten Gewerkschaften der ethnischen Minderheiten in Aosta, Friaul und Südtirol mit den gesamtstaatlichen Gewerkschaften gleichberechtigt sind.
Soweit zu den rechtlichen Grundlagen. Aber unabhängig von diesen, haben auch die kürzlich stattgefundenen Wahlen beim Laborfonds gezeigt, dass der ASGB nach wie vor von den meisten Südtirolerinnen und Südtirolern als ihre Gewerkschaft angesehen wird. Oder gibt es jemanden, der sogar die Ergebnisse demokratischer Wahlen in Frage stellen will?
Die Anfrage von Alleanza Nazionale zeigt, dass es bei uns offensichtlich immer noch einige Herren und Damen gibt, die keine eigenständige, ethnische Vertretung für die Südtiroler zulassen wollen. Derartige Einstellungen sind von all jenen, denen eine demokratische Politik zum Schutz der Sprachminderheiten etwas bedeutet, strikt abzulehnen und zu bekämpfen.