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Interview mit Landesrätin Waltraud Deeg

„Die Digitalisierung ist ein Querschnittthema von herausragender Bedeutung“

Wir leben in einem digitalen Zeitalter, sagt man gemeinhin. Doch was versteht man darunter eigentlich? Und wie kann jede und jeder Einzelne davon einen Nutzen ziehen? IT-Landesrätin Waltraud Deeg gibt Antwort auf drei wesentliche Fragen, die sich im Zusammenhang mit der Digitalisierung ergeben.

ASGB: Als Landesrätin für den Bereich Informatik sind Sie zuständig für die Digitalisierung. Was heißt dies konkret?
Landesrätin Deeg: Die Chancen und Vorteile der Informations- und Kommunikationstechnologien verantwortungsbewusst zu nutzen und den digitalen Wandel zu unterstützen und zu begleiten, bei den Bürgerinnen und Bürgern, in der Privatwirtschaft und in der öffentlichen Verwaltung – das heißt für mich Digitalisierung.
Konkret geht es nicht nur darum, dass die Voraussetzungen für schnelle Internetverbindungen für jedermann künftig gegeben sind, sondern auch dass weitere Erleichterungen für Bürger/innen und Unternehmen anstehen. Mit dem Gesetz zur offenen, digitalen Verwaltung sollen die Online-Dienste der öffentlichen Verwaltung zunehmend ausgebaut werden und dazu beitragen, dass diese Leistungen orts- und zeitungebunden genutzt werden können. Mit der vereinfachten Aktivierung und dem Ausbau des Bürgerkontos wollen wir zudem die Vorteile der digitalen Welt für alle in unserem Land nutzbar machen. Darin sollen sich alle wesentlichen Daten, Akten und Unterlagen zusammenfinden, die für den/die Bürger/in von Nutzen sind: von der Einheitlichen Einkommens- und Vermögenserklärung (EEVE) über Unterlagen aus dem Katasteramt, von der Möglichkeit, die eigenen Kinder in Schule oder Kita einzuschreiben, bis hin zur Vormerkung ärztlicher Visiten, die derzeit vorbereitet wird.
Wir sind uns bewusst, dass der Weg zu einem digitalen Südtirol von vielen Zwischenschritten begleitet werden muss. Insbesondere müssen wir jene Mitbürger/innen, die nicht mit den digitalen Medien groß geworden sind, auf diesem Weg begleiten und ihnen die nötigen Fähigkeiten und Fertigkeiten mitgeben.
ASGB: Mit dem Strategiepapier „Südtirol Digital 2020“ hat sich die Landesregierung ein ehrgeiziges Programm auferlegt. Welche Inhalte und Ziele werden darin vorgegeben?
Landesrätin Deeg: „Südtirol Digital 2020“ ist ein strategischer Plan, wie wir die Informationstechnik in die Gesellschaft bringen und die digitale Innovation unterstützen können. Das Dokument beinhaltet fünf Handlungsfelder mit entsprechenden Zielen und Maßnahmen: die digitale Infrastruktur, die digitale Verwaltung als Grundvoraussetzung, um die öffentlichen Dienste effizient zu gestalten, die digitale Wirtschaft, die digitale Bildung und die IT-Governance zur integrierten und behördenübergreifenden Steuerung des IT-Sektors. Eng damit zusammen hängt auch die Digitalisierung im Bereich Gesundheitswesen. Denn eines der Ziele ist es, die IT-Dienste der verschiedenen Verwaltungsstrukturen zu vereinheitlichen und zu harmonisieren, um sie für Bürger/innen und Unternehmer einfacher und besser nutzbar zu machen.
Einige der im Konzept definierten Maßnahmen sind bereits 2015 eingeleitet worden: so etwa die Einrichtung der einheitlichen „Governance-Struktur“ mit verschiedenen Gremien und Arbeitsgruppen, die je nach Zuständigkeit für die strategische Ausrichtung, die konkrete Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen und die längerfristige, behördenübergreifende Planung verantwortlich sind. Weiters läuft derzeit die Überarbeitung der Internetseiten der verschiedenen Landesabteilungen, um den Internetauftritt der Landesverwaltung bürgerfreundlicher zu gestalten. Ebenso wurde die Aktivierung der Bürgerkarte vereinfacht und mit der automatischen Einrichtung des Bürgerkontos verknüpft. Und natürlich wurde intensiv am Breitbandnetz weiter gebaut.
ASGB: Der Ausbau des Breitbandnetzes ist eine der wesentlichen Voraussetzungen, um 2020 digital zu sein. Wie schreiten in diesem Bereich die Arbeiten voran?
Landesrätin Deeg: In dieser Phase arbeiten sowohl Land als auch Gemeinden einerseits am Ausbau der Infrastruktur, also an der Verlegung von Rohren, Glasfaserkabeln, Schächten und anderem mehr. Parallel dazu gilt es, die Aktivierung, den Betrieb und die Wartung dieser Netzbestandteile vorzubereiten. Denn erst wenn ein Betreiber die Kabel übernimmt und beleuchtet, und zwar bis in die Haushalte der Endnutzer bzw. ihrer Kunden, können den Bürgerinnen und Bürgern schnelle und ultraschnelle Internetverbindungen angeboten werden. Vergleichbar ist dies mit den Elektroinstallationen in Gebäuden: Das reine Verlegen der Leitungen lässt noch nicht das Licht angehen. Bisher hat das Land insgesamt 1.293 km Leerrohre entlang der Hauptachsen (Backbone) errichtet. Diese führen zu den derzeit 81 Glasfaserknotenpunkten (den sogenannten Points of Presence oder PoP) in den Gemeinden. In einem weiteren Schritt werden zunächst die öffentlichen Gebäude wie Rathäuser, Schulen und Kindergärten ans Netz angebunden. Dann geht der Ball an die Gemeinden: Diese zeichnen für die Errichtung der sogenannten „Letzten Meile“ verantwortlich, also die Verbindung zwischen dem Glasfaserknotenpunkt und den privaten sowie betrieblichen Endkunden. Dies stellt für viele Gemeinden eine große, vor allem finanzielle Herausforderung dar. Aus diesem Grund wurde für strukturschwache Gemeinden ein EU-Förderprogramm aufgelegt, außerdem wurde für die Gemeinden die Möglichkeit geschaffen, über den Rotationsfonds des Landes Unterstützung zu erhalten.
Ist die Infrastruktur gebaut, so kann deren Betrieb vergeben werden. Rund ein Viertel aller Südtiroler Gemeinden haben mittlerweile Teile ihrer Netze soweit ausgebaut, dass sie den Netzbetrieb über eine Bekanntmachung den privaten Telekommunikationsunternehmen anbieten können.
Erst mit der Aktivierung der Netze erschließt sich für die Bürgerinnen und Bürger das Potential von Glasfaser. Zuvor werden Investitionen getätigt, von denen man nicht viel spürt. Doch gerade diese Investitionen sind nötig, um Südtirol – egal ob in der Peripherie oder im Zentrum – wettbewerbsfähig und lebenswert zu erhalten.

Frau Landesrat, wir bedanken
uns für das Interview.

Aktuell

ASGB: Politikum Neuroreha Sterzing

Mit der Drohung, den Hut zu packen, sollte es zu keinem klärenden Gespräch mit den politisch Verantwortlichen kommen, ließ der wissenschaftliche Leiter der Neuroreha in Sterzing Dr. Leopold Saltuari kürzlich im Rahmen einer Pressekonferenz eine Bombe platzen. Der ASGB versteht durchaus, dass ein Weiterarbeiten unter den momentan gegebenen Umständen nicht möglich ist und fordert die Landesregierung mit Nachdruck auf, die prekäre Situation schleunigst zu Gunsten des Standortes Sterzing zu lösen.
„Tatsache ist, dass Herr Saltuari verlauten ließ, seinerseits seit Monaten den Kontakt zur Sanitätslandesrätin und zum Landeshauptmann zu suchen. Alle Mails wurden bis dato jedoch ignoriert, genauso wie für ihn telefonisch niemand zu erreichen war. Gewerkschaftlich ist dieser Umstand äußerst bedenklich, noch viel bedenklicher ist aus gewerkschaftlicher Sicht jedoch die Tatsache, dass Herr Saltuari seit Anfang dieses Jahres keinen Arbeitsvertrag hat. Dies bedeutet, dass er momentan ohne Bezahlung und sonstiger Versicherung arbeitet. Unter diesen Voraussetzungen zu arbeiten ist niemandem zumutbar, zumal sich der wissenschaftliche Leiter laut eigener Aussage so rechtlich angreifbar macht. Zwar hat es im April einen Beschluss von Seiten der Landesverwaltung gegeben, dass die Zusammenarbeit mit den TirolKliniken fortgeführt wird, dies geschah aber unilateral, also ohne Gespräche mit den TirolKliniken oder Saltuari.“, kritisiert der Vorsitzende des ASGB Tony Tschenett.
„Wahnwitzig ist auch die Tatsache, dass Saltuari im Februar dieses Jahres nicht in die Pläne des SVP-Parteiausschusses eingeweiht wurde, dass man in der Neuroreha in Sterzing nur noch leichte Fälle zu behandeln gedenkt, die schweren Fälle aber zukünftig in Brixen behandelt werden sollen. Ein Nonsens wenn man bedenkt, dass der ursprüngliche Plan vorsah, den Standort Sterzing zu einem international angesehen Forschungszentrum mit angeschlossener Fachabteilung Neurorehabilitation zu etablieren. Der Umstand, dass bereits dementsprechend hohe Geldmittel investiert wurden, unter anderem mit der Installation der Überwachungsbetten, bezeugt die irrationale Vorgangsweise der politisch Verantwortlichen.“, so Tony Tschenett.
„Der ASGB fordert mit Nachdruck die Beibehaltung der Neurorehabilitation im Standort Sterzing, genauso wie ursprünglich geplant. Dies heißt, dass die Bettenanzahl vergrößert werden muss, im Sinne der Forschungsarbeit und der ökonomischen Rentabilität. Jegliche andere Vorgehensweise stünde im Widerspruch zum vernünftigen Handeln. Unsere Ärzte sollen sich auf ihre Arbeit konzentrieren können und nicht andauernd zum Schlagball der Politik werden.“, schließt Tschenett.