Metall

Die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Südtirol

Unter dem Motto „Die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Südtirol" fand am Samstag, den 15. Oktober 2005, auf der Haselburg in Bozen der 9. Gewerkschaftstag des ASGB-Metall statt. Gut 50 Delegierte der Südtiroler Metallbetriebe sind der Einladung gefolgt, haben die Gewerkschaftsarbeit durchleuchtet und über die Arbeitsplätze im künftigen Wirtschaftsgefüge in Südtirol diskutiert.
Der scheidende Obmann der Metallgewerkschaft, Oswald Angerer, eröffnete den Gewerkschaftstag und begrüßte die Gäste und Delegierten. Ganz besonders willkommen hieß er den Referenten, Univ.Prof. Dr. Gottfried Tappeiner. Weiters konnte er unter den Gästen, den Vorsitzenden des ASGB, L.Abg. Georg Pardeller, den Kammerabgeordneten Hans Widmann, Edy Bollon und Gianni Rovarey, von der Gewerkschaft SAVT aus dem Aostatal, Kollegen Hans Weber, den Landessekretär der Gewerkschaft Metall-Textil im ÖGB in Tirol und Alois Burger in Vertretung der konföderierten Gewerkschaften begrüßen.
Hans Weber vom ÖGB Metall in Tirol, überbrachte die Grüße und Glückwünsche des Vorsitzenden aus Wien, Rudolf Nürnberger. Er stellt fest, dass die Probleme der Gewerkschaften über die Grenzen hinweg dieselben sind, das Kapital will immer mehr und nimmt immer weniger Rücksicht auf die Arbeitnehmer. Auch die Gewerkschaften müssen internationaler werden und sich so gegenseitig stärken.
Gianni Rovarey vom SAVT, Aosta verwies auf die Freundschaft, die die zwei Gewerkschaftsbünde und auch die Metallgewerkschaften seit Jahrzehnten verbindet. Der Erfahrungsaustausch ist sehr wichtig und unter diesem Gesichtspunkt freut es Rovarey ganz besonders, dass eine Delegation des ASGB-Metall an ihrem Gewerkschaftstag im November teilnimmt.
Georg Pardeller stellt in seinem Grußwort unter anderem fest:
„Heute wird jeder Wirtschaftsstandort von vorne herein in Frage gestellt. Das hat die Globalisierung mit sich gebracht, der grenzenlose Wettbewerb um Arbeitsplätze. Jede Region, so auch Südtirol, führt einen Standortkampf. Es ist zu einer Existenzfrage geworden, wer seinen Platz halten kann und wer nicht.
Ich sage dies, weil ich überzeugt bin, dass der Metallsektor ein Stahlpfeiler des Wirtschaftsstandortes Südtirol ist. Dieser Sektor, ist nicht nur von seiner gewerkschaftlichen Seite her immer ein sehr fortschrittlicher, kämpferischer und selbstbewusster gewesen, und er ist es heute noch, wie es sich für eine Kerngewerkschaft gehört. Er ist auch der Inbegriff von hoher Technologie, von wirtschaftlicher und gewerkschaftlicher Vorreiterrolle.
Wir alle spüren, dass die Zeiten schwieriger geworden sind. Der Wettbewerb um die Arbeitsplatz wird immer härter. Die Preise steigen, Löhne und Gehälter weit weniger oder nicht, große soziale Probleme tun sich auf: Gesundheit, Rente, Zusatzrente, Pflegevorsorge, eine Folge der Alterung der Bevölkerung und der großen Krise des Sozialstaates.
Das heißt, das alle diese Fragen und Probleme nur dann bewältig werden können, wenn die Südtiroler Arbeiterschaft von einer Position der starken gewerkschaftlichen Durchorganisation aus auf gleicher Ebene den Dialog mit den Sozialpartnern betreibt, wenn die Politik ihre Verantwortung voll wahrnimmt, wenn der Bildungsstandard steigt, wenn der soziale Frieden erhalten wird, wenn alle mitdenken und mithandeln. Das alles ist unerlässliche Voraussetzung, um Südtirol eine Zukunft zu erhalten. Der ASGB wird dazu seinen Beitrag leisten."
K.Abg. Hans Widmann, ehemaliger Sekretär und Obmann der Metallgewerkschaft im ASGB stellte in seinen Grußworten fest, dass die globale Entwicklung auch vor Südtirol nicht Halt macht. Auch die beste Autonomie kann diese nicht aufhalten. Es muss eine breite Solidarität mitwirken, damit für die Arbeitnehmer nicht nur die Negativauswirkungen dieser Entwicklung übrig bleiben. Ebenso ist eine gelebte Sozialpartnerschaft das Gebot der Stunde, so Widmann.
Im Mittelpunkt der Tagung stand der Vortrag von Uni. Prof. Gottfried Tappeiner zum Tagungsmotto. Zur brennenden Frage der Metallarbeiter über die Zukunft der Industriebetriebe in Südtirol hob der Referent die wichtigsten Merkmale einer positiven Ansiedlungspolitik hervor. Die Grundstückspreise und die Kosten für die Energie sind dabei mindestens genau wichtig, betonte er, wie die Kosten für Löhne und Gehälter.
Uni. Prof. Tappeiner führte aus, dass bei der Standortfrage immer Entscheidungen anstehen, ob das Dringendste oder das Wichtigste getan werden soll. Er ließ keine Zweifel darüber offen, dass wichtige Lösungen für übermorgen gedacht sind, dringende Lösungen – sie können aus menschlicher Sicht notwendig sein – sich meistens nur kurzfristig halten.
Uni. Prof. Tappeiner zeigte sich überzeugt, dass der Strukturkonservatismus – wie bei den Stahlwerken, Magnesiumwerken oder Aluminiumwerken – sich nicht halten werde. Der Standort könne nur durch die Entwicklung der eigenen Betriebe gehalten werden, wobei im Zentrum immer die Produktivität der Betriebe stehe.
Bildungspolitik, Innovationspolitik und Gesellschaftspolitik, alles gemeinsam, ist Standortpolitik, betonte Tappeiner. Gerade den Gewerkschaften müssen diese Themen sehr viel bedeuten, denn auf zehn Jahre voraus sei dies die künftige Sozialpolitik.
Die Herausforderung für die Gewerkschaften sieht Uni. Prof. Tappeiner im heiklen Thema der Flexibilität, einem der elementarsten Wettbewerbselemente für die Qualität der Arbeit. Eine bessere Arbeitsauslastung hilft Kosten sparen, Änderungen in der Arbeitsorganisation stellen aber hohe Anforderungen an die Verhandlungspartner. Auch soziale Konflikte die sich daraus ergeben, können lehrreich und fördernd sein, wichtig sei dabei nur, dass immer und ständig miteinander geredet werde.
Serafin Pramsohler, Landessekretär des ASGB-Metall, gab im Tätigkeitsbericht einen ausführlichen Überblick über die Arbeitsmarktlage und die gewerkschaftliche Situation in den Südtiroler Metallbetrieben. Der Mitgliederstand konnte trotz Personalreduzierungen in manchen Betrieben und einiger Betriebsschließungen gehalten werden, stellte er fest. Im Vinschgau sei sogar ein leichter Mitgliederzuwachs zu verzeichnen gewesen.
In seinem Bericht hob der Landessekretär des ASGB-Metall auch hervor, dass gerade die Metallarbeiter im ASGB in Sachen Pflegevorsorge mutig gekämpft und in den vergangenen Monaten landesweite Grundsatzdiskussionen entfacht haben. Die Metallarbeiter hetzen nicht gegen die Pflege, sie wollen nur nicht auch noch die Pflege derer bezahlen, die sich immer schon von den Steuern davonschleichen konnten, beim Abkassieren dann aber die Ersten waren und immer noch sind, unterstrich Pramsohler.
Den Betriebsräten und Vorstandsmitgliedern dankte der Landessekretär für ihren selbstlosen Einsatz. Die Gewerkschaftsarbeit beginne im Betrieb und verlange auch Standesbewusstsein. Die Betriebsräte hätten die Verhandlungsvollmacht, die es auszuschöpfen gelte. Wir wollen Unternehmen, denen es gut geht und die auch Gewinne erzielen; beim Teilen allerdings pochen wir auf den gerechten Anteil, weil der Erfolg durch die Leistung der Arbeiter und Angestellten, durch deren Einsatz und Fleiß zustande kommt, zeigte Serafin Pramsohler selbstbewusst auf. Der neunte Gewerkschaftstag des ASGB-Metall hat mit dem Motto „Die Zukunft des Industriestandortes Südtirol" nicht nur die Sorgen um sicher Arbeitsplätze geäußert, in Anträgen und Resolutionen wurde auch zu gesellschaftspolitischen Themen Stellung bezogen. Die Ausbildung der Jugend, die Familienpolitik und die Absicherung im Alter waren genauso im Mittelpunkt, wie die wirtschaftlichen Sorgen der Metallbediensteten. Die Hinhaltetaktik der Wirtschaft bei der Erneuerung des nationalen Kollektivvertrages der Metallindustrie sowie des provinzialen Ergänzungsvertrages im Metallhandwerk wurden verurteilt.
Wahl der Vorstandsmitglieder
Die Landesversammung hat folgende Mitglieder für den Landesvorstand des ASGB-Metall gewählt: Angerer Oswald (Hoppe Laas), Gunsch Rudolf (WMH-Latsch), Holzinger Helmuth (Driveline), Huebser Johann (Leitner AG), Mairamhof Franz (Kober), Oberhofer Siegfried (Elektrisola), Pellegrini Gustav (Leitner AG), Pfattner Josef (Alupress), Plankensteiner Franz (Driveline), Pramsohler Serafin (Driveline), Rieder Josef (Götsch), Romen Josef (Alcoa Bozen), Rossi Silvana (Watts Intermes), Seeber Othmar (Elektrisola), Steckholzer Meinrad (Leitner AG), Stofner Erich (Sinter Metals), Tschenett Adalbert (Hoppe Schluderns), Treyer Josef (Durst), Willeit Peter (Birfield).
Wahl der Rechnungsprüfer
Pramstaller Karl und Unterpertinger Hubert wurden als Rechnungsprüfer bestätigt.

Handel

Feiertagsarbeit im Dezember

Für die Beschäftigten der Handelsbetriebe, welche im Dezember an den vorgesehenen Sonntagen und am 8. Dezember arbeiten, gelten folgende Bestimmungen:
Die Arbeitsleistung, die an dem als wöchentlicher Ruhetag vorgesehenen Goldenen Sonntag und am Silbernen Sonntag und am 8. Dezember erbracht wird, muss mit einem Aufschlag von 95 Prozent auf den Stundensatz vergütet werden; zusätzlich besteht für die beiden Sonntage Anspruch auf einen Ersatzruhetag unter Beachtung der geltenden gesetzlichen Bestimmungen. Für die am 8. Dezember erbrachte Arbeitsleistung wird hingegen eine höhere Anzahl von bezahlten Freistellungen gewährt.
Etwaige andere Arbeitsleistungen an Sonn- und/oder Feiertagen während des Jahres werden mit einem Aufschlag von 50 Prozent auf den Stundensatz vergütet. Der Ersatzruhetag muss innerhalb der gesetzlichen Fristen in Anspruch genommen werden. Für Arbeitnehmer, bei denen die Arbeit an Sonn- und Feiertagen der normalen Wochenarbeitszeit entspricht, da als wöchentlicher Ruhetag ein anderer Tag vorgesehen ist, gilt ein Aufschlag von 30 Prozent.