Handel

Öffentlich Bedienstete - alles Bürokraten und Privilegierte?

Selten war das Image des Öffentlichen Diensts so angeschlagen wie heute. Hartnäckig hält sich das Bild, die öffentliche Verwaltung sei „aufgebläht“ bzw. die in diesem Sektor Beschäftigten seien im Vergleich zur Privatwirtschaft rundum privilegiert. Eine Grundlagenstudie des AFI deckt nun auf: Auch im öffentlichen Dienst ist nicht alles Gold ist, was glänzt.
Der Öffentliche Dienst: Das ist ein Gebilde, in dem in Südtirol 44.300 Personen ihre Arbeit finden (Situation: 31.12.2013). Der Begriff Öffentlicher Dienst umfasst insgesamt sieben Bereiche. Die vier dominierenden sind die Bildung (darunter, vor allem Lehrer), die Verwaltung (u.a. Landesverwaltung, Gemeinden), die Sanität (u.a. Sanitätseinheiten) und die Pflege (u.a. Altersheime). Dazu kommen noch die etwas kleineren Bereiche Kultur und Sport, Beratung und die Sonderbetriebe.
Der Öffentliche Dienst ist Dienst am Menschen
Der öffentliche Dienst wird sehr oft in Verbindung mit ausufernder Bürokratie gebracht. Der genauere Blick auf die Daten zeigt jedoch, dass der Großteil der Beschäftigten „Dienst am Menschen“ erbringt. Man denke an die wertvolle Tätigkeit der Kinderbetreuung, der Bildung, der Pflege von Senioren oder der Betreuung von sozialen Randgruppen. In Zeiten der Sparpolitik ist die Versuchung groß, gerade in diesen Bereichen die Ressourcen zu kürzen. Dies wird allerdings durch zwei Faktoren erschwert. Zum einen wird bedingt durch die demographische Entwicklung der Bedarf nach Pflege sogar noch ansteigen. Zum zweiten sind Personalkürzungen gerade im Bereich der persönlichen Dienstleistungen schwierig.
Rundum privilegiert?
„Wer im Öffentlichen Dienst arbeitet ist gegenüber den Beschäftigten der Privatwirtschaft privilegiert“, so eine weitere Behauptung. Je nachdem, worauf man den Schwerpunkt legt – behaupte ich. Für den arbeitsrechtlichen Teil mag es zutreffen, zumindest für jene, die über ein unbefristetes Arbeitsverhältnis verfügen: ein fixer Job, großzügige Möglichkeiten von Freistellungen und Warteständen, ein fixes Gehalt, relativ unabhängig von der Leistung. Doch, das gilt nicht für alle im Öffentlichen Dienst. Wie eine Studie des AFI belegt, sind mittlerweile in Südtirol 22 Prozent der öffentlich Bediensteten nur mit befristeten oder Projektverträgen beschäftigt. Also, der öffentliche Dienst ist schon lange nicht mehr der Hort der Sicherheit, entgegen der geläufigen Meinung.
Willkommen bei den Lückenbüßern
Ein Merkmal des Öffentlichen Dienstes ist die starke weibliche Präsenz. Ausfälle wegen Mutterschaft, Warteständen u. ä. werden mit Ersatzkräften ausgeglichen. Dennoch muss der Öffentliche Dienst nicht von jeder Kritik ausgespart bleiben: Bedingt durch die unzureichende räumliche und berufliche Mobilität der Bediensteten, aber auch durch wechselnde politische Entscheidungen, wurden die nötige Flexibilität und neues Knowhow zu selten durch eine Reorganisation bzw. eine Aktivierung interner Ressourcen freigemacht. Vielmehr wurde auf externe Lieferanten, befristete Verträge und Projektverträge zurückgegriffen. Anders ausgedrückt: Die ausgebliebene interne Reorganisation hat dazu geführt, dass heute ein beachtlicher Teil an Beschäftigten im Öffentlichen Dienst als „Lückenbüßer“ dasteht. Das hat auch im Öffentlichen Dienst zu einer „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ geführt.
Wann ist Arbeit gute Arbeit?
Ganz allgemein muss man sich der Frage stellen: Wann ist Arbeit eigentlich gute Arbeit? Angesprochen auf die Erwartungen über ihr Berufsleben wissen Jugendliche recht genau, was ihnen wichtig ist: sich zu entfalten, etwas Sinnvolles zu tun, Eigengeninitiative zu entwickeln und Verantwortung zu übernehmen. Studien der Österreichischen Arbeiterkammer zeigen, dass die Zufriedenheit am Arbeitsplatz im Öffentlichen Dienst stets geringer eingestuft wird als in der Privatwirtschaft. Offensichtlich bietet die Privatwirtschaft gerade jene Elemente, die für die Arbeitszufriedenheit ausschlaggebend sind, in wesentlich höherem Maße als im Öffentlichen Dienst. Kurzum, die Zufriedenheit am Arbeitsplatz hat mehrere Einflussfaktoren. Sicherer Job und fixe Entlohnung sind nur zwei davon und darüber hinaus lange nicht die wichtigsten. Sieht man es in dieser Optik, sind Öffentlich Bedienstete alles andere als privilegiert. Die AFI-Studie „Atypische Arbeitsverhältnisse im Öffentlichen Dienst (2009-2013)“ kann von der Internetseite des Instituts www.afi-ipl.org heruntergeladen werden.
Zur Person
Stefan Perini, 42 Jahre alt, gebürtiger Sterzinger, wohnhaft in Klausen. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Trient arbeitet er an Projekten im Ökoinstitut Südtirol/Alto Adige und im Landesamt für Statistik (ASTAT). Im August 2000 tritt er im Wirtschaftsforschungsinstitut der Handelskammer Bozen ein. Ab 15. Oktober 2012 leitet er das AFI | Arbeitsförderungsinstitut und betreut dort die Themen Wirtschaftsentwicklung und Arbeitsmarkt.

Metall

Studienreise in die Toscana

Ein Teil der Teilnehmer stellt sich dem FotografenEin Teil der Teilnehmer stellt sich dem Fotografen

Die Fachgewerkschaft ASGB-Metall war kürzlich auf Betriebsbesuch in der Toscana. Fritz Feichter, Mitarbeiter der GKN-Driveline in Bruneck und Betriebsrat und Vorstandsmitglied des ASGB-Metall, hat im Schwesterwerk in Campi di Bisenzio in der Nähe von Florenz  einen Betriebsbesuch für den Metallvorstand organisiert.  GKN Driveline ist der führende Lieferant von Kraftübertragssystemen und – lösungen für die Automobilindustrie. GKN Driveline beschäftigt 24.000 Mitarbeiter an 56 Standorten in 22 Ländern und ist der globale Markführer auf diesem Gebiet. Das Werk in Campi di Bisenzio gibt ca. 400 Mitarbeitern Arbeit. Die Personal Managerin des Betriebes erläuterte den Teilnehmern den Aufbau und Struktur des Betriebes und betonte, dass das Werk für das Gebiet rund um Campi di Bisenzio sehr wichtig ist. Dieses Werk wurde hier vor ca. 20 Jahren von der GKN erbaut. Das alte Werk, welches in der Nähe von Florenz lag und damals noch zur Fiat Gruppe gehörte wurde von GKN gekauft und nach Campi di Bisenzio verlegt. Heute findet man an diesem Ort die Universität von Florenz. Früher wurden auch in dem alten FIAT Werk Automobilbestandteile produziert. Auch der kulturelle Teil kam bei dieser Studienreise nicht zu kurz. Die Gruppe besuchte die Hauptstadt der Toscana, Florenz mit seiner imposanten Kathedrale Santa Maria del Fiore, flanierte über den Ponte Vecchio und bewunderte die Goldschmiedekunst die dort allerorts ausgestellt ist. Am Nachmittag besuchten die Teilnehmer die Lucca, eine Provinzstadt mit ca. 90.000 Einwohnern. Die großen Plätze, die romanischen Kirchen und die mittelalterlichen Türme zeugen heute noch von der einstigen Bedeutung dieser Stadt. Ihre von vier Toren durchbrochenen Befestigungsanlagen wurden 1504 begonnen und 1645 fertiggestellt und zählten lange zu den bemerkenswertesten Italiens. Sie sind heute noch gut erhalten und tragen eine von Bäumen gesäumte Promenade. Bei der Heimfahrt machten die Metaller noch in Brenzone am Gardasee eine Mittagspause und traten dann, voll von schönen Eindrücken, die Heimreise an.