Kommentar
Tony Tschenett

50 Jahre ASGB - Mitreden lohnt sich

Tony TschenettTony Tschenett

Unsere Gewerkschaft feiert heuer ihr 50jähriges Bestehen. Der ASGB hat das gewerkschaftliche und soziale Erscheinungsbild Südtirols in dieser Zeit grundlegend geprägt. Unsere Vorgänger haben gekämpft und gestritten um unserer Arbeiterschaft Menschenwürde, soziale Sicherheit und Zukunftsperspektiven zu geben. Sie haben Rechte errungen, die in der damaligen Südtiroler Gesellschaft keineswegs selbstverständlich waren.

Jetzt sind wir 50 Jahre alt. Wir werden heute als Partner von allen ernst genommen. Wir haben in den 50 Jahren viel an Erfahrungen, gute und weniger gute, gesammelt und eine Grundlage geschaffen, auf der wiraufbauen können. Der Arbeiterschaft und dem ASGB ist in all diesen Jahren nichts geschenkt worden. Wir mussten um alles mühsam kämpfen. Die Gleichstellung mit den anderen Gewerkschaften stellt heute noch immer einen Zankapfel dar. Aber wenn wir nach 50 Jahren ein Resümee ziehen, können wir auch sagen, dass sich das Mitreden gelohnt hat und das gibt uns die Kraft und den Mut weiter zu machen.Wir haben viele junge Leute die sich mit Freude engagieren und viel Einsatz zeigen.

Wir werden auch in Zukunft mitreden und unsere Meinung zu den verschiedensten Themen kund tun, die die Arbeiterschaft betreffen. Wir werden mitreden wenn Rechte der arbeitenden Bevölkerung in Gefahr geraten, wir werden mitreden, wenn es um die Verteilung der öffentlichen Geldmittel geht und wir werden mitreden, wenn es um die Ausbildung unserer Kinder und unserer Jugend geht.
Abschließend danke in allen, die am Aufbau und am Ausbau des ASGB in diesen fünfzig Jahren beigetragen haben.


Euer
Tony Tschenett
Vorsitzender des ASGB

Aktuell

50 Jahre ASGB

Am 14. September dieses Jahres wird der ASGB 50 Jahre alt. Zu diesem Anlass werden wir in den AKTIV-Ausgaben 2014 Interviews mit den ehemaligen Landesobmännern führen. Der erste Obmann Franz Plaickner ist vor einigen Jahren verstorben, deshalb beginnen wir die Interviewreihe mit Dr. Hans Egger. Dieser wurde am 10. Mai 1969 vom Landesvorstand des ASGB nach dem Rücktritt von Franz Plaickner zum Vorsitzenden gewählt. Nun einige Fragen an den Kollegen Hans Egger:

Dr. Hans EggerDr. Hans Egger

Aktiv: Welche besonderen Probleme hat es damals in der Organisation des ASGB gegeben?

Hans Egger: Der ASGB war Ende der 60iger Jahre noch immer in der Aufbauphase. Man war ständig bemüht, die notwendigen Finanzmittel zu finden um die laufenden Spesen decken zu können. Ohne die tatkräftige Unterstützung vor allem des Österreichischen Gewerkschaftsbundes sowohl in finanzieller als auch in technischer und ausbildungsmäßiger Hinsicht, hätten wir sicher nicht überleben können.

Aktiv: Wie haben damals die Organe (Landesvorstand, Landesleitung) funktioniert?

Hans Egger: Die Sitzungen des Landesvorstandes und der Landesleitung haben an Samstagen und Sonntagen und auch an Werktagen, aber dann mit Beginn um 19.00 Uhr stattgefunden. Die Mitglieder haben mit viel Idealismus mitgearbeitet. Am Ende der Sitzungen am Samstag oder Sonntag hat es dann gewöhnlich ein belegtes Brot gegeben. Für ein Essen im Gasthaus hätte das Geld nie gereicht.

Aktiv: Wiewaren die Fachgewerkschaften organisiert?

Hans Egger: Es hat bereits Ansätze zu eigenen Fachsekretären gegeben. Aber alles war noch in den Kinderschuhen. So kann ich mich noch gut daran erinnern, mit dem Landesobmann der Gewerkschaft Gemeindebedienstete Südtirol bereist zu haben, um das Interesse dieser Gruppe Arbeitnehmer für den ASGB in Versammlungen zu gewinnen und um Probleme vor Ort besser kennen zu lernen und dann entsprechend vertreten bzw. lösen zu können. Diese Versammlungen wurden grundsätzlich am Abend gehalten. Damals gab es ja noch keine Freistellungen für Gewerkschaftstätigkeit. Es wurde sehr viel unentgeltlich und ehrenamtlich gearbeitet.

Aktiv: Wie wurde der 1.Mai gefeiert?

Hans Egger: Der ASGB war ja noch eine kleine Organisation. Uns war bewusst, dass der 1. Mai gebührend gefeiert werden musste. So haben wir für einige Male gemeinsam mit der UIL den 1. Mai gefeiert. Die erste 1.Mai-Feier des ASGB hat dann auf Schloss Sigmundskron stattgefunden und zwar mit dem Novum, zur Feier auch die Familienangehörigen einzuladen. Diese Neuheit wurde von allen begrüßt, sodass aus dem 1. Mai als ursprünglicher Kampftag ein Familienfest wurde.

Aktiv: Wie war die allgemeine wirtschaftliche Situation in Südtirol zu jener Zeit?

Hans Egger: Südtirol stand an der Schwelle von einem Auswandererland zu einem Zuwandererland zu werden. Die Politik hatte die Voraussetzungen für Industrieansiedlungen auch in der Peripherie geschaffen und so konnten Arbeitsplätze geschaffen und die Auswanderung gestoppt werden.