Handel

Allianz für den freien Sonntag im Handel

Der Sonntag gehört der Familie, dient dem Einzelnen zur Erholung und zur Pflege der sozialen Kontakte mit Freunden, Bekannten und Verwandten und ermöglicht es, sich am Vereinsleben zu beteiligen. Daher sollte der Sonntag nicht dem Konsum geopfert werden.
Der ASGB hält daran fest, dass es Sonntagsarbeit nur in den Bereichen der unverzichtbaren öffentlichen Dienste wie Sanität, Transport, öffentliche Sicherheit und ähnliche Dienste geben darf. Die Öffnung der Geschäfte am Sonntag stellt hingegen keinen unverzichtbaren Dienst an der Gesellschaft dar.
Trotzdem ist dies leider heute in Südtirol, vor allem in Zentren wie Bozen und Meran, bereits Realität, was in erster Linie der Regierung Monti zu verdanken ist, die italienweit die Öffnungszeiten im Handel gänzlich liberalisiert hat. Für Südtirol hat diese Entscheidung Roms weitreichende Nachteile: viele Beschäftigte, vor allem Frauen, müssen an immer mehr Sonntagen und Feiertagen im Jahr arbeiten, wodurch das Familienleben und die sozialen Kontakte eingeschränkt werden. Zudem entsteht durch die willkürlichen Öffnungszeiten ein übermäßiger Konkurrenzdruck für den traditionellen Kleinhandel in Südtirol, wodurch auch Arbeitsplätze gefährdet sind.
Daher unterstützt der ASGB die Sensibilisierungsaktion der „Allianz für den freien Sonntag“ in Südtirol und ist gemeinsam mit den anderen Gewerkschaften, dem KVW, der Diözese Bozen-Brixen und dem Handels- und Dienstleistungsverband (hds) selbst Teil der Allianz.
Ziel der Allianz für den freien Sonntag ist es, in Verhandlungen mit der Politik Maßnahmen zur Eingrenzung der Sonn- und Feiertagsarbeit im Südtiroler Handel zu erwirken und gleichzeitig die Bevölkerung dafür zu sensibilisieren, dass sie auf das Einkaufen an Sonntagen und Feiertagen verzichtet. Sonntagsarbeit im Handel ist kein Fortschritt für die Gesellschaft. Sie bringt weder Umsatzsteigerungen noch Preissenkungen, dafür aber höhere Kosten und schlechtere Arbeitsbedingungen. In anderen Ländern Europas ist man wieder zur Sonntagschließungzurückgekehrt. Der wichtigste Faktor ist aber das Konsumentenverhalten: wird das Angebot der Sonntagsöffnung vom Kunden nicht genutzt, werden die Befürworter der Sonntagsarbeit im Handel umdenken müssen. Daher ruft der ASGB die Südtirolerinnen und Südtiroler auf, nicht an Sonn- und Feiertagen einzukaufen!

Landesbedienstete

Die Zukunft desöffentlichen Dienstes

Hier werden in unregelmäßigen Abständen Interviews zu aktuellen politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Themen veröffentlicht. In dieser Ausgabe veröffentlihen wir ein Interview mit dem Direktor der Landesabteilung Personal, Dr. Engelbert Schaller.

Engelbert SchallerEngelbert Schaller

ASGB-LB: Was erwarten Sie sich von der neuen Landesregierung in Bezug auf die Personalpolitik?

Dr. Schaller: In erster Linie erwarte ich mir, dass unsere primäre Kompetenz im Bereich der Personalordnung wiederum voll gewährleistet wird. Leider müssen wir feststellen, dass die Regierungin Rom und der Verfassungsgerichtshof unsere primäre Kompetenz einfach ignorieren. Weiters erwarte ich mir, dass die Landesregierung angesichts des angespannten Arbeitsmarktes und des geplanten Generationenpaktes den vom Landesgesetzgeber vorgegebenen Stellenabbau sanfter umsetzt. Ich erwarte mir auch, dass das Land endlich vom Staat, wie mit Staatsgesetz bereit geplant, die volle Kompetenz für die Abfertigung erhält, um die Abfertigung gleich berechnen zu können, wie dies im privaten Arbeitsrecht der Fall ist. Dadurch würde auch vermieden, dass an die Pensionskasse weiterhin die entsprechenden Sozialabgaben zu zahlen sind. Gleichzeitig könnte der gesamte anreifende Anteil der Abfertigung, sofern es die Bediensteten wünschen, an den Rentenfonds überwiesen werden, um das zweite Standbein der Altersversorgung zu verstärken.

ASGB-LB: Was heißt für Sie Sozialpartnerschaft?

Dr. Schaller: Sozialpartnerschaft bedeutet für mich, dass sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter auf gemeinsame Ziele einigen, die für Arbeitgeber und Arbeitnehmer vertretbar sind. Dies erfordert ethisches Verhalten von beiden Seiten.

ASGB-LB: Besteht Ihrer Ansicht nach weiterhin die Gefahr, dass bestimmte Landesdienste privatisiert werden könnten?

Dr. Schaller: Diese Gefahr besteht nur in einem sehr beschränkten Ausmaß.

ASGB-LB: Rückblickend, was schätzen Sie könnte/sollte man in der Personalpolitik in Zukunft vermeiden?

Dr. Schaller: Ich binkein Personalpolitiker, sondern Personalverwalter. Fakt ist, dass das Land in der Personalpolitik gegenüber dem privaten Sektor bisher eine Vorreiterrolle spielte. Die Unterschiede zur Privatwirtschaft sollen nicht weiter ausgebaut werden, da dies in Krisenzeiten nachteilige Auswirkungen auf das Image des Landespersonals hat.

ASGB-LB: Was kann man in Zeiten knapper werdender Ressourcen an der öffentlichen Verwaltung verbessern, ohne Arbeitsplätze zu kürzen, um den Bürgern weiterhin einen angemessen Dienst bieten zu können?

Dr. Schaller: Es geht vor allem darum, unnötige Bürokratie abzubauen und durch effiziente Verwaltungsabläufe die Kunden vom Nutzen jener Bürokratie zu überzeugen, die auch in einer modernen Verwaltung vertretbar ist. Unnötige Bürokratie erfordert unnötige Personalressourcen, weshalb die Kürzung von Arbeitsplätzen nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann, außer es werden neue Dienste übernommen. Eine eventuelle Kürzung von Arbeitsplätzen soll aber nicht auf dem Rücken des im Dienst stehenden Personals erfolgen.

ASGB-LB: Was sollte an der Personalverwaltung noch unbedingt geändert werden? Was möchten Sie unseren Lesern mitteilen?

Dr. Schaller: Die Personalverwaltung des Landespersonals und des Lehrpersonals der Schulen staatlicher Art sollte endlich zusammengelegt werden. Die Dienstleistungen sind in manchen Bereichen der Personalverwaltung zu optimieren. Angesichts der Wirtschaftskrise sollten wir uns imöffentlichen Dienst verstärkt flächendeckend für ein gutes Arbeitsklima, für angemessene Arbeitsbedingungen (z.B. Vereinbarung Familie und Beruf), und für noch mehr Weiterbildung einsetzen.

Sehr geehrter Dr. Schaller vielen Dank für dieses Gespräch und die Zusammenarbeit.