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Besuch des Geschäftsführers Ing. Sarmi in Südtirol

Keine gute Figur hat der beauftragte Geschäftsführer Ing. Sarmi anläßlich seines Besuches, Mitte November, in Südtirol gemacht. Der Ex Siemens Manager und von Alleanza Nazionale ernannte Geschäftsführer der italienischen Post hat nämlich keinerlei Interesse an einem Treffen mit den lokalen Gewerkschaftsvertretern geäußert, obwohl vom Landeshauptmann und dem Kammerabgeordneten Hans Widmann ausdrücklich auf dessen Nützlichkeit hingewiesen wurde.
Hut ab vor dem vormaligen Geschäftsführer Dr. Passera, dieser hatte sich nicht nur Zeit für eine persönliche Aussprache mit allen lokalen Gewerkschaftsvertretern und dem ASGB genommen sondern hat sich auch dadurch ausgezeichnet, daß es unter seiner Regie zu einer beinahe vollendeten Sanierung des Postbetriebes, ohne Kahlschlag der Postämter und Entlassungen, gekommen war. Wenn dies der neue Wind aus Rom ist, dann Mahlzeit! Gäbe es doch mehr als genug äußerst wichtige Probleme mit den Gewerkschaften zu besprechen welche schlußendlich nicht nur Südtirol, sondern den gesamten Postbetrieb betreffen.
Der ASGB wird es sich jedenfalls nicht nehmen lassen, dem Geschäftsführer und dem neuen Personalchef Dr. Picucci mittels unserem Freund, Kammerabgeordneten Hans Widmann, unseren Forderungskatalog zuzustellen.
Zweisprachigkeitszulage
Das Problem der Auszahlung der Zweisprachigkeitszulage ist weiterhin ungeklärt. Von Monat zu Monat werden die Postbediensteten in Ungewißheit gehalten; beinahe ständig hört man, die Postverwaltung würde die Auszahlung einstellen und im letzten Moment wird diese dann „provisorisch" doch wieder weitergezahlt. Außerdem bleibt das Problem der Anpassung des Betrages an die Inflation ungelöst, welche bereits alle anderen Verwaltungen des öffentlichen Dienstes beschlossen haben. Bei eventuellen Neueinstellungen würde, laut Postdirektion Bozen, die Zweisprachigkeitszulage auf keinen Fall mehr ausgezahlt werden, was absolut nicht geduldet werden kann. Die Auszahlung der Zweisprachigkeitszulage muß endlich im gesamtstaatlichen Arbeitskollektivvertrag und zwar als Grundlohnelement, verankert werden, damit diese auch für die Abfertigung und Rentenberechnung berücksichtigt werden kann. Hier sind die Kollegen der Konföderierten gefordert, welche ja immer gern darauf hinweisen, daß der ASGB an den Verhandlungen in Rom nicht teilnehmen könne, endlich zu beweisen, welches Verhandlungsgewicht sie in Rom haben! Bei der Eisenbahn, welche sich in einer ähnlichen Privatisierungssituation befindet wie die Post, ist es dank einer starken gewerkschaftlichen Präsenz des ASGB schon im ersten Arbeitskollektivvertrag nach der Privatisierung gelungen, diese Verankerung vorzunehmen. Damit zeigt sich einmal mehr, daß die Anliegen der Südtiroler Bediensteten insbesondere im autonomiepolitischen Bereich des Arbeitskollektivvertrages nur dann von den Konföderierten ernst genommen werden, wenn innerhalb des Betriebes eine starke Präsenz des ASGB vorhanden ist. Wir fordern daher alle Bediensteten auf, in ihrem ureigenen Interesse, den ASGB zu unterstützen und durch einen Beitritt zu stärken, damit die Interessen der Südtiroler Bediensteten endlich ernst genommen werden.
Zusatzrentenfonds
Der ASGB verlangt von der Postverwaltung ein Abkommen mit Pensplan zur Ermöglichung des Beitrittes im Laborfonds, analog wie es von der Telecom in Südtirol vorexerziert wurde.
Proporz
Der Proporz darf trotz weiterer Auslagerungs- und Privatisierungsprozesse nicht in Frage gestellt werden.
Stellenplan
Die Unterbesetzung des Stellenplanes muß durch Neueinstellungen sowohl im Zustellungs- als auch im Schalterbereich, rasch behoben werden, da ansonsten nicht einmal das kollektivvertragliche Grundrecht des Personals auf Urlaub, gesichert ist und die zeitweilige Schließung der kleinen Postämter im Sommer, dem Image der Post schweren Schaden zufügt.
Postorganisation
Die Umstrukturierung der Postverwaltung sieht die Zusammenlegung der Verwaltung des Personals und des Postdienstes in Makroregionen vor. Der Geschäftsführer Ing. Sarmi hat zwar versprochen, daß dies für Südtirol nicht gelten würde, aber auf jeden Fall empfiehlt es sich wachsam zu sein, damit es nicht zu einer schleichenden Aushöhlung der Befugnisse der Postdirektion Bozen kommt, da die spezifischen Probleme des Postdienstes in Südtirol nur lokal verstanden und somit behoben werden können.
Postverteilerzentrale
Die Zuständigkeiten der Postverteilerzentrale in Bozen sollen abgebaut werden. Der ASGB fordert hingegen einen Ausbau derselben mit der Zuweisung neuer bzw. bereits früher ausgelagerter Aufgaben, wie die Bearbeitung und Verteilung der aus Deutschland nach Italien gesendeten Korrespondenz.
Strategische Ausrichtung
Wie aus der Presse zu erfahren war, ist eine neue strategische Ausrichtung der Post geplant. Diese soll nicht mehr direkt mit den Banken konkurrieren sondern eine Zusammenarbeit mit diesen suchen, wobei der zukünftige Schwerpunkt auf das Angebot von Dienstleistungen in Synergie mit der öffentlichen Verwaltung gelegt werden soll (Ausdruck von Bescheinigungen, Front Office für verschiedene öff. Verwaltungen – siehe „Sanierung der Einwanderer" - , Beratungen bzw. Entgegennahme von Gesuchen usw.). Dieser Punkt läßt uns sehr skeptisch werden, da in Südtirol die öffentliche Verwaltung gut funktioniert und ein kapillares Netz von Patronaten und anderen kostenlosen Bürgerschaltern besteht, welche der Post wenig Spielraum lassen daraus ein Geschäft zu machen. Gleichzeitig wird die positive Geschäftsentwicklung im Postbankbereich, welche trotz allen Anfangsschwierigkeiten erfolgreich war, abgebremst. Die neue strategische Ausrichtung, also in Südtirol nur ein Flop? Wer die Statistik anschaut sieht gleich, daß der Postdienst in Südtirol in erster Linie den sogenannten Universaldienst, im Sinne einer öffentlichen Dienstleistung abdeckt. Die Postbearbeitung ist doppelt so umfangreich wie jene in der Provinz Trient, während der Postbankdienst, im Verhältnis zum gesamtstaatlichen Durchschnitt und durch die effiziente Konkurrenz der Raiffeisenkassen, deutlich unterentwickelt ist. Insofern verspricht auch die strategische Neuausrichtung, auf Grund der oben beschriebenen besonderen Situation in Südtirol, nicht gerade ein Erfolg zu werden.
Welche Lösung
Dolomitentitel vom 22.10.2002: – „Post zum Land: Der Ruf wird lauter" –
Laut Kammerabgeordneten Hans Widmann wird dieser Ruf unter den Postbediensteten immer lauter. Nur allzu verständlich, wenn man genannte Probleme einer genauen Analyse unterzieht.
Aus all den genannten Gründen, welche mittelfristig zu einem Personalabbau und einer massiven Schließung von Postämtern führen könnten, ersuchen wir die Landesregierung sich dieses Problems anzunehmen und über eine Übernahme durch das Land, zumindest des sogenannten Universaldienstes, nachzudenken. Der ASGB hat diesbezüglich bereits einen Brief an Landeshauptmann Durnwalder geschrieben und erwartet sich eine starke Rückmeldung von Seiten der Postbediensteten, um mit gestärktem Rücken Verhandlungen aufnehmen zu können. •

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Aussprache mit Dr. Mazzotta, Dr. Romeo und der Postdirektion Bozen am 21.11.2002

Als Ersatz für das nicht stattgefundene Gespräch mit dem Geschäftsführer Ing. Sarmi hat uns die Postdirektion Bozen am 21.11.2002 zu einer Aussprache mit dem Verantwortlichen Personalchef der Makroregion Nordost Dr. Luigi Mazzotta und dem Verantwortlichen für die Gewerkschaftsbeziehungen Dr. Romeo eingeladen.
Zweisprachigkeitszulage: Die Postdirektion Bozen und Personalchef Dr. Mazzotta können die über die Presse verbreiteten Gerüchte über einen Abänderungsantrag im Finanzgesetz, welcher für das ganze nächste Jahr die Auszahlung der Zweisprachigkeitszulage absichern soll NICHT bestätigen. Somit bleibt dieses Problem weiterhin ungelöst.
Einvernehmensprotokoll zwischen Land Südtirol und Italienischer Post: In einem vom Landeshauptmann Dr. Durnwalder und Geschäftsführer Ing. Sarmi unterschriebenen Einvernehmensprotokoll beschließen beide Seiten eine stärkere Zusammenarbeit. So verkündet darin das Land Südtirol in Zukunft vermehrt auf sogenannte postalische Qualitätsprodukte wie „posta prioritaria, raccomandata und assicurata" zurückzugreifen und die Nutzung dieser Produkte durch die Landesverwaltung, die Lokalkörperschaften und weiteren vom Land kontrollierten öffentlichen Verwaltungen zu fördern. Weiters sollen bei den Postämtern Dokumente und Genehmigungen angefordert und an den Kunden direkt zugestellt werden können. In Zukunft soll es auch möglich sein ärztliche Befunde direkt am Wohnsitz mittels Postsendung zu erhalten. Das Land Südtirol verspricht sich dafür einzusetzen, daß alle Gemeinden mit bis zu 8.000 Einwohnern mit der Post ein Abkommen über ein Paket an Postdiensten, welches z. B. die Zusendung des Gemeindeblattes und die Nutzung einer Mitteilungstafel bei den jeweiligen Postämtern vorsieht, abschließen.
Laut Dr. Mazzotta würde dieses Abkommen die Probleme der mangelnden Rentabilität der Post in Südtirol zum Großteil lösen und es dürfte deshalb auch bei der Auszahlung der Zweisprachigkeitszulage keine Probleme mehr geben.
Auf unsere Rückfrage, ob diesbezüglich ein direkter vertraglicher Zusammenhang, im Sinne einer Verpflichtung der Postverwaltung hergestellt wurde, wurde allerdings mit Nein geantwortet.
Postverwaltung und Organisation in Südtirol: Dr. Mazzotta bestätigt, daß die römische Zentralverwaltung eine Neuorganisation der Post und eine Verringerung der bisherigen 15 Regionaldirektionen auf neun durch Zusammenschließung mehrerer Regionen in Makroregionen beschlossen hat. Die Zusammenlegung der Postdirektion Bozen mit jener des Gebietes Nordost würde aber laut Dr. Mazzotta zu keiner Kompetenzbeschneidung in Bozen führen.
Neuaufnahmen: Neuaufnahmen werden durch Filialdirektor Dr. Unterkircher kategorisch ausgeschlossen, da seiner Meinung nach mehr als genug Personal zur Verfügung stünde. Auf unseren Einwand, daß in diesem Sommer einige Postämter zur turnusmäßigen Schließung gezwungen waren um dem Personal die Möglichkeit zu geben den Sommerurlaub zu genießen und daß dies dem Image der Post schweren Schaden zufügen würde reagierte Dr. Mazzotta mit Erstaunen und notierte sich sofort diese Tatsache. Filialdirektor Dr. Unterkircher entschuldigte den „kurzfristigen" Personalmangel mit der diesjährigen Konzentration der Ausbildungskurse, worauf wir sofort mit dem Einwand konterten, daß ein moderner Postbetrieb wohl auch in Zukunft nicht auf eine fortdauernde Aus- und Weiterbildung verzichten können wird.
Zusatzrentenfonds: Auf unsere Rückfrage über die aktuelle Situation gibt Dr. Romeo bekannt, daß einige Tage vorher ein gesamtstaatliches Abkommen unterzeichnet wurde. Wir haben deshalb die Gelegenheit genutzt und Dr. Mazzotta und Dr. Romeo über den regionalen Zusatzrentenfonds informiert und gleichzeitig ersucht die Angelegenheit zu studieren um auch den Postbediensteten in der Region Trentino Südtirol den Beitritt zum Laborfonds, auf freiwilliger Basis, zu ermöglichen. Anscheinend war unsere „Werbung" für den regionalen Zusatzrentenfonds so erfolgreich, daß sich schlußendlich sogar Dr. Romeo, scherzhalber, darüber informiert hat, ob er, obwohl im Veneto ansässig, nicht auch dem Laborfonds beitreten könne, was wir leider verneinen mußten. •