Verbrauchertelegramm

Ab ins Fitness-Studio?

Wer sich in einem einschlägigen Studio gegen Bezahlung fit machen lässt, sollte ein paar Tipps beachten. Denn nicht jedes Studio hält was es verspricht, und nicht jedes Fitness-Programm kommt unseren Bedürfnissen entgegen. Worauf also ist zu achten, um nicht unnötig Geld auszugeben und um das Programm nicht auf halbemWege abzubrechen?
Buchen Sie eine Probestunde zur Spitzenzeit, so können Sie am besten kontrollieren, wie der Betrieb läuft, wie die TrainerInnen und das Betreuungspersonal arbeiten.
Klären Sie ab, ob das Studio gegen Unfälle versichert ist!
Wie sieht es mit der Hygiene aus? (WC, Duschen, Umkleidekabinen, Geräte)
Die Beleuchtung und Belichtung und das Raumklima: die Räume müssen hoch und gut belüftet sein, befinden sie sich im Untergeschoss, so müssen sie über eine Belüftungsanlage verfügen.
Werfen Sie auch einen Blick auf die Hausordnung – diese spricht manchmal Bände …
Normalerweise ist in den Klauseln des Vertrages mit einem Fitnessstudio kein Rücktrittsrecht vorgesehen. Dadurch müssen Sie auch weiterzahlen, wenn Sie – aus unvorhergesehnen Gründen - das Studio nicht mehr besuchen. Und: einige Studios bieten Jahresverträge an, diemehrere Monate vor Fälligkeit schriftlich gekündigt werden müssen, da sie sich ansonsten um ein weiteres Jahr verlängern. Also Vorsicht bei der Unterzeichnung!

Weitere Tipps in Sachen „Fitness-Studio“ finden
Sie im entsprechenden Infoblatt der VZS,
erhältlich in den Geschäftsstellen oder online auf
www.verbraucherzentrale.it.

Thema

Morbus Alzheimer– die „zukünftige“
Volkskrankheit Nr. 1 und die
Erwartungen der Pharmakonzerne

Bei der Entwicklung eines wirkungsvollen Medikamentes geht es nicht nur darum, dieser Erkrankung Einhalt zu gebieten, sondern sie verspricht auch ein lohnendes Geschäft für die Pharmaindustrie. Sie liefert sich ein spektakuläres Rennen, denn dem Gewinner winken Milliardenprofite. Dies ist eine Zusammenfassung eines Artikels aus dem Manager – Magazin 2/2013 mit dem Titel „Goldener Schuss“.
Es ist bekannt, dass die Pharmaindustrie viel Geld mit den Krankheiten der Menschheit macht, jedoch die Gewinne, die bei einer erfolgreicher Forschung der Pharmakonzerne um das erste Alzheimer-Medikament zu erwarten ist,übersteigen alle Vorstellungen.
Folgende Schlagzeilen über die Krankheitsfälle und Kosten lassen auch aufgrund der demografischen Entwicklung aufhorchen:
35 Millionen Menschen leiden heute an Alzheimer
65 Millionen Menschen werden es im Jahr 2030 sein
115 Millionen Menschen im Jahr 2050
600 Millionen Dollar betragen heute schon die Folgekosten dieser Krankheit, verursacht durch Behandlung, Pflege und Produktionsausfall;
1 Milliarde Dollar kostet die Entwicklung des ersten wirksamen Medikamentes;
20 Milliarden Dollar Umsatz im Jahr kann laut Analystenein solches Medikament einbringen.
In über 100 Alzheimerprojekten wird derzeit in Kliniken und Labors gearbeitet. Beim Wettlauf um den Gewinn bringen schon Gerüchte über Erfolge oder Misserfolge die Börse in Bewegung, die Aktienkurven springen wie Gummibälle auf und ab. Alzheimer ist somit schon heute ein gewinnbringender Markt, wie es der französische Lebensmittelriese Danone erst kürzlich bewiesen hat. Sein Nahrungsergänzungsmittel Suavenaid soll die Abwehrkräfte der Gehirnzellen stärken und somit vorbeugend gegen Gedächtnisverlust wirken. Kein Vorsorgesystem konnte bis heute den Verfall der Persönlichkeit durch den Gedächtnisverlust bremsen oder stoppen, allenfalls konnten nur Symptome gelindert werden, aber den Krankheitsverlauf nicht aufhalten.
Pharmagiganten, wie der Schweizer Roche-Konzern, amerikanische Konzerne, wie Pfizer, Merck und Eli Lilly liefern sich eine Materialschlacht nach dem Motto„Alles oder nichts“. Auslöser dieses Wettrennens ist Konrad Beyreuther, heute 71 Jahre alt und der renommierteste Hirnforscher in Deutschland. Er und sein Kollege Master entdeckten das Gen, das beim Menschen die Produktion des tödlichen Beta-Amyloid-Proteins auslöst und zu dieser schlimmen Krankheit führt.
Roche beschäftigt sich seit Jahren an der Forschung eines wirksamen Medikamentes, ebenso Eli Lilly, ein amerikanischer Konzern, der den anderen durch die Entwicklung des erfolgversprechenden Basismoleküls LY2062430 weit voraus schien. Dieses Basismolekül schaffte es, sich an die toxischen Eiweißpartikel anzudocken und sie abzutransportieren. Die Amerikaner gingen aber bei der Auswertung der Testpersonen ganz andere Wege. Um Kosten zu sparen, verzichteten sie auf aufwendigen Untersuchungen der Testpersonen, sondern benutzten die sogenannten Biomarker, die sie im Labor ausBlut und Rückenmarkflüssigkeit ermittelten. Eine Methode, die weniger aussagekräftige Daten liefert, dafür aber um einiges billiger ist. Ein Deal mit der Private-Equity-Firma TPG finanzierte zusätzlich mit 325 Millionen Dollar die klinische Erprobung. Bei Erfolg winkte eine Prämie von 330 Millionen Dollar, außerdem wollte sich die TPG in den ersten acht Jahren der Markteinführung des Medikamentes mit einem einstelligen Prozentsatz an dem Umsatz beteiligen. Die Versicherungspolizze verlor mit der Veröffentlichung der klinischen Studie im vergangen August rasant an Wert, als die Forscher zugeben mussten, dass sie ihr selbstgestecktes Ziel nicht erreicht haben. Die Auswertung schien ein Fehlschlag zu sein, das Medikament blieb bei Alzheimererkrankten im fortgeschrittenen Stadium wirkungslos. Hingegen verbesserten sich die Gedächtnisleistungen jener Patienten, welche nur über leichte Symptome klagten, also sich im Anfangsstadium der Erkrankung befanden. Dieser Teil­erfolg ist noch bei keinem anderen Medikament erreicht worden, daher steht diese Erkenntnis bei der Weiterforschung eines wirksameren Medikamentes im Mittelpunkt.
Diese Studien können noch Jahre dauern, niemand traut sich mehr, eine Prognose abzugeben. 500 Millionen möglichen Umsatzes pro Jahr schätzte einst der Alteigentümer Bayer. Mit dem indischen Millionär Ajay Piramal als Investor wurde ein selbständiges Unternehmen gegründet, das den Durchbruch durch ein spezielles Tomografie-Verfahren erreichen will. Mit dieser Methode werden die schädlichen Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn zehn bis 15 Jahre bevor sich die Krankheit durch die ersten Symptome zeigt, erkannt. Irreversible Schäden könnten dadurch verhindert werden.
Der Deutschfranzose, Oliver Litzka, Teilhaber der Pariser Venture-Rotschild-Investment-Partners sucht nach vielversprechende Unternehmen in Biotech und Medizintechnik. Er kauft sich günstig in die „Start-up“ (neue Unternehmen) ein, baut diese ein paar Jahre auf, um sie später um ein Vielfaches des ursprünglichen Wertes zu verkaufen. Mit einem dicken Regelbuch legt er fest, in welchen Unternehmen investiert werden soll und wie die Risiken untereinander ausbalanciert werden können. Es ist für ihn viel günstiger, eine Firma mit einem viel versprechenden Wirkstoff aufzukaufen, als sich selbst mit der Forschung zu befassen. Seinen interessantesten Kandidaten scheint er gefunden zu haben und zwar ein „Spin-off“ der Universität Jena. Der Unternehmungsgründer Hans Ulrich Demuth entdeckte ein winziges Protein, dass das gefährliche Beta-Amyloid im Gehirn verklebt. Seit zehn Jahren versucht er nun diese Verklumpung zu verhindern, so dass eine Ablagerung und ein Ausfall der Neuronen gar nicht entstehen können. Zwei erfolgversprechende Wirkstoffe hat er gefunden. Normalerweise wäre dies der Zeitpunkt, die Firma an einen größeren Pharmakonzern zu verkaufen. Doch dies soll durch eine weitere, sehr teure klinische Erprobung erst in einem zweiten Moment geschehen, denn im Erfolgsfall erwartet sich Litzka einen noch größeren Wertzuwachs des Unternehmens. Aus diesem Grundwurde die Grundlagenforschung eingestellt, viele Mitarbeiter wurden entlassen und es wird um frisches Geld für eine erfolgreiche Versuchsreihe geworben. Litzka hat bis jetzt 9,5 Millionen Euro investiert, 70 bis 100 Millionen winken ihm in ein paar Jahren, wenn sein Kalkül aufgeht und das Medikament wirklich erfolgreich ist. So testet auch das Schweizer Unternehmen Roche drei Wirkstoffe an mehreren hundert Patienten. Der Antikörper „Gantenerumab“ wird vor allem in einem frühen Stadium der Krankheit eingesetzt, denn man hat längst erkannt, dass die Schädigung des Gehirns durch die toxischen Eiweißpartikeln nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.
Somit ist klar, dieses Wettrennen gewinnt jener Pharmakonzern, dem es gelingt, ein Medikament zu entwickeln, das eine Ablagerung der Beta-Amyloid im Gehirn verhindert lange bevor die Krankheit auf Grund seiner Symptome bemerkt wird.
Interessant ist auch die Vorsorgemethode des Pioniers auf dem Gebiet der Gehirnforschung Beyreuther,dem als über 70 jährigen nur allzu gut die Möglichkeit einer eigenen Erkrankung an Alzheimer bekannt ist. Er macht täglich in der Früh Kniebeugen, abwechselnd, mit dem rechten und dann mit dem linken Bein. Gleichzeitig zählt er rückwärts die Siebener Reihe von 350 bis Null. „Gehirntraining und Bewegung zur gleichen Zeit, es gibt keine bessere Prophylaxe“, davon ist er fest überzeugt.