kommentar
Tony Tschenett

Wir lassen nicht locker

„Ich habe Angst, dass wir die Vollbeschäftigung in Südtirol nicht mehr aufrecht erhalten können, und auch die Jugendarbeitslosigkeit liege bereits über dem Durchschnitt" betonte Landeshauptmann Luis Durnwalder kürzlich.
In den letzten Jahren hat der ASGB vermehrt darauf hingewiesen, dass die Vollbeschäftigung in Südtirol in Gefahr ist, dass wir vor allem unter den Jugendlichen immer öfter prekäre Arbeitsverhältnisse in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst haben, und dass die Kaufkraft der Lohnabhängigen und Rentner im Sinken ist. Durch die im vergangenen Jahr von der italienischen Regierung vorgenommenen Sparpakete wird die Armut in unserem Land noch weiter steigen, wenn wir nicht gegensteuern.
Gegensteuern heißt für den ASGB:
1. Der Südtiroler Landeshaushalt: dieser muss zusammen mit den Sozialpartnern überprüft werden, mit dem Ziel, die Effizienz zu erhöhen und Verschwendungen jeglicher Art zu vermeiden um dadurch die Steuern für die Bürger zu reduzieren.
2. Jugendarbeitslosigkeit und prekäre Arbeitsverhältnisse: wir müssen das neue staatliche Lehrlingsgesetz anpassen, um die Ausbildung der Lehrlinge zu garantieren und dadurch die Projektverträge zurückzudrängen. Außerdem sollte vermehrt in die Ausbildung hochqualifizierter Fachkräfte im produzierenden Gewerbe investiert und das Bildungsangebot an das Arbeitsplatzangebot angepasst werden. Man muss die Jugendlichen informieren, dass die Nachfrage an Arbeitskräften in gewissen Berufen stark rückläufig sein wird.
3. Es braucht neue Arbeitszeitformen für altersgerechte Arbeit, da die Menschen durch die neue Pensionsreform länger arbeiten müssen. Außerdem braucht es konkrete Maßnahmen, vor allem für ältere Personen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, um diese wieder in die Arbeitswelt einzugliedern.
4. Armut: dieser kann nur durch eine spürbare Stärkung der Kaufkraft entgegen gewirkt werden, d.h., es braucht den Abschluss und die Erneuerung von lokalen Zusatzkollektivverträgen, sowohl für die Privatwirtschaft als auch für den öffentlichen Dienst. Außerdem braucht es seitens des Staates eine gerechte Steuerreform, welche eine Reduzierung der Steuern auf die Arbeit vorsieht.
Wir werden auch in Zukunft unseren Politikern und Wirtschaftsverbänden die sozialen Ungerechtigkeiten im Lande aufzeigen, um die oben genannten notwendigen Maßnahmen zu erzielen.
Tony Tschenett
Vorsitzender des ASGB

aktuell

Einsparungen durch gezielte Gesundheitsförderung

Die kürzlich durchgeführte Pensionsreform greift tief in die Lebensentwürfe der arbeitenden Bevölkerung hier in Südtirol ein. Im Laufe ihres Arbeitsleben müssen sich alle Arbeitenden mit den Veränderungen der Pensionsregelung auseinandersetzen, wobei es besonders jene schon zum zweiten Mal trifft, welche auf die 50 zugehen oder sie schon überschritten haben.
Frauen mit ihrer Mehrfachbelastung durch Beruf und Familie fühlen sich davon besonders betroffen. Vor allem die Generation der 1960-Jahre hat unter ganz anderen Bedingungen ihr Erwerbsleben aufgenommen, in jenen Jahren eine Familie gegründet, als die erste große Pensionsreform 1995 über die Bühne ging. Nun sind ihre Zukunftsperspektiven hinsichtlich ihres Eintrittsalters in die Pension ein zweites Mal in weite Ferne gerückt. Bekanntlich arbeiten Frauen vorwiegend im Dienstleistungssektor, wo ihr Einsatz an die Bedürfnisse von Menschen ausgerichtet ist. Ein Bereich, der von den Arbeitenden sehr vieles abverlangt und es stellt sich die Frage, wie gehen diese Frauen mit der Erkenntnis um, dass sie nun noch länger im Erwerbsleben bleiben müssen. Reagieren auch die Betriebe auf diese Pensionsreform, ist ihnen bewusst, dass diese auch für sie eine große Herausforderung ist?
Der demografische Wandel in der Arbeitswelt wird eine der großen Herausforderungen der nächsten Jahre sein. Nicht nur, dass die Beschäftigten durch die neuerliche Pensionsreform immer älter werden, birgt die Flexibilisierung der Arbeitsplätze eine große Gefahr für die ältere Generation der unselbständig Erwerbstätigen. Naturgemäß nimmt die Leistung mit dem Alter ab, Fehlzeiten wegen Krankheit oder Unfälle werden zukünftig für Betriebe und Versicherungen und somit insgesamt für die Volkswirtschaft ein zunehmender Kostenfaktor sein. Daher gilt besonders in Zeiten der Einsparungen dafür zu sorgen, dass der Gesundheit und der Sicherheit am Arbeitsplatz noch größere Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Laut einer Studie vom WIFO über krankheits- und unfallbedingte Fehlzeiten über das Jahr 2008 sind vor allem ältere Arbeitskräfte weniger häufig krank, aber dafür von langen Krankenstände betroffen, wobei sich bei den über 50-jährigen die Dauer der Fehlzeiten deutlich erhöht. Somit werden die älteren Beschäftigten eine große Rolle bei der zukünftigen Entwicklung der Krankenstände spielen, wobei die Frauen wahrscheinlich wegen der größeren Belastung davon häufiger betroffen sind als Männer. Daher ist besonders der öffentliche Dienst gefordert, er beschäftigt bei uns in Südtirol die meisten Frauen und zwar in Berufen, die kräftezehrend und energieaufwendig sind (Alten- und Krankenpfleger, Kindergärtnerinnen, LehrerInnen usw.).
Seit Jänner 2011 sind alle Betriebe gesetzlich verpflichtet, die Stressfaktoren am Arbeitsplatz zu erheben, wobei das Land besonders säumig ist. Obwohl nun ein ganzes Jahr vergangen ist, ist diesbezüglich wenig bis nichts geschehen.
Das INAIL hat schon reagiert und bietet allen Betrieben Einsparungsmöglichkeiten. Mit der Zertifizierung „Gesunder Betrieb" können bis zu 30 Prozent der Unfallversicherung je nach Art des Betriebes und seiner Größe eingespart werden. Die „Stiftung Vital" hat sich in diesem Bereich stark gemacht und hilft auf Anfrage den Betrieben, eine solche Zertifizierung zu erwerben.