Aktuell
Buchbesprechung

„Kann Südtirol Staat?“

In einer Welt, in der nationale Identitäten und Selbstbestimmung häufig im Mittelpunkt politischer Debatten stehen, kommt „Kann Südtirol Staat?“ wie gerufen. Diese Arbeit, strukturiert in 40 sorgfältig recherchierten Kapiteln, ist weniger ein Buch als vielmehr ein Kompendium, das sich fast jeder Facette des komplexen Themas der möglichen Unabhängigkeit Südtirols widmet.
Die Balance der Selbstbestimmung
Beginnend mit einer profund argumentierten Abhandlung über die Grundlagen für die Unabhängigkeit, positionieren die Autoren die Selbstbestimmung als einen demokratisch abgesicherten, langfristigen Verhandlungsweg. Sie schlagen keine unüberlegte, überstürzte Abspaltung vor. Stattdessen setzen sie auf die Macht der Besonnenheit und der politischen Kreativität, um die vorhandenen Möglichkeiten optimal auszuschöpfen. Dieser differenzierte Ansatz zeichnet das Buch aus und verleiht ihm eine besondere Relevanz in einer Zeit, in der populistische Rufe oft die differenzierte Diskussion übertönen.
Die Ökonomie der Unabhängigkeit
Das Buch widerlegt geschickt einige der weitverbreiteten Missverständnisse über die wirtschaftliche Lage Südtirols innerhalb Italiens. Besonders für die Leser des Aktiv dürfte der Fakt interessant sein, dass die Provinz nicht, wie oft angenommen, ein Nettoempfänger ist, sondern tatsächlich ein Nettozahler. Diese Argumentation wird weiter verstärkt durch die Darstellung von Südtirols bemerkenswerter Fähigkeit, im Wettbewerb mit den führenden Regionen der EU zu bestehen. Dabei wird deutlich, dass die derzeitigen Rahmenbedingungen das volle wirtschaftliche Potential der Region hemmen.
Arbeitnehmer im Fokus
Im Kontext der wirtschaftlichen Überlegungen fügt das Buch eine besonders wichtige Dimension hinzu: die Vorteile der Unabhängigkeit für die Arbeitnehmer in Südtirol. Durch das Wegfallen einer Vielzahl beteiligter Akteure bei Lohnverhandlungen würden die Arbeitnehmer an Verhandlungsmacht gewinnen. Lokal geführte Verhandlungen könnten somit zu besseren Arbeitsbedingungen und zeitnahen Tariferhöhungen führen, und das möglicherweise ohne die Notwendigkeit langwieriger Streiks.
Kulturelle und Bildungsaspekte
Neben den wirtschaftlichen und sozialen Fragen nimmt das Buch auch die kulturellen und bildungspolitischen Herausforderungen in den Blick. Es stellt fest, dass Südtirols aktuelle autonome Kompetenzen in den Bereichen Bildung und Forschung unzureichend sind, und dass Unabhängigkeit Raum für eine umfassendere kulturelle Entfaltung bieten würde. Hier wird die Vision eines unabhängigen Südtirols als Brückenbauer zwischen verschiedenen Kulturen und Sprachgruppen lebendig.
Abschließend ist „Kann Südtirol Staat?“ weit mehr als eine theo­retische Übung. Es ist ein tiefgründiges, multidimensionales Werk, das die Möglichkeit einer unabhängigen Zukunft für Südtirol nicht nur durchdenkt, sondern auf eine Weise präsentiert, die zur weiteren Diskussion und Reflexion anregt. Es ist ein beeindruckender Beitrag zur aktuellen Debatte, der weit über das akademische Publikum hinaus Bedeutung hat. Jeder, der sich ernsthaft mit den Fragen der Identität, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung in Südtirol oder ähnlichen Regionen auseinandersetzen möchte, wird in diesem Buch eine unverzichtbare Ressource finden. Wobei die Verfasser mit ihrem Buch nicht den Zweck verfolgen, populistisch eine Abspaltung von Italien zu verlangen. Vielmehr möchten sie aufzeigen, welche Möglichkeiten sich für Südtirol in einer unabhängigen Zukunft eröffnen könnten.


Lukas Varesco
Drei Fragen an den Mitautor des Buches Lukas Varesco:
ASGB: Was war Ihre wichtigste Erkenntnis bei der Arbeit am Buch?
In Südtirol machen sich überraschend viele Menschen Gedanken darüber, wie es mit unserem Land weitergehen soll und welches das beste Zukunftsmodell für uns ist. Die Leute wünschen sich dabei vor allem mehr Eigenständigkeit, unabhängig davon, ob es mehr Autonomie oder ein eigener Staat etc. ist. Es geht darum, wichtige Entscheidungen wie im Sozial- und Rentenbereich, aber auch bei den Löhnen, der Energiepolitik und den Lebenshaltungskosten - also bei Themen, die uns direkt und unmittelbar betreffen - selbst zu gestalten. Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass ein unabhängiger Staat Südtirol alle Voraussetzungen hätte, um wirtschaftlich sehr erfolgreich zu sein. Es wäre somit möglich, die konkreten Lebensumstände für die Bevölkerung zu verbessern.
ASGB: Welche Herausforderungen brachte die Zusammenarbeit in einem so vielfältigen Autorenteam mit sich?
Es war eine sehr bereichernde Erfahrung. Alle haben konstruktiv und mit großer Begeisterung gearbeitet. Obwohl wir in verschiedenen Landesteilen zu Hause sind, unterschiedliche Biografien und Lebensentwürfe haben und auch weltanschaulich ein recht breites Spektrum abdecken, haben wir uns immer außerordentlich gut verstanden. Die Herausforderungen haben nicht das AutorInnen-Team betroffen, sondern die organisatorische und inhaltliche Arbeit. Die Qualität unseres Buches war uns nämlich extrem wichtig. So haben wir bei allen Kapiteln mit ausgewiesen Expertinnen und Experten zusammengearbeitet und sind durch halb Europa gereist. Da viele im Ausland leben - z.B. auch in den USA - war das oft mit großem Aufwand verbunden, allein was Sprache und Zeitverschiebung angeht.
ASGB: Welchen Einfluss soll das Buch auf die öffentliche Diskussion haben?
In einer Demokratie ist es wichtig, die Themen anzusprechen und auch aufzugreifen, die in der Bevölkerung diskutiert werden. Die Frage nach dem besten politischen Modell für Südtirol ist seit jeher eine der Kernfragen der Südtiroler Politik. Das Ringen um die Autonomie und ihre Umsetzung sind Teil davon. Wir glauben, dass es wichtig ist, auch Alternativen aufzuzeigen. Neue Ideen können helfen, bessere Lösungen für die Alltagsprobleme der Menschen im Land zu finden.
Dass wir damit nicht ganz falsch liegen, zeigt die große Resonanz auf unser Buch. Wir bekommen eigentlich andauernd Rückmeldungen und Interessensbekundungen und zwar weit mehr, als wir uns erwartet und in unseren kühnsten Vorstellungen erhofft haben. Auch bei unseren Buchvorstellungen (siehe www.noiland.org) merken wir, dass ein gewisses Unbehagen über die Richtung herrscht, in die sich unser Land entwickelt. Die Menschen haben das Bedürfnis, wieder über Politik nachzudenken und konstruktive Lösungsansätze zu besprechen. Unser Buch kann einen Beitrag dazu leisten.

Pensplan Centrum Infopoint

Eine Information in Zusammenarbeit mit Pensplan Centrum AG

Auch nach über 20 Jahren seit dem Startschuss für die Zusatzrentenvorsorge in Südtirol stellen wir immer wieder fest, dass viele Bürger und Bürgerinnen, unabhängig davon, ob sie in einen Zusatzrentenfonds eingeschrieben sind oder nicht, zwischen „Pensplan“ als Projekt für die regionale Zusatzvorsorge und „Laborfonds“ als Zusatzrentenfonds für die lohnabhängig Beschäftigten nicht genau unterscheiden können.
Sehr oft hört man den Satz „ich bin beim Pensplan“ oder „ich möchte mich in den Pensplan einschreiben“, was nicht der Fall ist, da Pensplan selbst kein Zusatzrentenfonds ist. Deshalb möchten wir hier zum besseren Verständnis auf die Aufgabenbereiche der einzelnen Einrichtungen im Bereich der Zusatzrente eingehen und auch die Vorteile beleuchten, die diese für die Südtiroler Bevölkerung vorsehen.
Das Projekt Pensplan
Pensplan wurde 1997 als Projekt der Region Trentino-Südtirol für die Zusatzvorsorge im Rentenbereich ins Leben gerufen und war eine Antwort auf die italienische Rentenreform, die mit 01.01.1996 den Startschuss für das sogenannte beitragsbezogene System gegeben hatte. Schon damals ergaben Hochrechnungen, dass vor allem jene Arbeitnehmer/innen, die größtenteils oder ausschließlich nach 1995 ihre Versicherungsjahre haben werden, mit einer staatlichen Rente von nur 50 Prozent bis 60 Prozent, bemessen an ihrem letzten Gehalt, rechnen können. Man erkannte damals in Bozen und Trient, dass es notwendig ist, die Bevölkerung in der Region beim Aufbau eines zweiten Standbeins für das Rentenalter auch als öffentliche Hand zu unterstützen.
Die Pensplan Centrum AG
Zur konkreten Umsetzung des Projektes Pensplan wurde daraufhin die „Pensplan Centrum AG“ gegründet. Die Mission der Pensplan Centrum AG besteht darin, die Zusatzvorsorge in der Region durch Information, Sensibilisierung und persönliche Beratung zu fördern und zu entwickeln. Die Pensplan Centrum AG bietet allen Bürgerinnen und Bürgern kostenlose Informations-, Beratungs- und Schulungsdienstleistungen in Bezug auf die Zusatzvorsorge an und verwaltet die Positionen der Mitglieder der regionalen Zusatzrentenfonds (Laborfonds, Plurifonds, Raiffeisen Offener Pensionsfonds und Pensplan Profi) und zwar ab dem Moment der Einschreibung bis zur Auszahlung als Rente oder Kapital. Darüber hinaus stellt sie verschiedene Unterstützungsmaßnahmen für Mitglieder der Zusatzrentenfonds bereit, um ihnen in wirtschaftlichen Notlagen das Vorsorgesparen zu erleichtern. Die Förderung des Finanzwissens in der Bevölkerung für eine bewusste Spar- und Vorsorgekultur ist eine ihrer weiteren Aufgaben. So wie Pensplan als soziales Projekt ist auch die Pensplan Centrum AG selbst kein Zusatzrentenfonds und investiert auch nicht das Geld der Fonds, sondern unterstützt diese mit Verwaltungsdienstleistungen.
Laborfonds – der Zusatzrentenfonds für die Arbeitnehmer/innen
Beitreten und Beiträge einzahlen kann man hingegen in einen Zusatzrentenfonds. Der größte und bekannteste Fonds in unserer Region ist der „Laborfonds“. Laborfonds wurde vor 25 Jahren als kollektivvertraglicher Zusatzrentenfonds von den Gewerkschaften zusammen mit den Arbeitgeberverbänden und den öffentlichen Arbeitgebern gegründet. Die Arbeitnehmer/innen, die dem Laborfonds beitreten, haben aufgrund der von den Gewerkschaften ausgehandelten Kollektivverträge ein Anrecht auf einen Zusatzbeitrag zu Lasten des Betriebes, den sogenannten Arbeitgeberbeitrag. Neben diesem und der eigenen Einzahlung in Form eines monatlichen Einbehalts auf dem Lohnstreifen bildet die Abfertigung einen wesentlichen Teil der Zusatzrente. Mit dem Beitritt zum Laborfonds sind für lohnabhängige Arbeitnehmer/innen eine Reihe von Vorteilen verbunden. Zu diesen zählen wie erwähnt der Arbeitgeberbeitrag, die unversteuerte Einzahlung der Beiträge sowie der reduzierte Steuersatz bei der Auszahlung, der Zugriff auf ein zinsbegünstigtes Darlehen für die Erstwohnung (Bausparen), die Unterstützungsbeiträge bei Arbeitslosigkeit und nicht zuletzt auch die niedrigen Kosten, welche wesentlich niedriger sind als jene der sogenannten offenen Zusatzrentenfonds. Zudem können Mitglieder eines Fonds auch für die zu Lasten lebenden Familienmitglieder eine Position eröffnen und steuerfreie Einzahlungen für tätigen, damit auch sie möglichst früh mit dem Aufbau einer Zusatzrente beginnen können.
Die offene Zusatzrentenfonds
Neben den kollektivvertraglichen Zusatzrentenfonds gibt es zahlreiche offene Pensionsfonds. Zu den bekanntesten und mit Pensplan vertragsgebunden offenen Fonds in Südtirol und dem Trentino zählen „Raiffeisen Offener Pensionsfonds“, „Plurifonds“ und „Pensplan Profi“. Einem solchen Fonds kann jeder Bürger und jede Bürgerin beitreten und die Beitragszahlung frei gestalten. Selbständige, Hausfrauen, Studenten und Studentinnen, die mangels eines lohnabhängigen Arbeitsverhältnisses dem Laborfonds nicht beitreten können und für das Alter vorsorgen möchten, haben die Möglichkeit, dies bei einem offenen Zusatzrentenfonds zu tun. Auch Arbeitnehmer/innen können theoretisch einem solchen Fonds beitreten, haben bei einem individuellen Beitritt allerdings kein Anrecht auf den Arbeitgebervertrag, weil der Kollektivvertrag auf die offenen Fonds keine Anwendung findet. Offene Fonds werden von Banken und Versicherungsgesellschaften angeboten und haben daher aufgrund verschiedener Faktoren deutlich höhere Spesen als etwa der Laborfonds.
Pensplan Infopoints
Da die Pensplan Centrum AG nur über zwei zentrale Standorte (Contact Center in Bozen und Trient) verfügt, hat sie mit den lokalen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden ein dichtes Netz an sogenannten „Pensplan Infopoints“ gespannt, um der Bevölkerung landesweit kostenlose Informationen und Dienstleistungen in Fragen der Zusatzrente anbieten zu können. Auch der ASGB ist Teil dieses Beratungsnetzes und hat daher in jedem seiner Bezirksbüros (Bozen, Meran, Schlanders, Brixen, Bruneck, Sterzing und Neumarkt) einen Infopoint für die Zusatzrente eingerichtet. Hier können sich Mitglieder und interessierte Bürger/innen auf Termin beraten lassen und Anträge rund um die Zusatzrente stellen, vom Beitritt über verschiedene Anträge während der Einzahlungsphase bis hin zur Auszahlung. Eine Beratung bei einem der Pensplan Infopoints des ASGB kann eine sehr wertvolle Hilfestellung sein, wenn es darum geht, für sich oder seine Familie eine Entscheidung über die Altersvorsorge oder Zukunftsprojekte wie beispielsweise die Finanzierung des Eigenheims zu treffen.
Region und Land
Auch das Land Südtirol und die Region spielen eine wichtige Rolle für das lokale Zusatzrentensystem. Die Region unterstützt Fondsmitglieder beispielsweise im Falle der Arbeitslosigkeit mit Beiträgen, um ihnen in einer wirtschaftlichen Notlage das Vorsorgesparen zu erleichtern. Das Land Südtirol hingegen hat das Bausparmodell auf den Weg gebracht, mittels welchem Zusatzrentensparer/innen die Möglichkeit haben, über ein zinsbegünstigtes Darlehen das Eigenheim zu finanzieren.
Auch bei Erziehungs- und Pflegezeiten steuert die öffentliche Hand einen wichtigen Beitrag bei, indem für bestimmte Zeiträume ohne Arbeitsverhältnis bzw. mit Teilzeitarbeit finanzielle Unterstützungen gewährt werden, die direkt auf die Zusatzrentenposition der/s Betroffenen eingezahlt werden. Die diesbezüglichen Informationen und Hilfestellung bei den Gesuchen erhält man bei den ASGB-Infopoints.
Hier bist du gut beraten: Die Pensplan-Infopoints des ASGB
ASGB Bozen, Bindergasse 30, Tel. 0471 308 200
ASGB Brixen, Vittorio-Veneto-Straße 33, Tel. 0472 834 515
ASGB Bruneck, St.-Lorenznerstraße 8, Tel. 0474 554 048
ASGB Neumarkt, Straße der Alten Gründungen 8, Tel. 0471 812 857
ASGB Meran, Freiheitsstraße 182/c, Tel. 0473 237 189
ASGB Schlanders, Andreas-Hofer-Straße 12, Tel. 0473 730 464
ASGB Sterzing, Neustadt 24, Tel. 0472 765 040