Aktuell

Vorstellung eines neuen Mitarbeiters

Roland Lösch
ASGB-Banken Raiffeisen
Ich bin Roland Lösch, und ich möchte mich als euer neuer Sekretär der Fachgewerkschaft ASGB-Banken Raiffeisen vorstellen. Ich bin 53 Jahre alt und wohne in Lana. Mein Weg hierher war ziemlich geradlinig: Nach dem Abschluss der Oberschule in Meran und meinem Militärdienst habe ich meine Karriere im Bankensektor begonnen.
Im Dezember 1990 trat ich meine erste Stelle bei der Raiffeisenkasse Algund an. Fast ein Jahrzehnt später, im Jahr 1999, wechselte ich zur Raiffeisenkasse Lana, wo ich unterschiedliche Aufgaben und Verantwortlichkeiten übernommen habe. Nun, seit dem 1. Juli 2023, habe ich eine neue Herausforderung angenommen: Ich bin seitdem beim ASGB tätig und kümmere mich um die Mitglieder im Raiffeisensektor in ganz Südtirol.
Dieser Wechsel gibt mir viel frische Energie. Die Möglichkeit, mich für die Interessen der Mitarbeiter im Raiffeisensektor einzusetzen, finde ich besonders motivierend. Mein Ziel ist es, einen offenen Dialog zwischen den Mitgliedern und den Entscheidungsträgern zu fördern, Arbeitsbedingungen zu verbessern und dabei die besonderen Bedürfnisse und Herausforderungen unseres Sektors im Blick zu behalten.
Ich freue mich auf eine konstruktive Zusammenarbeit und bin immer offen für eure Anliegen und Vorschläge.
Viele Grüße, Roland Lösch

Aktuell
Buchbesprechung

„Kann Südtirol Staat?“

In einer Welt, in der nationale Identitäten und Selbstbestimmung häufig im Mittelpunkt politischer Debatten stehen, kommt „Kann Südtirol Staat?“ wie gerufen. Diese Arbeit, strukturiert in 40 sorgfältig recherchierten Kapiteln, ist weniger ein Buch als vielmehr ein Kompendium, das sich fast jeder Facette des komplexen Themas der möglichen Unabhängigkeit Südtirols widmet.
Die Balance der Selbstbestimmung
Beginnend mit einer profund argumentierten Abhandlung über die Grundlagen für die Unabhängigkeit, positionieren die Autoren die Selbstbestimmung als einen demokratisch abgesicherten, langfristigen Verhandlungsweg. Sie schlagen keine unüberlegte, überstürzte Abspaltung vor. Stattdessen setzen sie auf die Macht der Besonnenheit und der politischen Kreativität, um die vorhandenen Möglichkeiten optimal auszuschöpfen. Dieser differenzierte Ansatz zeichnet das Buch aus und verleiht ihm eine besondere Relevanz in einer Zeit, in der populistische Rufe oft die differenzierte Diskussion übertönen.
Die Ökonomie der Unabhängigkeit
Das Buch widerlegt geschickt einige der weitverbreiteten Missverständnisse über die wirtschaftliche Lage Südtirols innerhalb Italiens. Besonders für die Leser des Aktiv dürfte der Fakt interessant sein, dass die Provinz nicht, wie oft angenommen, ein Nettoempfänger ist, sondern tatsächlich ein Nettozahler. Diese Argumentation wird weiter verstärkt durch die Darstellung von Südtirols bemerkenswerter Fähigkeit, im Wettbewerb mit den führenden Regionen der EU zu bestehen. Dabei wird deutlich, dass die derzeitigen Rahmenbedingungen das volle wirtschaftliche Potential der Region hemmen.
Arbeitnehmer im Fokus
Im Kontext der wirtschaftlichen Überlegungen fügt das Buch eine besonders wichtige Dimension hinzu: die Vorteile der Unabhängigkeit für die Arbeitnehmer in Südtirol. Durch das Wegfallen einer Vielzahl beteiligter Akteure bei Lohnverhandlungen würden die Arbeitnehmer an Verhandlungsmacht gewinnen. Lokal geführte Verhandlungen könnten somit zu besseren Arbeitsbedingungen und zeitnahen Tariferhöhungen führen, und das möglicherweise ohne die Notwendigkeit langwieriger Streiks.
Kulturelle und Bildungsaspekte
Neben den wirtschaftlichen und sozialen Fragen nimmt das Buch auch die kulturellen und bildungspolitischen Herausforderungen in den Blick. Es stellt fest, dass Südtirols aktuelle autonome Kompetenzen in den Bereichen Bildung und Forschung unzureichend sind, und dass Unabhängigkeit Raum für eine umfassendere kulturelle Entfaltung bieten würde. Hier wird die Vision eines unabhängigen Südtirols als Brückenbauer zwischen verschiedenen Kulturen und Sprachgruppen lebendig.
Abschließend ist „Kann Südtirol Staat?“ weit mehr als eine theo­retische Übung. Es ist ein tiefgründiges, multidimensionales Werk, das die Möglichkeit einer unabhängigen Zukunft für Südtirol nicht nur durchdenkt, sondern auf eine Weise präsentiert, die zur weiteren Diskussion und Reflexion anregt. Es ist ein beeindruckender Beitrag zur aktuellen Debatte, der weit über das akademische Publikum hinaus Bedeutung hat. Jeder, der sich ernsthaft mit den Fragen der Identität, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung in Südtirol oder ähnlichen Regionen auseinandersetzen möchte, wird in diesem Buch eine unverzichtbare Ressource finden. Wobei die Verfasser mit ihrem Buch nicht den Zweck verfolgen, populistisch eine Abspaltung von Italien zu verlangen. Vielmehr möchten sie aufzeigen, welche Möglichkeiten sich für Südtirol in einer unabhängigen Zukunft eröffnen könnten.


Lukas Varesco
Drei Fragen an den Mitautor des Buches Lukas Varesco:
ASGB: Was war Ihre wichtigste Erkenntnis bei der Arbeit am Buch?
In Südtirol machen sich überraschend viele Menschen Gedanken darüber, wie es mit unserem Land weitergehen soll und welches das beste Zukunftsmodell für uns ist. Die Leute wünschen sich dabei vor allem mehr Eigenständigkeit, unabhängig davon, ob es mehr Autonomie oder ein eigener Staat etc. ist. Es geht darum, wichtige Entscheidungen wie im Sozial- und Rentenbereich, aber auch bei den Löhnen, der Energiepolitik und den Lebenshaltungskosten - also bei Themen, die uns direkt und unmittelbar betreffen - selbst zu gestalten. Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass ein unabhängiger Staat Südtirol alle Voraussetzungen hätte, um wirtschaftlich sehr erfolgreich zu sein. Es wäre somit möglich, die konkreten Lebensumstände für die Bevölkerung zu verbessern.
ASGB: Welche Herausforderungen brachte die Zusammenarbeit in einem so vielfältigen Autorenteam mit sich?
Es war eine sehr bereichernde Erfahrung. Alle haben konstruktiv und mit großer Begeisterung gearbeitet. Obwohl wir in verschiedenen Landesteilen zu Hause sind, unterschiedliche Biografien und Lebensentwürfe haben und auch weltanschaulich ein recht breites Spektrum abdecken, haben wir uns immer außerordentlich gut verstanden. Die Herausforderungen haben nicht das AutorInnen-Team betroffen, sondern die organisatorische und inhaltliche Arbeit. Die Qualität unseres Buches war uns nämlich extrem wichtig. So haben wir bei allen Kapiteln mit ausgewiesen Expertinnen und Experten zusammengearbeitet und sind durch halb Europa gereist. Da viele im Ausland leben - z.B. auch in den USA - war das oft mit großem Aufwand verbunden, allein was Sprache und Zeitverschiebung angeht.
ASGB: Welchen Einfluss soll das Buch auf die öffentliche Diskussion haben?
In einer Demokratie ist es wichtig, die Themen anzusprechen und auch aufzugreifen, die in der Bevölkerung diskutiert werden. Die Frage nach dem besten politischen Modell für Südtirol ist seit jeher eine der Kernfragen der Südtiroler Politik. Das Ringen um die Autonomie und ihre Umsetzung sind Teil davon. Wir glauben, dass es wichtig ist, auch Alternativen aufzuzeigen. Neue Ideen können helfen, bessere Lösungen für die Alltagsprobleme der Menschen im Land zu finden.
Dass wir damit nicht ganz falsch liegen, zeigt die große Resonanz auf unser Buch. Wir bekommen eigentlich andauernd Rückmeldungen und Interessensbekundungen und zwar weit mehr, als wir uns erwartet und in unseren kühnsten Vorstellungen erhofft haben. Auch bei unseren Buchvorstellungen (siehe www.noiland.org) merken wir, dass ein gewisses Unbehagen über die Richtung herrscht, in die sich unser Land entwickelt. Die Menschen haben das Bedürfnis, wieder über Politik nachzudenken und konstruktive Lösungsansätze zu besprechen. Unser Buch kann einen Beitrag dazu leisten.