aktuell
Amtliches Südtirol steht abseits

Armut wächst weiter

„Die italienische Volkswirtschaft marschiert mit offenen Augen in den Abgrund. Die statistischen Zahlen über die Entwicklung der Wirtschaft sind katastrophal.
Nur mehr rund 40 Prozent der Familien kommen mit ihrem Einkommen ans Monatsende, alle übrigen müssen entweder schwarz dazuverdienen, soweit dies überhaupt möglich ist, oder aber sie sind gezwungen, sich zu verschulden, um sich mit den lebensnotwendigen Gütern und Diensten einzudecken. Seit Jahren steigen Löhne und Gehälter nicht mehr, die Lebenshaltungskosten hingegen nehmen zu, die Kaufkraft sinkt. Dies hat dazu geführt, dass laut letzten Schätzungen in Italien an die zwanzig Millionen Arbeitnehmer im Vergleich zu ihren europäischen Kollegen unterbezahlt sind. Die Jugendarbeitslosigkeit steigt, prekäre Arbeitsverhältnisse machen es vielen Jugendlichen unmöglich, eine geregelte Familienplanung vorzunehmen und sich für das Alter abzusichern.
Was besonders betrüglich ist, ist der Umstand, dass das amtliche Südtirol gegenüber dieser Entwicklung „weitgehend abseits steht. Anstatt „mit allen Möglichkeiten dieser Notstandssituation entgegen zu wirken, tut die Politik so, als wäre alles in bester Ordnung. Riesige Investitionen in öffentliche Arbeiten werden großspurig angekündigt, Sportanlagen und zum Teil unnötige Infrastrukturen um Millionen geplant, aber kaum jemand macht sich Gedanken, wohin die Entwicklung führen wird, wenn immer mehr Familien an den Rand der Armut gedrängt werden.
Der ASGB hat den Sozialpartnern dieses dramatische Situation erst vor kurzem vor Augen geführt, und alle haben anerkannt, dass die Lage sehr ernst ist. Stattdessen monopolisiert die Politik die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, aber von den wachsenden Nöten der Arbeiterschaft geht kaum einmal die Rede, und die Versprechungen in den politischen Programm sind vage und wenig glaubwürdig. Südtirol ist in diesen nationalen Sog mit hineingezogen worden, viele Familien sind der Entwicklung fast hilflos ausgeliefert. Die dramatische Lage wird verschwiegen, aber das kann keine Lösung sein. Wenn sich Politik und Sozialpartner nicht bald auf eine gemeinsame Strategie einigen, mit der die Kaufkraft gestärkt, die Preistreiberei gebremst und die Solidarität gefestigt wird, werden die Zukunftsperspektiven auch in Südtirol immer düsterer. Und das geht in erster Linie auf Kosten der Arbeiter, der Rentner, der jungen Familien. Das Jahr 2008 wird immer mehr zum Jahr der Armut. Diejenigen, die eine solche Entwicklung zulassen, laden eine schwere Verantwortung auf sich. Wenn es so weitergeht, wird eine wirtschaftlich-soziale Implosion und gleichfalls eine soziale Explosion unvermeidlich. Der ASGB fordert alle verantwortlichen Kräfte der Gesellschaft auf, gemeinsam zu handeln und neue Schwerpunkte zu setzen: Löhne und Gehälter müssen angehoben werden, die Preistreiberei muss blockiert werden, die öffentliche Hand muss vorrangig in die Menschen und nicht nur in die Sachwerte investieren; sie muss mehr sparen und mehr Rücksicht auf die schwächeren Schichten der Gesellschaft nehmen. Die Wirtschaft muss handeln, ehe es endgültig zu spät ist. Alle gemeinsam müssen der Bevölkerung neue und solide Hoffnung geben.

aktuell
Sonntagsarbeit möglichst vermeiden

Der Mensch muss Vorrang haben

Der Bundesvorstand des ASGB unter dem Vorsitz von Georg Pardeller hat sich auf seiner letzten Sitzung unter anderem auch mit dem Thema Sonntagsarbeit befasst, da den Vorstandsmitgliedern aus dem gesamten Land immer wieder Klagen über die Belastung des Einzelnen und der Familie durch die Sonntagsarbeit zugehen. Der Bundesvorstand richtet an alle verantwortlichen Stellen in der Wirtschaft und in der Politik die Aufforderung, sich dafür einzusetzen, damit die Sonntagsarbeit auf ein Mindestmaß beschränkt bleibt. „Es gibt gewisse Bereiche, in denen der menschliche Einsatz ohne Unterbrechungen notwendig ist, etwa im Gesundheitswesen, im Fremdenverkehr, aber es gibt auch viele andere Bereiche, in denen die Sonntagsarbeit keinesfalls notwendig ist.
Der Bundesvorstand will mit seinem Aufruf betonen, dass die Rücksicht auf die Familie, besonders auf jene mit Kindern, aber allgemein auf das physische und geistige Wohlbefinden des Menschen, stärker sein muss als das Gewinnstreben. Eine Familien- und kinderfreundliche Gesellschaft muss ihre Arbeitsrhythmen auch entsprechend einstellen, damit alle Teile der Familie auf ihre Rechnung kommen. In den letzten Jahren hat es, besonders in der Vorweihnachtszeit, immer mehr Aufweichungen diesbezüglich gegeben", stellt Pardeller fest. Das ist weder wirtschaftlich noch sozialpolitisch vertretbar. In diesem Sinne ist der ASGB-Bundesvorstand mit anderen politischen und sozialen Kräften, welche sich für dieses gemeinsame Ziel einsetzen, einer Meinung.