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Rückblick auf das Jahr 2007

Viele Sorgen – wenige Sicherheiten

2007 war ein ereignisreiches Jahr, aber für viele von uns kein Jahr, dem man nachweint. Die Arbeiterschaft hat keine Veranlassung, Tränen der Freude zu vergießen, obwohl es einige Umstände gegeben hat, die auch zur Zufriedenheit Anlass bieten. Einer davon betrifft die gesetzliche Einführung der Pflegesicherung, der andere die Beibehaltung einer guten Beschäftigungslage, also einer niedrigen Arbeitslosigkeit. Dem stehen allerdings besorgniserregende Entwicklungen gegenüber. Fassen wir also nochmals zusammen.
Pflegesicherung
Es ist besonders dem Einsatz des ASGB zu verdanken, dass die Pflegesicherung ohne Einführung zusätzlicher Steuern zur Gänze von der öffentlichen Hand (Land) garantiert wird.
Beschäftigung
Die Arbeitslosenrate ist 2007 niedrig geblieben. Trotz des harten internationalen Wettbewerbs durch Länder mit niedrigen Arbeitskosten haben die Betriebe in Südtirol durchwegs ihren Beschäftigungsstand halten können.
Berufsmatura
Als großen Erfolg im Berufsbildungsbereich erachtet der ASGB, dass auch und vor allem, auf Grund seiner Bemühungen die Berufsmatura eingeführt werden wird. Das ist eine große Aufwertung im Lehrlingsbereich.
Teuerung
Das Leben ist teurer geworden. Es hat viele Preissteigerungen gegeben, während hingegen Löhne und Gehälter gleich geblieben sind. Das erschwerte es vielen Familien, mit ihrem Einkommen auszukommen. Die Preistreiberei war stellenweise weder wirtschaftlich notwendig noch moralisch vertretbar.
Unsichere Arbeitsplätze
Die so genannten neuen Formen der Arbeit haben der Volkswirtschaft nicht viel Gutes gebracht. Der Arbeitsplatz an sich ist unsicherer geworden, die arbeitende Jugend kann ihre Zukunftsplanung nicht mehr auf langfristige Beschäftigungssicherheit aufbauen. Das tut den jungen Familien alles eher als gut.
Unzufriedene Wirtschaft
Die Wirtschaft insgesamt hat im Jahr 2007 dauernd Klagen gegen die hohe Steuerbelastung geführt, obwohl es eine Tatsache ist, dass der wirtschaftliche Wohlstand in den oberen Schichten gewachsen, in den unteren hingegen geschrumpft ist. Die Unzufriedenheit der Wirtschaft ist nur zum Teil berechtigt.
Positives Wirtschaftsjahr
Insgesamt haben sich die verschiedenen Wirtschaftssektoren gut behauptet: Landwirtschaft, Industrie, Handel, Handwerk, besonders Tourismus erzielten guten Ergebnisse. Etwas schwächer lief die Bauwirtschaft, der Kleinhandel musste kämpfen.
Politik
Politisch war das Jahr bewegt, aber nicht hysterisch. Das Land hat seine Förderungspolitik fortgesetzt. Die meistkritisierten Vorhaben waren der Brennertunnel, der Flugplatz, die Thermen in Meran, die Regierungspolitik in Rom.
Soziales und Schule
Das Gesundheitssystem hat gehalten. Für die Familien wurde einiges getan, ebenso für die Frau in der Gesellschaft, für die Schule war der Landeseinsatz beachtlich, die Zusatzrente hat sich weiter durchgesetzt; es wurde viel von Sparen geredet, aber den Worten folgten – besonders in den Gemeinden – nicht die Taten.
Arbeitsverträge lassen warten
Unverständlich und unannehmbar ist die Säumigkeit der Landesverwaltung bei der Erneuerung der seit zwei Jahren überfälligen Kollektivverträge. Auch in der Privatwirtschaft sind Verträge überfällig.
Der ASGB
Der ASGB hatte ein schwieriges Jahr. Er musste seine Position als gleichgestellte und eigenständige Gewerkschaft ständig verteidigen. Die Leistungen des ASGB für die Arbeiterschaft – Beratung, Rechtshilfe, andere Dienstleistungen, sozialpolitischer Einsatz im ganzen Land – waren groß.
Die Ziele 2008
Die Ziele für das kommende Jahr sind vorgegeben: Gesicherte Arbeit, soziale Gerechtigkeit, Kampf der rücksichtslosen Teuerung, Einsatz für die Rechte der Arbeiterschaft, Vorbereitungen einer wichtigen Landtagswahl im November 2008, Sozialpartnerschaft, Einsatz für die Familie, für die Jugend, für die Frau, für die Bildung, sozialer Frieden bei sozialer Gerechtigkeit.

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Besuch aus Russland und der Ukraine

Kürzlich weilte eine Delegation hochrangiger Gewerkschafter aus Moskau und Dnepropetrovsk (Ukraine) auf Einladung des ASGB in Südtirol.
Georg Pardeller betonte in einer Aussprache mit der Delegation, dass die Wirtschaft die Chancen der Globalisierung sehr schnell und zum Teil radikal wahrgenommen hat. Aus der Liberalisierung ist ein Liberalismus entstanden, der mit den gewerkschaftspolitischen Vorstellungen nicht im Einklang steht. Die Gewerkschaften müssen auf ihre Art Globalisierung betreiben, indem sie ihre internationalen Kontakte intensivieren um so die Bemühungen zum Wohle der Arbeiterschaft zu verstärken.
Auch ein Besuch bei Landeshauptmann Dr. Luis Durnwalder stand auf dem Programm. Die Gewerkschafter aus Russland und der Ukraine schilderten ihm die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in ihren Ländern und wiesen darauf hin, dass der Erfahrungsaustausch und der Dialog mit dem ASGB, den sie bereits seit 17 Jahren pflegen, für sie sehr wichtig ist. Der Landeshauptmann verwies auf die vielen Ebenen, auf denen das Land Südtirol und die Südtiroler Wirtschaft bereits einen regelmäßigen Austausch mit Russland pflegen. Er bedankte sich beim ASGB, da dieser der erste Südtiroler Verband war, das Kontakte zu den GUS-Staaten herstellte. Der ASGB freut sich, auf diesem internationalen Parkett seine Mitarbeit und den intensiven Erfahrungsaustausch bieten zu können und hofft, den Kollegen für ihre schwere und verantwortungsvolle Aufbauarbeit in Wirtschaft und Gesellschaft ihrer Staaten gute Hinweise und wirksame Bestärkung für ihre Bemühungen zu Gunsten einer gerechteren Gesellschaft mitgegeben zu haben.