Kommentar

Liebe Mitglieder des ASGB!

Noch nie war eine fehlende Streitkultur in unserer Gesellschaft evidenter als dieser Tage. Der Umstand, dass die Landtagsabgeordnete Jasmin Ladurner eine Morddrohung erhalten hat, weil sie sich für die Pflichtimpfung ausgesprochen hat, macht mich sprachlos. Ihre Forderung mag noch so kontrovers sein, eine derartige Reaktion auf eine anderslautende politische Meinung ist aber unentschuldbar. Prinzipiell hat man leider das Gefühl, dass Covid-19 eine schnell fortschreitende Verrohung eines Teils der Bürger bedingt, gegen die wir uns unbedingt zur Wehr setzen müssen. Ich verstehe z.B. nicht, warum die Politik nicht imstande ist, die verpflichtende Angabe des vollen Namens in den Kommentarfunktionen der Online-Medien zu verfügen. Unter dem anonymen Deckmantel fällt es vielen Zeitgenossen leicht, beleidigende und aus dem Zusammenhang gerissene Bemerkungen abzugeben. Dasselbe gilt für die vielen Fake-Profile in den sozialen Netzwerken, die aktuell aus dem Boden sprießen und daran erkennbar sind, dass sie erst gegründet wurden und nur zur Hetze betrieben werden.
Ich möchte, jetzt kurz vor der besinnlichen Weihnachtszeit, zu mehr Toleranz den verschiedenen Meinungen gegenüber aufrufen. Lasst uns streiten und debattieren – lasst uns aber gleichzeitig die guten Sitten respektieren und durch Argumente überzeugen, statt uns gegenseitig zu beleidigen. Dann haben wir alle gewonnen – denn eine Spaltung der Gesellschaft in einer sowieso für alle schwierigen Lage ist unter allen Umständen zu vermeiden.
Liebe Mitglieder des ASGB, ich wünsche Euch allen frohe Weihnachten und uns allen ein besseres Jahr 2022. Bleibt gesund und genießt die Feiertage im Kreise Eurer Lieben!
Euer
Tony Tschenett,
Vorsitzender des ASGB

Aktuell

Dem Pflegemangel entgegenwirken

ASGB fordert Maßnahmen
Die Tatsache, dass Seniorenheime, Sozialdienste und Krankenhäuser vor dem Kollaps stehen, hat uns veranlasst, am 15. November 2021 die Medienvertreter zu einer Pressekonferenz zu laden, in deren Rahmen wir die Situation in den Seniorenheimen, Sozialdiensten und Krankenhäusern erläutert und einen Beschlussantrag, der im Anschluss auch an den Südtiroler Landtag weitergeleitet wurde, vorgestellt haben. iesen möchten wir euch nicht vorenthalten und drucken ihn vollinhaltlich.
Betreff: Beschlussantrag des ASGB
Maßnahmen zur Lösung des Pflegemangels in Seniorenheimen, Sozialdiensten und Krankenhäusern
Bereits seit Jahren wird von einem sich anbahnenden Pflegemangel in Seniorenheimen und Krankenhäusern ausgegangen. Durch Covid-19 hat sich dieser Trend beschleunigt. Die Ursachen dafür sind einerseits der vermehrte Arbeitsaufwand, der viele Fachkräfte zu Kündigungen veranlasst hat, andererseits erfolgte Suspendierungen, die auf die Ablehnung der Corona-Impfung zurückzuführen sind. Auch eine dem Arbeitsaufwand und der Verantwortung entsprechend zu geringe Entlohnung ist ein Beweggrund dafür, dass sich Berufseinsteiger oft gegen die Wahl eines Pflegeberufes entscheiden.
Maßnahmen zur Eindämmung dieser besorgniserregenden Situation sind sofort zu setzen, die Zeit abzuwarten und die Entwicklung weiter zu verfolgen, ist schon längst verstrichen.
Der ASGB verpflichtet deshalb den Südtiroler Landtag, die Umsetzung folgender Punkte voranzutreiben:
Über den Landeshaushalt 2022 mindestens 30 Millionen für Bedienstete in den Seniorenheimen und den Sozialdiensten und das nichtärztliche sanitäre Personal im Südtiroler Sanitätsbetrieb, sowie für Pflegehelfer zu beschließen, um genannten Berufsbildern eine monatliche spürbare Zulage zukommen zu lassen;
Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu setzen, sowie für die rechtzeitige Aushändigung der Dienstpläne zu sorgen;
Kampagnen zur Personalrekrutierung voranzutreiben;
Eine flexiblere Ausbildung für Bedienstete in den Seniorenheimen und den Sozialdiensten (z.B. duales Ausbildungssystem) zu beschließen, ein anständiges Age-Management zu betreiben sowie über eine Neugestaltung der Ausbildung für Pflegehelfer in den Krankenhäusern nachzudenken (würde die Ausbildung intensiviert, könnte man den Pflegehelfern mehr Verantwortung übertragen und die Krankenpfleger wären entlastet);
Die Lokalpolitik muss in Rom dahingehend intervenieren, dass die Regierung ihre Pläne offenlegt, wie zukünftig angedacht wird, im Pflegebereich die Green-Pass-Regeln zu handhaben. Können Alten- und Krankenpfleger 2022 auch mit Tests zur Arbeit erscheinen, oder werden nicht genesene und nicht geimpfte Fachkräfte weiterhin suspendiert? Für die Planbarkeit braucht es Gewissheit!
Für eine bessere interne Kommunikation unter Mitberücksichtigung der Bedürfnisse des Personals zu sorgen. Wie gedenkt der Südtiroler Sanitätsbetrieb z.B. die Versorgung von Skiverletzungen zu gewährleisten, sobald die Skigebiete flächendeckend geöffnet haben?
Tony Tschenett, Vorsitzender des ASGB
Stand Redaktionsschluss hat das Team K unseren Beschlussantrag vollinhaltlich aufgenommen und der Opposition zur Unterschrift vorgelegt, die ihn vollzählig unterschrieben und zur Behandlung an den Landtag weitergereicht hat.
Um unserem Anliegen Nachdruck zu verleihen, möchten wir eine besondere Aktion starten, an der auch du, solltest du Mitarbeiter in einem Seniorenheim, beim Sozialdienst oder in einem Krankenhaus sein, mitmachen kannst:
Solltest du Interesse haben, deine aktuelle Arbeitssituation der Öffentlichkeit zu schildern, bitten wir dich, uns zu kontaktieren. Wir planen nämlich eine Videoreihe, in deren Rahmen Senioren- und Altenpfleger, sowie Sozialbetreuer direkt zu Wort kommen und der Bevölkerung Bericht erstatten. Denn wir sind überzeugt von der Tatsache, dass der Großteil der Mitbürger nicht in Kenntnis darüber ist, wie sich die Ist-Situation für die Mitarbeiter darstellt, aber auch nicht, wie prekär die Situation für Patienten oder Heimbewohner in der entsprechenden Struktur ist, sofern sie aktuell überhaupt einen Platz bekommen.