Kommentar

Liebe Mitglieder des ASGB,

über drei Monate hat es gedauert, bis die neue Landesregierung in Südtirol stand. Sie ist keine Fortsetzung der alten Regierung, sondern markiert eine bedeutende Verschiebung der Machtverhältnisse. Auch deshalb werden wir - wie bereits in der Vergangenheit - offenen Auges die Entwicklungen in Südtirol beobachten.
Die für uns bedeutenden Ressorts Arbeit und Bildung, Soziales, Wohnbau, Wirtschaft, Mobilität, Personal und Sanität haben die Verantwortungsträger gewechselt, für viele Zuständigkeiten haben wir die durch die Regierungsvereinbarung begründete Hoffnung, dass sich einiges, das bisher im Argen liegt, zum Besseren wendet.
Objektiv muss man der amtierenden Regierung attestieren, dass die Regierungsvereinbarung, im Gegensatz zu der der Vorgängerregierung in sozialer Hinsicht durchaus ausgewogen ist. Es gilt zu hoffen, dass die Umsetzung der oftmals vage formulierten Punkte am Ende des Tages auch die versprochenen Resultate mit sich bringt. Als Gesprächs- und Verhandlungspartner sowie als Inputgeber sind wir gerne bereit bei ausreichendem Willen der zuständigen Behörden aktiv mitzuarbeiten und unser Know-how einzubringen. Wir sind aber auch genauso bereit, als mahnende Instanz und als Kritiker bei Sachthemen, die nicht unserer Überzeugung entsprechen, den Finger zu heben und Gegenvorschläge zu unterbreiten.
Der ASGB wird auch zukünftig mit Nachdruck seinem Auftrag im Bereich Arbeit und Bildung, Soziales, Wohnbau, Mobilität, Familie und Senioren, sowie Sanität nachkommen und für seine Überzeugungen einstehen. Dieses Versprechen, liebe Mitglieder, gebe ich euch!
In diesem Sinne wünsche ich euch eine gute Lektüre dieser Ausgabe des Aktiv!
euer
Tony Tschenett,
Vorsitzender des ASGB

Aktuell
Facharztausbildung

Es ist höchste Zeit!

Die Wiederaufnahme der Facharztausbildung nach österreichischem Modell in Südtirols Spitälern ist eine außerordentlich begrüßenswerte Maßnahme.
Tatsache ist, dass einerseits die Bindung an Südtirol und seine Spitäler dazu führen wird, dem Fachärztemangel aktiv zu begegnen, andererseits wird diese Maßnahme auch dem Gesundheitsstandort Südtirol zusätzliche Attraktivität verleihen. Es gilt sicherzustellen, dass die Akkreditierung der noch fehlenden Abteilungen in den Südtiroler Krankenhäusern von Rom schleunigst über die Bühne geht, damit die österreichische Ärztekammer die Facharztausbildung auch in diesen Abteilungen anerkennt.
Massiv Kritik übt die Führung des ASGB unterdessen an der Ärztegewerkschaft Anaao, welche mit der Begründung, die Anstellung der Auszubildenden mittels Ärztevertrag wäre gegenüber den Absolventen italienischer Unis, welche nur ein Stipendium erhalten, ungerecht, in ein unnötiges Fettnäpfchen tritt. Aus gewerkschaftlicher Sicht ist eine lokale, autonome Lösung nämlich absolut zu unterstützen. Die Jungärzte sind durch die Anstellung mittels Ärztevertrag z.B. der Norm entsprechend pensions- und krankenversichert, die Gehälter orientieren sich am europäischen Standard und führen letztendlich zu einer Attraktivitätssteigerung der Südtiroler Krankenhäuser. Das ist das Ziel, welches wir im Hinterkopf haben müssen, denn ein attraktives Gesundheitswesen bindet Fachärzte und sorgt letztlich für eine angemessene Behandlung der Patienten. Als nationale Gewerkschaft sollte die Anaao viel eher dafür Sorge tragen, beim Gesetzgeber zu intervenieren, die antiquierte Entlohnung der Auszubildenden auf dem restlichen Staatsgebiet den geltenden Maßstäben in Europa anzupassen. Die Anaao streut mit ihrem Widerstand Salz in alte ethnische Wunden, statt sich über eine gelungene autonome Lösung zu freuen. Der ASGB warnt eindringlich vor neidmotivierten Rekursen, welche schlussendlich zu Lasten der gesamten Südtiroler Bevölkerung gehen. Man kann sich oft des Eindrucks nicht verwehren, dass die oppositionelle Haltung der Anaao vor dem Hintergrund geschieht, die Peripherie zu schwächen und den Zentralapparat Bozen künstlich zu stärken.