Gebietskörperschaften
Interview mit der Obfrau Sieglinde Cian:

Jahresrückblick/-vorschau 2006-2007

Aktiv: Wo lagen deiner Meinung nach im Jahr 2006 die größten Probleme der Fachgewerkschaft Gebietskörperschaften?
Sieglinde Cian: Das größte Problem sind sicher die aktuellen Sparmaßnahmen der Regierung, welche vor allem das Personal der unteren Funktionsebenen am meisten zu spüren bekommt. Der Stabilitätspakt in dem auch der Aufnahmestopp enthalten ist, hat dazu geführt, dass Personalausfälle nur teilweise oder überhaupt nicht mehr nachbesetzt wurden. Das bestehende Personal muss dafür die Mehrarbeit für gleichbleibende Entlohnung leisten. Dazu kommt noch die schwindende Kaufkraft der Gehälter durch eine nicht der Praxis entsprechende Anpassung an die Inflation. Ein weiteres großes Problem sind die prekären Arbeitsverhältnisse im öffentlichen Dienst, welche beim Personal zu immer größerer Unsicherheit führen. In der Praxis heißt das, die befristeten Arbeitsverträge und die Projektarbeit nehmen zu, wodurch die Verwaltungen bei den Sozialabgaben eine Menge einsparen und sich zugleich die Macht vorbehalten, solche Verträge kurzfristig zu verlängern oder auch nicht.
Im Juni wurde der wirtschaftliche Teil des bereichsübergreifenden Kollektivvertrages abgeschlossen. Wie ist das Echo bei den Bediensteten?
Sieglinde Cian: Recht unterschiedlich. Über den Ausgang der Vertragsverhandlungen ließe sich lange diskutieren. Wenn man aber die momentane Situation betrachtet, glaube ich, kann man mit dem Erreichten zufrieden sein. Es ist uns wohl allen klar, dass die sehr schwache Streikbeteiligung im November 2005, die Vorgaben der Politik und der starke Druck aus der Privatwirtschaft wesentlich zum Ausgang der Vertragsverhandlungen beigetragen haben. Die Vorschläge der Verhandlungspartner der Gewerkschaften waren ja bei weitem geringer und in jedem Fall unzureichend. Wenn man dann noch aufgrund des verspäteten Vertragsabschlusses beinahe Ewigkeiten auf die Lohnerhöhungen und Nachzahlungen warten muss, so ist dies ein Grund für viel Unmut.
Die Verhandlungen zum normativen Teil des Kollektivvertrages laufen noch. Was kann hier noch an der bestehenden Situation geändert werden?
Sieglinde Cian: Der Unterschied zum wirtschaftlichen Teil besteht darin, dass der normative Teil für vier Jahre, also von 2005 – 2008 gilt und somit müssen auch Schwerpunkte auf längere Sicht eingebracht werden. In Südtirol haben wir im öffentlichen Dienst derzeit unterschiedliche Einstufungen wobei wir drei große Beschäftigungsbereiche unterscheiden: Sanität, Gebietskörperschaften und Land. Hier müssen wir ein einheitliches System schaffen. Dann muss man sich Gedanken machen, wie man in den nächsten Jahren dem hohen Pensionsalter entgegenwirken will. Betrachtet man die Pensionsreform, die ja schon 2007 greift, ist zwangsläufig eine Umschichtung im Lohngefüge erforderlich. Vorallem müssen junge Menschen die Möglichkeit haben, sich so früh als möglich eine zusätzliche Absicherung zur immer geringeren Staatsrente aufzubauen. Weiters geben die derzeitigen Anfangsgehälter wenig Anreiz in den öffentlichen Dienst einzusteigen. Im Detail schlagen wir vor, den Fonds für den Leistungslohn zu erhöhen und sämtliche leistungsbezogene Lohnelemente, welche dem Personal nicht zuerkannt wurden, darin einfließen zu lassen. Unserer Meinung nach sollte in Zukunft auch die Berufserfahrung und -bildung, die jemand aus der Privatwirtschaft mitbringt, für die weitere Lohnentwicklung im öffentlichen Dienst berücksichtigt werden.
Für wann kann man ein definitves Ergebnis der Verhandlungen erwarten?
Sieglinde Cian: Das ist momentan noch schwer zu sagen. Die Vorschläge der Gewerkschaften stießen bei der Landesdelegation erwartungsgemäß auf eine ablehnende Haltung. Deshalb ist sicher noch Einiges an Geduld gefragt. Nach Abschluss der bereichsübergreifenden Verhandlungen folgen jene zu den verschiedenen Bereichen und am Ende die dezentralen Abkommen auf Betriebsebene.
Sind für das Jahr 2007 weitere Veranstaltungen geplant?
Sieglinde Cian: Im September findet der Gewerkschaftstag statt. Zuvor ist es notwendig, die Delegierten auf Körperschaftsebene zu wählen, welche dann ihrerseits den neuen Landesvorstand der Fachgewerkschaft wählen.
Vielen Dank für das Gespräch!

Bau

40 Jahre Bauarbeiterkasse

Im Rahmen des 40-jährigen Jubiläums der Bauarbeiterkasse der Provinz Bozen wurde allen Arbeitern, die zum Zeitpunkt der Lieferung (Ende November) bei der Bauarbeiterkasse eingeschrieben waren, eine Salewa-Winterjacke zugeschickt. Um diese zu erhalten, musste man im Zeitraum 1.7.2005 bis 30.6.2006 mindestens 1000 Stunden (Arbeitsstunden, Lohnausgleichskasse + Arbeitsunfall) angereift haben.
Zusätzlich erhielten jene Arbeiter, die innerhalb 30.9.2006 mindestens zehn Jahre bzw. 117 Monate (auch mit Unterbrechungen) bei der Bauarbeiterkasse eingeschrieben waren, auch einen so genannten Treuebonus in Höhe von 250 Euro. Dieser Betrag wurde bereits mit 23.11.2006 auf das jeweilige Konto des Begünstigten überwiesen.