Gesundheitsdienst
Interview mit Stefan Erschbamer, Obmann der Fachgewerkschaft ASGB-Gesundheitsdienst

Rückblick auf das Jahr 2006 – Vorschau auf 2007

Aktiv: Im Mai wurdest du zum Landesobmann gewählt, was hat dich dazu bewegt dich als Kandidat zu stellen?
Stefan Erschbamer: Bereits seit mehreren Jahren bin ich im Landesvorstand tätig. Dabei habe ich festgestellt, dass die Meinungen der Betriebsvorstände teils unterschiedlich sind, und es nicht immer leicht ist, wie man am Beispiel der Gesundheitsreform gesehen hat, alles unter einen Hut zu bringen. Deshalb empfinde ich es als eine Herausforderung, Ruhe in den Vorstand zu bringen.
Du hast die Gesundheitsreform angesprochen, ab 1. Jänner 2007 gibt es nur mehr einen Sanitätsbetrieb. Wie steht der ASGB heute dazu?
Stefan Erschbamer: Die Zusammenlegung der Sanitätsbetriebe ist eine politische Entscheidung: Eine Reform ist immer mit Ängsten und Unsicherheiten verbunden; dass die Autonomie in der Peripherie großteils erhalten bleibt ist sicherlich Verdienst des ASGB. Durch die Mitarbeiterbefragung im Frühjahr 2006 haben wir maßgeblich zu positiven Abänderungen beigetragen. An dieser Stelle sei allen, die sich daran beteiligt und mitgeholfen haben gedankt.
Das Gesetz zur Reform ist seit Oktober rechtskräftig, nun erfolgt die Umsetzung. Wie verhält sich der ASGB?
Stefan Erschbamer: Der ASGB wird die Reform mit sehr wachsamen Auge verfolgen. Bei der Betriebsordnung, der Strukturierung der Verwaltung sowie der klinischen Reform werden wir aktiv mitarbeiten um die Ergebnisse der Umfrage, zum Wohl der Patienten und zum Schutz der Mitarbeiter einzubinden.
Was kannst Du rückblickend zu den Verträgen sagen?
Stefan Erschbamer: Besonders erfreut bin ich, dass in allen Betrieben die Betriebsabkommen abgeschlossen wurden und somit dem Personal die eventuellen Zulagen ausbezahlt werden konnten. Dies ist vor allem Verdienst der Betriebsvorstände und der Betriebssekretäre. Weiters wurde im Juni dieses Jahres der wirtschaftliche Teil des BÜKV abgeschlossen, die Nachzahlungen wurden bereits vorgenommen. Ausständig sind noch der normative und der wirtschaftliche Teil 2007/2008.
Folglich kann man mit dem Abschluss der offenen Punkte im nächsten Jahr rechnen?
Stefan Erschbamer: Ja, ich hoffe dass der Vertrag im Jahr 2007 zum Abschluss kommt und dass die Forderungen der Fachgewerkschaft, wie etwa Aufwertung der Berufsbilder im Gesundheitswesen, zum Tragen kommen.
Der Landesvorstand der Fachgewerkschaft hat beschlossen am 16. November 2007 den Gewerkschaftstag abzuhalten, kannst du Näheres dazu berichten?
Stefan Erschbamer: Es freut mich nach Jahren wieder einen Gewerkschaftstag ausrichten zu können, dabei werden sicher wesentliche Akzente für die Zukunft gesetzt. Zuvor ist es aber von Nöten, die gesamten Gremien neu zu bestellen. In den ersten zwei Monaten des kommenden Jahres finden die Neuwahlen der Betriebsvorstände statt. Ich rufe alle Interessierten auf, sich für eine Wahl zur Verfügung zu stellen. Interessierte können sich innerhalb 20. Jänner bei den jeweiligen Betriebssekretären melden.
Was erwartest du dir auf Gewerkschaftsebene für die Zukunft?
Stefan Erschbamer: Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, die bestehenden Rechte der Arbeiter zu erhalten, dazu ist es notwendig die Sozialpartnerschaft auszubauen und zu stärken.
Stefan wir danken dir für dieses Gespräch.

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Betriebsabkommen Sanitätsbetrieb Bozen

Das Betriebsabkommen (dezentrales Abkommen) im Sanitätsbetrieb Bozen wurde am 09.11.2006 von den Gewerkschaften CGIL, CISL, UIL und Nursing-Up unterzeichnet und mit Beschluss des Generaldirektors Nr. 2437 vom 20.11.2006 genehmigt.
Der ASGB-Betriebsausschuss im Sanitätsbetrieb Bozen hat beschlossen dieses Betriebsabkommen nicht zu unterzeichnen und zwar aus folgenden Gründen:
Mobilität
Der ASGB hat die gleichen Modalitäten gefordert, wie bei der „Versetzung auf dem Territorium". Hier erfolgt für jede freie Stelle eine interne Ausschreibung, bei welcher sich alle Interessierten bewerben können. Diese Methode wäre unseres Erachtens viel transparenter.
Arbeitszeit
Der ASGB hatte in seiner Plattform die Fünf-Tage-Woche verlangt, wie sie auch vor kurzer Zeit dem ärztlichen Personal gewährt wurde.
Bei diesem Vorschlag wäre man auch bereit gewesen einen konstruktiven Übergang vorzusehen und die Umsetzung stufenweise vorzunehmen (z.B. Einführung der Fünf-Tage-Woche auf der monatlichen Stundentabelle damit die Bediensteten bei Krankheit, Urlaub, Weiterbildung usw. nicht Kürzungen erfahren müssen).
Leider wurde dieser Vorschlag auch Seitens anderer Gewerkschaften nicht unterstützt, im Gegenteil sogar von einigen kritisiert.
Aufgabenzulage
Hier wäre eine gründliche Überprüfung der Voraussetzungen notwendig gewesen, um dies Zulage gerechter zu verteilen. Dies war laut Sanitätsbetrieb Bozen anscheinend zeitlich nicht mehr möglich.
Der ASGB forderte, dass diese Zulage nicht mehr mittels eines fixen Betrages ausbezahlt wird; der entsprechende Prozentsatz wäre für eine zukünftige Gehaltsentwicklung zum Vorteil der Bediensteten gewesen.
Außerdem sprach sich der ASGB für eine stufenweise Zuweisung dieser Zulage je nach Verrichtung des Kassa- bzw. Schalterdienstes aus.
Bereitschaftsdienst
Rückwirkende Anerkennung (ab 1. Mai 2005) der 20 Minuten für jene, die Bereitschaftsdienst geleistet haben.
Dienstkleidung
Das gesamte Personal, welches im Sinne des Bereichsvertrages (Art. 44) verpflichtet ist die Dienstbekleidung zu tragen, erhält geeignete Fußbekleidung vom Betrieb zur Verfügung gestellt.