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Die Lira-Rechnung

Zwei Männer stehen an der Bar, ein Unternehmer und ein Arbeiter. Sie trinken einen „macchiato". Der Unternehmer bezahlt: Vier Euro.
Der Arbeiter meint: „Zwei Euro für einen macchiato, das ist viel. Das sind ja 8.000 Lire."
Darauf der Arbeitgeber: „Was? Du rechnest noch immer in Lire? Das tue ich schon lange nicht mehr. Man muss umdenken."
Darauf der andere: „Ich nicht. Ich habe noch immer das Lira-Wertgefühl. Hätte ich es nicht, ich würde nie darauf kommen, wie sehr die Preise gestiegen sind. 8.000 Lire für zwei macchiati, das ist eine Viecherei," beklagte er sich.
„Ja, ja, es ist eben alles gestiegen", meinte der Unternehmer fast selbstverständlich. „Das ist eben eine Folge des Euro."
Da sie sich gut kannten, nahm sich der Arbeiter kein Blatt vor den Mund und sagte: „Ich muss dir zweimal widersprechen. Nicht alles ist gestiegen. Löhne und Gehälter haben sich seit der Einführung des Euro kaum geändert. Die Leute, die von Lohn oder Gehalt leben, tun sich immer schwerer. Das zum einem. Und zum anderen: Es ist einfach falsch zu sagen, dass die hohen Preise eine Folge des Euro sind. Der Euro ist unschuldig wie ein neugeborenes Kind. Er ist eine Sache, die von allein weder steigt noch fällt. Schuld an der Teuerung sind diejenigen, welche die Preise machen und sich nicht darum scheren, wenn ihre Preise für manchen unerschwinglich werden."
Der Unternehmer wollte widersprechen, aber dann begann er nachzudenken, und da er ein ehrlicher Mensch war, kam er zur Einsicht, dass der Arbeiter Recht hatte.
„Es wird schon sein, dass manche Preismacher damals 1.000 Lire im Verhältnis eins zu eins in einen Euro umgewandelt haben. Statt zwei zu eins: 2.000 Lire – ein Euro," sagte er. „Und damit haben sie auf einen Schlag die Preise verdoppelt", warf der Arbeiter ein. „Nicht alle Unternehmer sind gleich."
„Zugegeben, aber viele von denen, welche die Preise machen, sind so. Sie haben mit dem Euro auf unsere Kosten das große Geschäft gemacht", sagte der Arbeiter.
Der Unternehmer blickte auf die leere Tasse, als ob er nicht so recht glauben wollte, dass die paar Löffelchen Kaffee mit einem „Spritzer" Milch tatsächlich 4.000 Lire – natürlich umgerechnet – gekostet hatten. In seiner Brieftasche machte es nicht den großen Unterschied, in der des Arbeiters hingegen wohl.
Von diesem Tag an setzte er sich immer und überall zur Wehr, wenn wieder einmal jemand behauptete, die Schuld an der Teuerung trage der Euro. „Ein Schmarrn ist das", pflegte er zu sagen. „Schuld sind wir, die wir die Preise machen." Aber sie steigen und steigen weiter.

Verbrauchertelegramm

Kontokorrentverträge unter Beschuss

Was die Verbraucherzentrale seit Jahren gefordert hat, verlangt jetzt auch die Wettbewerbsbehörde: die Außerkraftsetzung der Bestimmung, die es den Banken erlaubt, die einseitige Änderung der Vertragsbedingungen („ius variandi"), bei Kontokorrenten nur über das Amtsblatt mitzuteilen. Laut Antitrustbehörde müssen diese Bestimmungen in neuem Licht gesehen und zu Gunsten der VerbraucherInnen revidiert werden.