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Zukunftszentrum Tirol

Eine Delegation vom Arbeitsförderungsinstitut (AFI/IPL) hat am 26. April 2006 das Zukunftszentrum Tirol in Innsbruck besucht und sich über dessen innovative Tätigkeit informiert. „Deine Zukunft unser Ziel" ist einem übergroßen Werbeplakat in der Universitätsstraße in Innsbruck zu entnehmen, wo das Zukunftszentrum Tirol mit seinen 14 Mitarbeitern angesiedelt ist.
Die Arbeiterkammer Tirol, das Land Tirol und die Stadt Innsbruck finanzieren gemeinsam diese Gesellschaft, die vor fünf Jahren ins Leben gerufen wurde, um Menschen zu helfen, die nach Veränderungen suchen, arbeitslos geworden sind oder Berufsorientierung brauchen. Fünf Schwerpunkte hat sich das Zukunftszentrums Tirol gesetzt: Jugend und Arbeit, Vereinbarkeit Familie und Beruf, Wirtschafts- und Arbeitsforschung, nachhaltige Wissensgesellschaft und Welt der Kompetenzen.
Geschäftsführer, Bertram Wolf, Projektleiterin für Kompetenzenbilanz, Barbara Peyrer und Projektleiterin für Jugend und Arbeit, Jane Platter haben die Delegation des AFI/IPL durch das Zukunftszentrum Tirol begleitet. Für den ASGB war der Landessekretär des ASGB-Metall und Ausschussmitglied des AFI/IPL, Serafin Pramsohler beim Besuch in Innsbruck mit dabei.
Als Herausforderung für die Zukunft bezeichnete der Geschäftsführer die Tatsache, dass die Arbeitsplätze der unselbständig Erwerbstätigen, die relativ große Sicherheit bieten, vermehrt denen weichen, in denen selbständig Erwerbstätige in relativ großer Unsicherheit tätig sein müssen. Bezogen auf die Privatwirtschaft in Tirol beträgt heute schon bei 210.000 Erwerbstätigen die Jobdauer für fast 60 Prozent weniger als ein halbes Jahr und für 20 Prozent weniger als ein ganzes Jahr. Lediglich 20 Prozent haben noch einen dauerhaften Arbeitsplatz von mehr als einem Jahr.
In Frankreich wurde der Konflikt für die „prekären" bzw. unsicheren Arbeitsplätze kürzlich auf der Straße ausgetragen, zuerst durch die Studenten, dann mit Unterstützung der Gewerkschaften. Serafin Pramsohler wies darauf hin, dass in Italien und leider auch in Südtirol diese a-typischen Arbeitsverhältnisse (Leiharbeit, Projektverträge und Arbeitsverhältnisse auf Zeit) ebenso längst nicht mehr unbekannt sind und immer mehr Unsicherheit bringen. Arbeit auf Probe ... ein ganzes Leben lang?

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Die Lira-Rechnung

Zwei Männer stehen an der Bar, ein Unternehmer und ein Arbeiter. Sie trinken einen „macchiato". Der Unternehmer bezahlt: Vier Euro.
Der Arbeiter meint: „Zwei Euro für einen macchiato, das ist viel. Das sind ja 8.000 Lire."
Darauf der Arbeitgeber: „Was? Du rechnest noch immer in Lire? Das tue ich schon lange nicht mehr. Man muss umdenken."
Darauf der andere: „Ich nicht. Ich habe noch immer das Lira-Wertgefühl. Hätte ich es nicht, ich würde nie darauf kommen, wie sehr die Preise gestiegen sind. 8.000 Lire für zwei macchiati, das ist eine Viecherei," beklagte er sich.
„Ja, ja, es ist eben alles gestiegen", meinte der Unternehmer fast selbstverständlich. „Das ist eben eine Folge des Euro."
Da sie sich gut kannten, nahm sich der Arbeiter kein Blatt vor den Mund und sagte: „Ich muss dir zweimal widersprechen. Nicht alles ist gestiegen. Löhne und Gehälter haben sich seit der Einführung des Euro kaum geändert. Die Leute, die von Lohn oder Gehalt leben, tun sich immer schwerer. Das zum einem. Und zum anderen: Es ist einfach falsch zu sagen, dass die hohen Preise eine Folge des Euro sind. Der Euro ist unschuldig wie ein neugeborenes Kind. Er ist eine Sache, die von allein weder steigt noch fällt. Schuld an der Teuerung sind diejenigen, welche die Preise machen und sich nicht darum scheren, wenn ihre Preise für manchen unerschwinglich werden."
Der Unternehmer wollte widersprechen, aber dann begann er nachzudenken, und da er ein ehrlicher Mensch war, kam er zur Einsicht, dass der Arbeiter Recht hatte.
„Es wird schon sein, dass manche Preismacher damals 1.000 Lire im Verhältnis eins zu eins in einen Euro umgewandelt haben. Statt zwei zu eins: 2.000 Lire – ein Euro," sagte er. „Und damit haben sie auf einen Schlag die Preise verdoppelt", warf der Arbeiter ein. „Nicht alle Unternehmer sind gleich."
„Zugegeben, aber viele von denen, welche die Preise machen, sind so. Sie haben mit dem Euro auf unsere Kosten das große Geschäft gemacht", sagte der Arbeiter.
Der Unternehmer blickte auf die leere Tasse, als ob er nicht so recht glauben wollte, dass die paar Löffelchen Kaffee mit einem „Spritzer" Milch tatsächlich 4.000 Lire – natürlich umgerechnet – gekostet hatten. In seiner Brieftasche machte es nicht den großen Unterschied, in der des Arbeiters hingegen wohl.
Von diesem Tag an setzte er sich immer und überall zur Wehr, wenn wieder einmal jemand behauptete, die Schuld an der Teuerung trage der Euro. „Ein Schmarrn ist das", pflegte er zu sagen. „Schuld sind wir, die wir die Preise machen." Aber sie steigen und steigen weiter.