ASGB-Bildungs- und Kulturfahrten
Bildungsreise in Österreich

Südtiroler in den Fußstapfen ihrer Ahnen

Unter der Führung von Arthur Stoffella trat kürzlich eine Gruppe Südtiroler/innen aus allen Landesteilen eine fünftägige Bildungsfahrt in Richtung Vöklabruck (Oberösterreich) an. Hier wartete der ÖBG-Bildungsreferent Benedikt Fischer auf die Kollegen ASGB. Der Vertreter der Arbeiterkammer, Klaus Brunner, und der ÖGB-Bezirkssekretär, Frederik Schmidsberger, empfingen die Südtiroler bei der Arbeiterkammer und ließen, zusammen mit anderen Kolleginnen und Kollegen die Südtiroler u.a. in folgende Themen eintauchen: Management, Soziale Marktwirtschaft, Investitionen in Realwirtschaft, Förderung von Wirtschaftswachstum, Altersvorsorge usw. Die Südtiroler wurden auch von der L.-Abg. im oberösterreichischen Landtag und Vizebürgermeisterin von Vöklabruck, Frau Gertraud Eisterer, und vom Bürgermeister von Attnang-Puchheim, Ludwig Graser, empfangen. Nach der Begrüßung führte die Vizebürgermeisterin die Südtiroler durch die Trachtenfabrik Tostmann in Seewalchen am Attersee, während Bürgermeister Graser über die Probleme und Anliegen der Bevölkerung Oberösterreichs berichtete.
Kollege Georg Katherl, Kulturreferent der ÖGB Vöklabruck, zeigte den Südtirolern alle schönen und kulturträchtigen Orte des Bezirkes. Es wurden auch zwei Ausflüge unternommen. Einmal führte der Bildungsreferent Fischer die Südtiroler nach Krumau (Tschechien), wo außer der Altstadt auch das Schloß der Grafen Schwarzenberg besichtigt wurde. Zwei Tage später wurde Regensburg und die Walhalla besucht, der Tempel der großen Deutschen, wo u.a. auch zwei Tiroler verewigt sind, nämlich Walther von der Vogelweide und Graf Paris von Lodron, ehemaliger Fürstbischof von Salzburg. Bischof Lodron stammte aus Lagare/Villalagarina bei Rofreit/Rovereto. Auch das Wetter ist den Südtirolern gnädig gewesen und sie konnten ihr Programm bei Sonnenschein ungehindert fortsetzen. Interessant war auch der Besuch beim oberösterreichischen Sender „BTV". Der Leiter, Hubert Huemer, zeigte den Südtirolern alle Geheimnisse für eine erfolgreiche Sendung und Werbung in den Medien, Prof. Helmut Böhm hingegen führte die Kulturfreunde aus Südtirol durch das Schloß und Kloster Puchheim, die ehemalige Residenz von Erzherzog Maximilian Josef von Österreich-Este, wo die Mutter der letzten österreichischen Kaiserin Zita begraben ist. Zum Abschluß fand eine gemütliche und herzliche Feier im Heim der Senioren in Attnang-Puchheim statt. Bekanntlich bestehen seit über 15 Jahren gute Beziehungen zwischen der Südtiroler und oberösterreichischen Gewerkschaft.
Ein Dank für die ganze Organisation gebührt dem Bildungsreferenten Benedikt Fischer, der für eine Woche den Südtirolern mit Rat und Tat zur Seite stand.
Verschollenen Onkel gefunden
Kollege Franz Haniger erinnerte sich, dass sein Vater erzählt hatte, ein Bruder vom ihm sei in der Gegend von Vöklabruck während der Option 1939 ausgewandert. Franz nahm das Telefonbuch und darin stand wirklich ein Peter Haniger. Am nächsten Tag klopfte Franz an der Haustür des Onkels. Groß war die Freude von Franz Haniger, als er den verschollenen und nie gesehenen Onkel Peter umarmen konnte.
Kollege Salvator Nicolussi erzählt über die Option
Unter den Kulturfreunden aus Südtirol befand sich auch der ehemalige Obmann der ASGB-Rentnergewerkschaft, Salvator Nicolussi-Castellan-Galeno, aus Lusern. Er erzählte den Kolleginnen und Kollegen über die Optionszeit und über die Vertreibung der Deutschen aus Böhmen im Jahr 1945. Bekanntlich sind die Luserner geschlossen 1940 nach Böhmen umgesiedelt worden und 1945 mußten sie vor den russischen Soldaten wieder ihre Häuser verlassen.

kommentar
Georg Pardeller

Reform ohne Zerstörung

Der ASGB ist beim Gesundheitswesen immer dafür eingetreten, dass gewachsene und im Territorium verwurzelte Strukturen nicht einer von oben aufgestülpten „Reform um jeden Preis" geopfert werden. Er ist dagegen, dass die bestehenden Gesundheitsbezirke zerstört werden, um einem einzigen landesumfassenden Gebilde Platz zu machen. Seit mehr als zwei Jahren ist nun diskutiert worden; viele Gespräche sind geführt, viele Fachleute (und auch solche, die es nicht sind) befragt worden. Der ASGB hat seinerseits eine Umfrage durchgeführt, welche deutliche Ergebnisse erbracht hat in dem Sinne, dass eine echte Reform nicht aus der Asche des Bisherigen hervorgehen kann. Letztlich hat nun, wie es den Anschein hat, doch ein Kompromissstandpunkt die Oberhand gewonnen. Zwar wird eine „übergeordnete" Landesstruktur gebildet, aber die bisher bestehenden Einrichtungen, auch die „Befehlsstrukturen", bleiben aufrecht, weil sie ohne Verlust von Qualität in der Administration und Leistung nicht ersetzt werden können. Es wird also dem Ganzen ein Dach übergestülpt, über dessen Sinnhaftigkeit man seine Bedenken haben, in das man aber auch ein gewisses Vertrauen setzen kann. Dies nur dann, wenn die Grundsätze, für die sich der ASGB von Anfang an eingesetzt hat, erhalten bleiben: Eingespart darf und soll dort werden, wo vereinheitlicht, fachlich ausgetauscht und landesweit besser kooperiert werden kann. Auf keinen Fall aber darf „blindes Sparen" zu einem Qualitätsverlust des Dienstes führen, auf keinen Fall darf das Sparen auf dem Rücken der Patienten, das heißt der hilfsbedürftigen Bevölkerung, abgewickelt werden, und auf keinen Fall darf die hohe Motivation, welche die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen an den Tag legen, gefährdet werden. Das könnte und würde der ASGB nicht zulassen. Alles muss einen Sinn und eine menschliche Dimension haben. Nur dann erfüllt es den Zweck.
Georg PardellerVorsitzender