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Gender: Neu oder alles noch beim Alten? |

Geschlechterverhältnisse am Südtiroler Arbeitsmarkt
Der Arbeitsmarkt war lange Zeit eine Domäne der Männer. Das änderte sich ab dem Jahr 1984, als der italienische Gesetzgeber die in der Praxis schon bestehende Teilzeitarbeit institutionalisierte. Davon profitierten am meisten die Frauen, denn die Teilzeitarbeit ermöglichte es, Familie und Beruf zu vereinbaren. Die Erwerbstätigenquote der Frauen stieg an. Allein in den Jahren 2002 bis 2012 gab es bei den erwerbstätigen Frauen einen Zuwachs von 18%. Im Vergleich dazu betrug der Zuwachs bei den Männern 6%. Heute ist es eine Selbstverständlichkeit, beide Geschlechter am Arbeitsmarkt vertreten zu sehen.
Nimmt man den (Südtiroler) Arbeitsmarkt genauer unter die Lupe,
fallen auf Anhieb zwei geschlechtsspezifische Unterschiede auf:
Es sind mehr Männer als Frauen berufstätig.
Teilzeitarbeitsverhältnisse gehen hauptsächlich Frauen ein.
/ Quelle: Astat info 37 05/2016

Es fällt auf, dass mehr Männer als Frauen erwerbstätig sind. Frauen sind häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen. Unter den „Inaktiven“, d.h. der erwerbsfähigen, aber nicht erwerbstätigen und nicht arbeitssuchenden Bevölkerung ab 15 Jahren sind viele Jugendliche in Ausbildung, Hausfrauen und Hausmänner, arbeitsunfähige Personen und RentnerInnen. Von diesen insgesamt 175.700 inaktiven Personen sind 46% im Ruhestand. Die zweitgrößte Gruppe bilden die Hausfrauen (22%) und die SchülerInnen und StudentInnen (22%). Darauf folgen die Arbeitsunfähigen und Personen in einer anderen Nichterwerbsstellung (9%).
/ Quelle: Astat info 37 05/2016

Beleuchtet man den Südtiroler Arbeitsmarkt nach Berufsfeldern, so ist unschwer zu erkennen, dass Männer und Frauen im Jahr 2015 ein unterschiedliches Berufswahlverhalten pflegten und noch immer pflegen:
Überdurchschnittlich viele Frauen arbeiteten im Jahr 2015 im Schul-, Sozial- und Gesundheitswesen: 30% gegenüber 8% der Männer. Im Gastgewerbe gab es im Jahr 2015 16% erwerbstätige Frauen, gegen 10% Männer. Das Bauwesen sowie auch das übrige produzierende Gewerbe waren und sind männlich dominierte Wirtschaftszweige. Im Bauwesen gab es im Jahr 2015 12% erwerbstätige Männer, im Vergleich dazu nur 1% Frauen. Im restlichen produzierenden Gewerbe waren 20% Männer und 5% Frauen beschäftigt.
/ Quelle: Astat info 04 05/2016

In sämtlichen Branchen sind Frauen hauptsächlich in den Dienstleistungsberufen konzentriert. Trotz der zunehmenden Erwerbsbeteiligung und den sektoralen Veränderungen in Richtung Dienstleistungs- oder Informationsgesellschaft ist am Arbeitsmarkt nach wie vor eine deutliche Spaltung in „Frauenbereiche“ und „Männerbereiche“ gegeben. Das Faktum, dass Frauen und Männer in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern, Berufen und Branchen (horizontale Segregation) sowie auf unterschiedlichen Hierarchieebenen (vertikale Segregation) beschäftigt sind, wird mit dem Begriff der Segregation (siehe: IMPULS 4) umschrieben. Diese Teilung oder Segregation des Arbeitsmarktes scheint mit den Fähigkeiten und Wünschen der Geschlechter überein zu stimmen und kann als eine Form der Arbeitsteilung die Effizienz des Wirtschaftsgeschehens steigern … Frauen sind in einzelnen Berufen, Industrien, Unternehmenstypen und bestimmten Beschäftigungsformen wie Teilzeit und Heimarbeit im Verhältnis zu ihrer Arbeitsmarktbeteiligung überrepräsentiert.
/ Quelle: Leitner 2001
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