KVW Soziales

Unsere Rohstoffabhängigkeit – nicht zu ändern?

Raubbau der Bodenschätze als Ursache für Armut und Migration
Autos, Computer, Handys, Büromaterialien, Küchenutensilien – fast alles, was wir im Alltag verwenden, wird aus Erdöl oder anderen fossilen Rohstoffen hergestellt. Doch was bedeutet das? Und welche Auswirkungen hat diese Abhängigkeit für die Umwelt und den Menschen?

 Erdöl landet nicht nur in unseren Autos und Öfen – sondern auch in CDs, Shampoos, Kleidung, Medikamenten und Kinderspielzeug. - FOTO: s.hofschlaeger / Pixelio.deErdöl landet nicht nur in unseren Autos und Öfen – sondern auch in CDs, Shampoos, Kleidung, Medikamenten und Kinderspielzeug. - FOTO: s.hofschlaeger / Pixelio.de

Der Großteil unserer Alltagsgegenstände besteht aus fossilen – also begrenzt vorhandenen – Rohstoffen. Dass uns Erdöl und Erdgas in nicht zu ferner Zukunft ausgehen werden, ist schon lange klar. Und doch sind wir auf sie angewiesen.
Zwar gibt es bereits erneuerbare Alternativen – unter anderem für den Antrieb von Fahrzeugen – doch ohne die fossilen „Grundrohstoffe“ wären wir – noch – aufgeschmissen.
Die Verbrennung dieser Rohstoffe belastet jedoch täglich die Umwelt und trägt essenziell zur Beschleunigung des Klimawandels bei. Ungefähr zehn Tonnen Kohlenstoffdioxid stößt jeder Europäer großteils durch den „Konsum“ fossiler Rohstoffe im Schnitt pro Jahr aus – in Amerika sind es sogar fast zwanzig, in China fünf Tonnen, hier rasch steigend. Wenn wir uns also weiterhin vorrangig an fossilen Rohstoffen orientieren, wird es nahezu unmöglich, das Zwei-Grad-Ziel des Klimaabkommens von Paris einzuhalten, um die große Umweltkatastrophe zu vermeiden.
Auch für die Menschen hat die Klimaerwärmung fatale Folgen, die wir heute schon vielfach erkennen können. Der gesundheitsschadende Smog – die trübe Luftmischung aus Nebel und Abgasrauch – über den Großstädten, die Verschmutzung der Meere und große Flächen nicht nutzbaren Landes durch Rodung oder Dürre sind bekannt. Aber warum sind fossile Rohstoffe immer noch so wichtig wie im vergangenen Jahrhundert?
Macht und Geld
Das ist eine nicht schwer zu beantwortende Frage: aufgrund nicht nachhaltiger Wirtschaftsgewohnheiten. Wer Geld hat, hat auch Macht. Hat man sie einmal, will kaum jemand den Luxus seines Lebensstils aufgeben. Außerdem würden diejenigen, die durch fossile Rohstoffe reich geworden sind – also zum Beispiel Besitzer von Ölbohrstationen – ihren Einfluss auf die Wirtschaft verringern. Die Macht, die diese Kreise über unseren Lebensstil haben, ist noch immer immens.
Dass Geld Macht bedeutet, ist nicht nur ein Problem unserer Wirtschaft, sondern auch unserer Gesellschaft. Die Kluft zwischen arm und reich wächst. Immer noch gibt es Menschen, die Hunger leiden und an Krankheiten sterben, die längst heilbar sind. Dieses Extrem können wir unter anderem bei Made-in-China Produkten erkennen: Ein chinesischer Arbeiter schuftet x-Stunden am Tag und verdient dafür einen Hungerlohn, wobei das Produkt im Westen dann teuer verkauft wird – vielleicht auch nur wegen eines Markennamens oder eines Logos.
Verzicht auf Rohstoffe
Nicht nur die Umwelt wird heute also ausgebeutet, sondern auch die Menschen selber. Zwischen beiden Ausbeutungsweisen besteht ein Zusammenhang. Eine mögliche Lösung liegt darin, die Rohstoffe nicht weiterhin im bisherigen Ausmaß zu verbrauchen sondern bewusst und auf der Grundlage internationaler Abkommen, also im Rahmen globaler Allianzen, nicht zu benutzen. Ungefähr 2400 Gigatonnen CO2 müssten laut unseren Berechnungen1 im Gefolge globaler Klima- und Umweltabkommen im Boden bleiben, um den Rohstoffverbrauch auf ein für Umwelt und Mensch verträgliches Maß zu begrenzen. Von den 2900 Gigatonnen Reserven, die sich nach heutigen Schätzungen noch im Erdinneren befinden, wären das 83 Prozent. Wenn die Menschheit diesen Verzicht in den kommenden Jahren schafft, wird ein großer Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Welt und humanerer Lebensstile getan sein.

1 Ariane Benedikter, Roland Benedikter, Kjell Kühne and Giovanni Atzeni: The Future of Resources: A New Chapter. In: New Global Studies. Edited by Saskia Sassen, Nayan Chanda, Akira Iriye and Bruce Mazlish. De Gruyter, New York 2016, Volume 10, Issue 2, July-September 2016 (July 2016), pp. 133-161, www.degruyter.com/view/j/ngs.2016.10.issue-2/ngs-2016-0013/ngs-2016-0013.xml?format=INT. Vgl. auch dieselben: „Keep it in the Ground“. The Paris Agreement

TEXT: Ariane Benedikter

Sozialfürsorge

Patronat wird künftig mehr eigenfinanziert

Seit 1. März gibt es wichtige Neuerungen im Patronat KVW-ACLI
Patronatsleistungen waren bisher immer für alle kostenlos. Aufgrund der massiven Finanzkürzungen von Seiten des Staates und der steigenden Kosten, wurde vom Staat vorgesehen, dass es für einige Leistungen künftig (ab 1.3.2017) erlaubt ist, sie gegen Bezahlung anzubieten. (siehe rechte Seite, Bericht der Patronatsdirektorin Elisabeth Scherlin). Einige wichtige Rentenleistungen bleiben weiterhin kostenlos. Auch gibt es eine Unterscheidung bei der Höhe der Beiträge. Es gibt Sonderkonditionen für sozial schwache Familien und für KVW Mitglieder. Durch diese künftige Säule der Eigenfinanzierung wird es möglich sein, den Dienst weiterhin zu erhalten und ihn zu verbessern. Das Patronat KVW-ACLI als größtes Patronat Südtirols leistet mit seinen 23 Mitarbeitern jährlich etwa 70.000 Akten und wird auch weiterhin erste Anlaufstelle für alle SüdtirolerInnen sein, wenn es um Fragen der Sozialfürsorge geht.

TEXT: Olav Lutz, Patronatspräsident