KVW Aktuell

Die Zukunft der Arbeit gestalten

Tagung im Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss in Brüssel
Werner Atz
KVW Geschäftsführer
Die Arbeitswelt ist einem großen Wandel unterworfen. Die Digitalisierung hat Einzug gehalten und beeinflusst maßgeblich die Zukunft. Genau kann aber kein Experte voraussagen, wie die Arbeit in Zukunft aussehen wird. Dies gibt uns Gestaltungsmöglichkeiten.
Der KVW setzt sich schon seit geraumer Zeit mit diesem Thema auseinander. Damit wir im KVW auch die internationale Sicht kennen lernen, gibt es intensive Kontakte mit den europäischen und internationalen christlichen Arbeitnehmerverbänden.
Ein weiter wichtiger Moment in diesem Prozess war die Teilnahme des Verbandes an der Konferenz im Europäischen Wirtschafts- und Sozial­ausschuss in Brüssel zum Thema „Die Arbeit der Zukunft gestalten“. Die Konferenz hatte zusätzlich zur Thematik, das Ziel, Vertreter der Kirchen, Religionsgemeinschaften und glaubensbasierter Organisationen in Brüssel in Dialog zu bringen, um gemeinsam über die Zukunft der Arbeit zu diskutieren. Die zentrale Frage dabei war, wie die zukünftige Arbeitswelt zum Wohle aller Mitglieder der Gesellschaft gestaltet werden könnte.
Der Konferenz in Brüssel hat aufgezeigt, dass nicht nur übergeordnete Strukturen das Thema Arbeit diskutieren sollen, sondern dass auch gesellschaftliche Kräfte, Christinnen und Christen und übergeordnet „die Kirche“ gefordert ist, diese Diskussion mitzugestalten. So war es sehr interessant die Podiumsdiskussion „Die Bedeutung der Arbeit aus einer interreligiösen Perspektive“ mit zu verfolgen, wo Redner verschiedener Religionen über das Thema Arbeit referierten.
Was heißt das nun für uns im KVW? Die Konferenz hat bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir müssen uns gemeinsam darum bemühen, die Zukunft der Arbeit zu gestalten und unsere Werte in diese Diskussion einzubringen, als Verband, als Christinnen und Christen und auch als Menschen.
TEXT: Werner Atz

KVW Aktuell

Das Vinschger Paradox

Arbeitsplätze für die Jugend im ländlichen Raum
Die Plattform Land ist ein offener Zusammenschluss von Akteuren in Südtirol, mit dem Ziel den ländlichen Raum zu stärken. Der KVW ist Mitglied der Plattform Land.
Lange hatte es der Vinschgau wirtschaftlich schwer. Heute hat er den Anschluss geschafft, wirtschaftlich und in Punkto Lebensqualität. Und doch wandern viele junge, qualifizierte Leute ab, hieß es auf einer Tagung der Plattform Land.
Karin Meister hat vor kurzem ihren Lebensmittelpunkt ins Schnalstal verlegt – weg von den urbanen Zentren in ein entlegenes Gebiet. Gerade dort gelingt es der Mutter, Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Ausschlaggebend: Dank Home-Büro und digitaler Vernetzung kann sie teilweise von zuhause aus arbeiten. „Smart Working“ heißt das Zauberwort, und sie sieht es als Modell für viele gut ausgebildete Mütter, „die damit unabhängiger von Ort und Zeit auch anspruchsvolle Arbeit mit Verantwortung ausüben können.“
Qualifizierte Arbeitsplätze – abwandernde Jugend
Dabei zeigte sich eine paradoxe Situation: Einerseits kann der Vinschgau heute mit vielen Arbeitsplätzen aufwarten – in manchem Unternehmen auch mit hoher Qualifikation, guter Bezahlung und Aufstiegschancen. Und doch wandern junge Fachkräfte aus oder kommen nach dem Studium nicht mehr zurück.
Auf der Basis einer Umfrage unter jungen Vinschgern zeigte Urban Perkmann vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) auf, wie sich der Vinschgau zu einem idealen Arbeitsplatz entwickeln könnte: „Es bräuchte ein ‚Silicon Vinschgau‘: hohe digitale Kompetenz bei Bürgern, öffentlicher Verwaltung und Unternehmen sowie Strukturen wie Breitband.“ Die Erreichbarkeit – digital und auf den Straßen – sei eine Schwäche des Bezirks. Andererseits gebe es auch das Erfolgsmodell der VinschgerBahn. Eine Gefahr sieht er auch, wenn die öffentliche Verwaltung ihre Dienste zentralisiert und somit qualifizierte Arbeitsplätze abzieht. Andererseits hat der Vinschgau einige internationale, hoch spezialisierte Betriebe, die wenig bekannt sind. Mit der Folge, dass sie händeringend nach Facharbeitskräften suchen.
Grenzpendler in die Schweiz
Mit einer speziellen Abwanderung kämpft der obere Vinschgau. So sucht auch der junge Bauunternehmer Michael Hofer auf Prad viele Arbeitskräfte, die aber lieber in die benachbarte Schweiz pendeln: „Mit ihren deutlich höheren Löhnen werben die dortigen Unternehmen unsere frisch ausgebildeten Gesellen ab“, beklagte sich Hofer und appellierte an die Landespolitik, sich dieses Problems anzunehmen.