KVW Soziales

KVW international vernetzt

Tagung zu den Folgen der Digitalisierung
V.l. Karl H. Brunner, Peter Koutny (Präsident der EBCA) und Margit Kammerer
Vom 18. bis 20. Oktober 2018 hat in Birmingham (Großbritannien) die internationale Tagung „Digitale Arbeit - arbeiten jederzeit und überall“ stattgefunden, an der der KVW mit anderen Verbänden aus insgesamt zehn europäischen Ländern teilgenommen hat.
Margit Kammerer aus St. Lorenzen ist Mitglied des Landesausschusses und des Bezirksausschusses im Pustertal. Sie hat den KVW Delegierten Karl H. Brunner zum internationalen Treffen in Birmingham begleitet.
Margit, du warst beim Treffen der EBCA in England dabei. Was waren deine Eindrücke?
Margit Kammerer: Für mich war das beeindruckend: zehn verschiedene Länder versammelt um einen Tisch und alle setzen sich für die selben Ziele ein. Trotz der kulturellen Unterschiede denken alle irgendwie das Gleiche und setzen sich miteinander für die arbeitende Bevölkerung ein. Alle stellen ganz klar den Menschen in den Mittelpunkt. Ich habe gespürt, dass wir mit dieser Vernetzung eine Kraft bekommen können, etwas miteinander auf den Weg zu bringen.
Wie hast du die Sprachenvielfalt erlebt? Wie habt ihr euch unterhalten?
Kammerer: Durch die Übersetzer habe ich alles super verstanden. Es war überhaupt keine Barriere da. Mir ist aufgefallen, dass die Übersetzung oft nicht ganz genau sein kann. Manchmal gab es auch kleinere Verständigungsschwierigkeiten, die aber geklärt werden konnten. Außerhalb der Sitzungen ist jeder auf jeden zugegangen, auch wenn man sich nicht direkt verstanden hat, weil man die jeweils andere Sprache nicht spricht. Irgendwie waren wir trotzdem wie eine Familie, weil man das Gefühl hatte, dass sich alle trotz der unterschiedlichen Sprachen verstehen.
Worum ging es bei dem Seminar inhaltlich?
Kammerer: Inhaltlich ging es darum, was die Technik in Zukunft mit uns macht. Es wurde aufgezeigt, dass durch die Digitalisierung ein Wandel bereits im Gang ist. Es gibt dabei Vermutungen, dass Berufe wegfallen werden aber auch andere neue Berufe oder auch alte Berufe neu an Bedeutung gewinnen werden. Wir müssen auch in den Familien darauf achten, dass wir direkt miteinander sprechen und nicht zu viel Zeit mit den Handys verbringen. Als Verbände haben wir die Aufgabe, die Verunsicherung der Menschen aufzugreifen. Wir müssen darauf achten, dass die Menschen durch neue Arbeitsmodelle nicht unter die Räder kommen, weil sie nur mehr prekäre Anstellungsverhältnisse haben, wo sie nicht ausreichend gegen Krankheit und Lohndumping geschützt sind. Durch Bildungsangebote können wir unsere Mitglieder und auch darüber hinaus die Menschen dabei unterstützen, unsere Gesellschaft aktiv zu gestalten.
Bringen die digitalen Kommunikationsmittel die Menschen einander näher?
Kammerer: Wir wissen, dass wir diese Mittel nützen. Es liegt jetzt bei jedem, wie intensiv wir sie nutzen. Ich sehe auch etwas die Gefahr, dass wir nicht mehr direkt miteinander sprechen. Die Vernetzung ist gut, wenn wir aber nur mehr über digitale Kommunikationsmittel miteinander sprechen, werden wir irgendwie einsam und ziehen uns zurück. Und dabei ist es doch gerade wichtig, dass wir in Solidarität zusammenstehen und die Gesellschaft mitgestalten. Nur so werden wir die Macht haben, etwas für die Menschen zu erreichen. Dafür können uns die digitalen Mittel helfen, es braucht aber vor allem auch in unserer Umgebung direkte Kontakte und den Austausch, damit wir die Probleme besser verstehen und uns für Änderungen einsetzen können.
Freust du dich schon auf die nächsten internationalen Begegnungen mit den europäischen Partnerverbänden des KVW?
Kammerer: Auf alle Fälle! Ich freue mich und bin gleichzeitig neugierig, was sich bis zum nächsten Jahr schon alles getan hat, was aus unserer Tagung konkret herauskommt und in den Ländern umgesetzt wird. Ich staune, wie viele Menschen freiwillig und ehrenamtlich mit so viel Herz und Seele dabei sind und sich einsetzen.

KVW Aktuell

Sternwallfahrt des KVW

Über 1500 Personen feiern 70 Jahre KVW mit Bischof Ivo Muser
Bischof Ivo Muser macht dem KVW Mut, sich gesellschaftlich, menschlich und politisch einzumischen, weil es um den Menschen geht, um „unsere gemeinsame Zukunft“, um das menschenwürdige Zusammenleben.
Über 1500 KVW Mitglieder und Gläubige aus dem ganzen Land sind zur Jubiläumswallfahrt des KVW nach Maria Weißenstein gekommen. Die Sternwallfahrt war ein Höhepunkt im Jubiläumsjahr zu 70 Jahre KVW.
Im wahrsten Sinne des Wortes „sternförmig“ sind die Wallfahrerinnen und Wallfahrer aus allen Richtungen nach Weißenstein gekommen. Neben der Hinfahrt mit einem der 30 Busse haben auch viele das Angebot für eine Fußwallfahrt von Aldein, Petersberg, Deutschnofen oder Leifers aus angenommen.
Heilige Messe mit Bischof
Die heilige Messe wurde von Bischof Ivo Muser mit dem geistlichen Assistenten des KVW, Josef Stricker, und anderen Geistlichen zelebriert. In seiner Predigt ging Bischof Muser auf den Text des Evangeliums ein: dafür wurde das Magnifikat Marias ausgesucht, das der Bischof einen „radikalen Gesang im wörtlichen Sinn“ nannte. Im Lichte dieses revolutionären Textes legte Ivo Muser dem KVW einige Anliegen ans Herz und äußerte sich kritisch zur momentanen Stimmung im Land.
„Die Solidarität ist ein zentraler Begriff, wenn das Wort an sich in der Bibel auch gar nicht vorkommt“, so Muser. Dafür sind die Armen und Schwachen zentrale Begriffe, und es finde sich immer wieder der Aufruf, diesen beiden Gruppen besonders zu schützen. Teilen habe eine besondere Bedeutung, wobei es nicht nur darum gehe, Almosen zu geben, sondern auch um eine gesetzlich geregelte Umverteilung der Güter.
„Solidarität und Gerechtigkeit sollen Maßstab für die Politik sein“, so Muser. „Leider hat es den Anschein, dass wir uns Nächstenliebe nicht mehr leisten wollen“. Eigentlich müsse ein lauter Aufschrei zu hören sein, wenn Menschengruppen pauschal als Parasiten oder Schmarotzer bezeichnet werden oder dazu aufgerufen wird, das Land zu reinigen.
Aufforderung, sich einzumischen
Deshalb brauche es mutige und am Gemeinwohl orientierte Antworten. Dem Katholischen Verband der Werktätigen legte der Bischof anlässlich der Jubiläumswallfahrt nahe, weiterhin die Stimme zu erheben und sich einzubringen und sich gesellschaftlich, menschlich und politisch einzumischen.
Landesvorsitzender Werner Steiner bekräftigte den Willen des KVW, sich für Solidarität einzusetzen. So lautet auch das heurige Jahresthema „Macht euch solidarisch“ und in diesem Sinne wir der KVW – so wie in den vergangenen 70 Jahren - sich weiterhin an die christliche Soziallehre halten und sich zusammen mit der Ortskirche für ihre Verwirklichung einsetzen.
Linde gepflanzt
Im Anschluss an den Gottesdienst wurde als Erinnerung an das Jubiläum „70 Jahre KVW“ nahe der Kirche eine Linde gepflanzt. Bischof Muser segnete das Bäumchen. Es soll an diesen einmaligen und besonderen Festtag erinnern, den die über 1500 Wallfahrerinnen und Wallfahrer im Kreise der KVW Familie verbracht haben, so das Anliegen der KVW Landesfrauenvorsitzenden Helga Mutschlechner.
Gemeinschaft erleben
Die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer es KVW Bezirks Bozen mit dem Vorsitzenden Thomas Angerer sorgten für einen reibungslosen Ablauf, der Südtiroler Zivilschutz kochte ein warmes Mittagessen.
So erlebten die über 1500 Wallfahrerinnen und Wallfahrer aus dem ganzen Land eine schöne Feier in einer großen Gemeinschaft.
TEXT: Ingeburg Gurndin