KVW Aktuell

Solidarität

Wahre Solidarität und das große Glück, in Südtirol zu leben
Werner Atz
KVW Geschäftsführer
Ich gebe es ganz offen zu. Ich hatte in meinem Leben ein großes Glück! Ich hatte das große Glück zur richtigen Zeit in Südtirol geboren worden zu sein. Dieses Glück haben nicht alle Menschen auf dieser Welt.
Deshalb ist für mich Solidarität nicht nur ein Wort, sondern eine Lebenseinstellung, ein Wert, den es gilt zu leben. Über Solidarität zu sprechen ist viel einfacher als Solidarität im tagtäglichen Leben umzusetzen. Und ich weiß, von was ich rede. Sehr oft werde ich mit der Tatsache konfrontiert, dass Solidarität sehr einseitig und eingeschränkt gesehen wird. Die große Herausforderung für uns im KVW dabei ist, Solidarität nicht nur beschränkt auf wenige Menschen zu leben, sondern Solidarität ganzheitlich zu sehen, zu vermitteln und umzusetzen.
Eine für mich treffende Definition von Solidarität hat der österreichische Theologe Paul M. Zulehner aufgezeigt. Zulehner definiert die Solidarität als die Fähigkeit (Kompetenz) des Menschen, sich für das Gemeinwohl und darin für eine gerechtere Verteilung der Lebenschancen stark zu machen.
Und genau in dieser Definition können wir messen, wie und ob wir solidarisch sind. Haben wir die Fähigkeit, die Kompetenz, uns für das Gemeinwohl einzusetzen und haben wir die Fähigkeit und auch die Einstellung uns für gerechte Lebenschancen stark zu machen für alle Menschen auf dieser Welt? Im KVW bin ich sicher, dass die Antwort überaus positiv ausfallen wird. Außerhalb sehe ich es schon kritischer. Umso wichtiger ist es deshalb, dass wir als KVW die Solidarität laut Paul Zulehner leben, verteidigen und umsetzen. So wie es im KVW in seiner 70-jährigen Geschichte schon immer gemacht wurde. Auch wenn es in dieser heutigen Zeit, wie auch in der vergangenen nicht immer ganz leicht war beziehungsweise ist.
Text: Werner Atz

KVW Aktuell

Mut und Vertrauen in Zeiten der Angst

Mit der Angst umgehen lernen
Martina Pixner
Psychologin
Was ist Angst? Woher kommt sie? Wie kann man lernen mit den verschiedenen Ängsten umzugehen? Auf diese und andere Fragen wird Psychologin Martina Pixner am 12. Dezember in der KVW Bildung Meran eingehen. Im Vortrag „Mut und Vertrauen in Zeiten der Angst“ spricht sie die vielfältigen Gesichter der Angst an und erklärt, wie man zu Mut und Vertrauen finden kann.
Frau Pixner, wie erleben Sie denn diese „Zeit der Angst“?
Martina Pixner: Der Titel „Mut und Vertrauen in Zeiten der Angst“ bezieht sich auf alle Momente im Leben, in denen Angst empfunden wird. Diese Momente können durch persönliche Themen und Unsicherheiten, mangelnde Unterstützung oder fehlende Lösungsmöglichkeiten ausgelöst werden. Angst an sich nicht negativ ist. Sie zählt zu unseren Grundgefühlen und hat den Zweck, uns vor Gefahren zu schützen. Zum Problem wird die Angst dann, wenn wir uns in Gedankenspiralen verfangen, die sich um Katastrophen, Verlust und Ohnmacht drehen.
Welche Ängste stellen Sie aktuell verbreitet fest?
Pixner: Aktuelle Ängste und Sorgen beziehen sich oft auf Flüchtlingsströme, Gewalt, Zukunftsängste in Bezug auf Arbeitsplatz und finanzielle Sicherheit und Umweltkatastrophen.
Sind die wahrgenommenen Ängste real?
Pixner: Eine wahrgenommene Angst ist immer real. Das Gefühl ist für den Betroffenen vorhanden, deshalb ist es echt. Nicht real oder besser gesagt nicht oder wenig bedrohlich kann hingegen der Auslöser der Angst sein.
Welche Rolle spielen die Social Media Kanäle?
Pixner: Diese spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung verschiedenster Ängste und Sorgen. Wir hören, lesen und sehen täglich Nachrichten, die uns erschüttern und uns besorgt in die Zukunft schauen lassen. Wenn man die Nachrichten verfolgt kann schnell das Bild entstehen, dass die Welt zur Zeit aus den Fugen gerät. Damit das nicht passiert kann jeder lernen, achtsamer und kritisch mit dem Konsum der Medien umzugehen.
Ist Angst für den menschlichen Körper schlimm? Wie reagieren wir auf Angst?
Pixner: Angst wirkt sich schnell auf den Körper aus, da sie die Funktion hat, uns vor Gefahren zu schützen. Der Körper fährt das Flucht- oder Angriffsprogramm hinauf was dazu führt, dass sich der Puls und der Blutdruck erhöhen, die Muskelspannung steigt, die Atmung beschleunigt und Adrenalin ausgeschüttet wird. Im Normalfall beruhigt sich der Körper wieder, wenn die Gefahr eingeschätzt oder beseitigt worden ist. Allerdings können Gedanken, die sich Szenarien ausmalen, gewisse Prozesse aufrechterhalten. Dann kann es zu anhaltenden Verspannungen, Unruhe und anderen körperlichen Symptomen führen.
Warum sprechen Sie dieses Thema in einem Vortrag an?
Pixner: Weil es viele Menschen bewegt und die Gesichter der Angst vielfältig sind. Ich glaube, dass wir nicht unter Angst leiden müssen.
Gibt es auch etwas in Ihrem Leben, das Ihnen Angst macht? Wie gehen Sie damit um?
Pixner: Oh ja. Es gibt einige Dinge, die mir Angst machen. Wenn ich Angst erlebe, dann beruhige ich meinen Körper durch bestimmte Übungen, versuche die Gefahr einzuschätzen, unnütze, aufbauschende Gedanken loszulassen und wieder zum Gefühl des Vertrauens zurückzufinden.


12.12.2017, 19.30 Uhr
Meran, Otto-Huber-Straße 84
5 Euro Eintritt