KVW Aktuell
Erwerbsbiografien werden bunter
Podiumsdiskussion zur Arbeit, ihren Chancen und Entwicklungen
Bei der vom KVW organisierten Podiumsdiskussion ging es darum die Veränderungen in der Arbeitswelt aufzuzeigen und die Entwicklungen als eine Chance zu sehen.
V.l. Judith Bertagnolli, Josef Negri, Tila Mair und Helga Pedrotti.Josef Stricker
Die am meisten gespürte und besprochene Veränderung in der Arbeitswelt ist die steigende Arbeitslosigkeit. Dies ist seit etwa zwei Jahren in Südtirol Thema, nachdem es vorher 40 Jahre ständiges Wachstum und fast Vollbeschäftigung gegeben hat. „Wir haben viele Änderungen gar nicht wahrgenommen, weil es uns so gut ging und wir verwöhnt waren“, analysierte Tila Mair vom SGB die Veränderungen in der Arbeitswelt. Selbstkritisch stellte sie fest, dass die Gewerkschaften ebenso wenig vorbereitet waren wie die Politik.
Der Direktor des Unternehmerverbands, Josef Negri, berichtete, dass das produzierende Gewerbe neue Arbeitsplätze geschaffen habe. Qualifizierte Arbeitnehmer haben nach wie vor gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Südtirol stehe auch bei den Zahlen zur Jugendarbeitslosigkeit im Vergleich recht gut da. Ähnliches lasse sich auch von Ländern sagen, in denen es die Lehre als Ausbildungsweg für die Jugend gibt. Deshalb sieht Negri in der Aufwertung der praktischen Berufe ein Mittel, um die Veränderungen in der Arbeitswelt positiv zu meistern.
Einig waren sich die Podiumsteilnehmer darin, dass es ein Arbeitsleben in einem Betrieb, von der Jugendbis zur Pensionierung, nur mehr selten geben wird. Umbrüche und Veränderungen werden zu den Erwerbsbiografien der heute jungen Menschen gehören. Deshalb wird das lebenslange Lernen noch wichtiger, Umschulungen werden an der Tagesordnung sein.
Für Josef Stricker ist das Wirtschaftsmodell vom „immer mehr, immer größer, immer schneller“ in Krise geraten. Die Übernutzung der menschlichen, ökologischen und finanziellen Ressourcen mache uns zu schaffen. „Es ist die Frage zu stellen, welches Wachstum wir brauchen“, so Stricker. Und hier tun sich neue Perspektiven auf. Die Technologie stoßt dort an ihre Grenzen, wo es den Menschen braucht, zum Beispiel in der Bildung und in der Pflege. „Bereiche, in denen es um die Pflege menschlicher Beziehungen geht, bergen große Potentiale“, zeigte sich Stricker überzeugt.
Text: Ingeburg Gurndin
Eintönige Arbeiten fallen weg
Josef Stricker, geistlicher Assistent des KVW, appellierte daran, die Änderungen nicht an sich negativ zu sehen. Es gebe verschiedene Ursachen für die Arbeitslosigkeit, wobei in der medialen Diskussion eine differenzierte Betrachtung oft zu kurz komme. So sie die Produktivität der Wirtschaft dank der Technologie in den vergangenen Jahren stets gestiegen. „Es braucht aber weniger Arbeitskräfte und vor allem niedere, einfache, eintönige Arbeiten sind weggefallen, was ja an sich nicht negativ zu sehen ist“, stellte Stricker klar.Der Direktor des Unternehmerverbands, Josef Negri, berichtete, dass das produzierende Gewerbe neue Arbeitsplätze geschaffen habe. Qualifizierte Arbeitnehmer haben nach wie vor gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Südtirol stehe auch bei den Zahlen zur Jugendarbeitslosigkeit im Vergleich recht gut da. Ähnliches lasse sich auch von Ländern sagen, in denen es die Lehre als Ausbildungsweg für die Jugend gibt. Deshalb sieht Negri in der Aufwertung der praktischen Berufe ein Mittel, um die Veränderungen in der Arbeitswelt positiv zu meistern.
Einig waren sich die Podiumsteilnehmer darin, dass es ein Arbeitsleben in einem Betrieb, von der Jugendbis zur Pensionierung, nur mehr selten geben wird. Umbrüche und Veränderungen werden zu den Erwerbsbiografien der heute jungen Menschen gehören. Deshalb wird das lebenslange Lernen noch wichtiger, Umschulungen werden an der Tagesordnung sein.
Berufliche Neuorientierungen
Helga Pedrotti ist eine dieser Menschen, die in ihrer Erwerbsbiografie viele Brüche haben. Sie hat in Berlin gearbeitet, hat verschiedene Ausbildungen absolviert, war in Argentinien Tango-Lehrerin, ist nach Südtirol zurückgekehrt und war hauptamtlich bei den ArbeitnehmerInnen und ist jetzt Direktorin eines Altenheimes. In ihrem Leben hat es viele berufliche Neuorientierungen gegeben und auch die Zeiten ohne Erwerbsarbeit dazwischen sieht sie positiv. „Es waren immer Zeiten der Vorbereitung; so wie sich Samen im Winter aufs Keimen vorbereiten, sieht man danach klarer, was in einem steckt“, meinte sie rückblickend. Durchaus kritisch sieht sie die alleinige Konzentration auf die Erwerbsarbeit. Denn dann wird das arbeitslos Sein zum Problem, da man sich seinen Wert einzig aus der Arbeit zieht. Es gibt andere Dinge im Leben, die Erfüllung bedeuten. Jeder und jede, der/die sich einbringt, bekommt etwas zurück. Um diese Veränderungen anzunehmen und gut zu meistern, braucht es Mut, die Lust am Arbeiten, am Gestalten und am etwas Weiterbringen.
Chance Mehrsprachigkeit
Josef Negri sieht für die jungen Menschen, die – so wie in Südtirol – mehrsprachig aufwachsen und eine gute Ausbildung genießen, gute Chancen in Europa. Diese positiven Nachrichten brauche es, da wir weniger unter einer Wirtschaftskrise sondern mehr unter einer Vertrauenskrise leiden.Für Josef Stricker ist das Wirtschaftsmodell vom „immer mehr, immer größer, immer schneller“ in Krise geraten. Die Übernutzung der menschlichen, ökologischen und finanziellen Ressourcen mache uns zu schaffen. „Es ist die Frage zu stellen, welches Wachstum wir brauchen“, so Stricker. Und hier tun sich neue Perspektiven auf. Die Technologie stoßt dort an ihre Grenzen, wo es den Menschen braucht, zum Beispiel in der Bildung und in der Pflege. „Bereiche, in denen es um die Pflege menschlicher Beziehungen geht, bergen große Potentiale“, zeigte sich Stricker überzeugt.
Text: Ingeburg Gurndin