KVW Aktuell

Zeit nach der Pensionierung als Chance nutzen

KVW Senioren: Gemeinschaft fördern und Vereinsamung vorbeugen
Den dritten Lebensabschnitt als eine Chance zu sehen, das haben die KVW Senioren mit ihrer Tagung den Menschen in Südtirol vermittelt. Maria Kußtatscher, Vorsitzende der KVW Senioren, und Gastreferent Rudi Gamper machten Mut, die Zeit nach der Pensionierung für sich, für die Familie, für Freundschaft und für eine sinnvolle Freizeitgestaltung zu nutzen.

Maria Kußtatscher und Rudi Gamper 
Maria Kußtatscher und Rudi Gamper 


Der KVW betreut in Südtirol über 100 Seniorenklubs. Die KVW-Seniorenklubleiter und Interessierte trafen sich zu einer Tagung über „Neue Chancen in der dritten Lebensphase“. Maria Kußtatscher, Vorsitzende der KVW Senioren, nannte den dritten Lebensabschnitt eine neue, geschenkte Zeit.
Herbst des Lebens nutzen
Der vergangene schöne Herbst könne als Sinnbild für den Herbst des Lebens gesehen werden, den es früher gar nicht gegeben hat. „Diese Zeit birgt eine große Chance, Talente einzubringen, das Wichtige zu sehen und das Unwichtige wegzulassen und sich selbst zu verwirklichen“, sagte Kußtatscher in ihrer Begrüßung. Gleichzeitig heißt es aber auch fürs Älter werden Sorge zu tragen, sich körperlich, seelisch und geistig fit zu halten. Hier bietet der KVW mit den Seniorenklubs, den Tanz-, Bewegungs- und Theatergruppen, den Angeboten für „Geistig fit“, den Schreibwerkstätten und Erzähltreffs ein abwechslungsreiches Angebot. Dies bestätigten auch Landesrätin Martha Stocker, der Präsident der Seniorenheime Norbert Bertignoll und der KVW Landesvorsitzende Werner Steiner. In der Vereinsamung altert der Mensch schnell, der KVW ermöglicht Gemeinschaft und dadurch Lebensfreude, so Landesrätin Stocker.
Der dritte Lebensabschnitt, also die Zeit nach den Pensionierung, kann eine neue Chance sein. Viele Menschen freuen sich auf diese neue, geschenkte Zeit und sind voller Ideen und Elan, wie sie sie nutzen werden. Rudi Gamper, Journalist und ehemaliger Koordinator der Rai, erzählte ganz persönlich, wie es ihm nach der Pensionierung ergangen ist. Er bezeichnete die Pensionierung als einen markanten Einschnitt, aber so wie ganz oft in seinem Leben habe er auch im dritten Lebensabschnitt viel Glück gehabt. Er sei nicht allein, er ist seit 50 Jahren verheiratet, hat Kinder und Enkelkinder und auch sonst viele Freundschaften und Kontakte.
V.l. Ursula Thaler, Martha Stocker, Norbert Bertignoll und Werner Steiner V.l. Ursula Thaler, Martha Stocker, Norbert Bertignoll und Werner Steiner
Freundschaften pflegen
„Beim Älter werden muss man schon differenzieren, ob jemand allein ist oder nicht, da gibt es große Unterschiede“, gab Gamper zu bedenken. Es nütze auch nichts, die Pflege von Freundschaften auf die Zeit nach der Pensionierung zu verschieben, das müsse schon vorher gemacht werden. So habe eine Untersuchung bei Hundertjährigen gezeigt, dass sich jene am wohlsten fühlen, die schon in jungen Jahren ihre Freizeit sinnvoll gestaltet haben.
Sich Dinge vornehmen
Rudi Gamper berichtete, dass er sich drei Dinge für seinen dritten Lebensabschnitt vorgenommen hatte: einen guten Fotoapparat und ein Rennrad zu kaufen und Berggipfel zu erklimmen. Inzwischen hat er über 10.000 Fotos auf seinem Computer, das Rennrad nutze er fleißig und jeden Donnerstag steht eine Bergtour an. „Wenn ich jetzt auch merke, dass ich mit dem Rad selten jemanden überhole und auch die Rastpausen beim Bergsteigen werden immer länger“, meinte er schmunzelnd.
Talente ausgraben und leben
Rudi Gamper machte den 150 anwesenden Senioren und KVW-Klubleiterinnen aus dem ganzen Land Mut, Talente auszugraben und sie zu leben, unabhängig davon, was die anderen sagen. Die Hoffnung und das Staunen müsse man sich behalten, man könne auch im Herbst seines Lebens über den vergangenen besonders schönen Herbst staunen und sich wie ein Kind an den bunten Blättern erfreuen. Zwei Worte legte Gamper den Zuhörerinnen und Zuhörern besonders ans Herz: Danke und Entschuldigung.
Danken und sich entschuldigen
Die Tagung bot Platz für Erfahrungsberichte von Menschen, die ihre dritte Lebensphase aktiv gestaltet haben. Hermann Pirpamer berichtete wie er vom Bürgermeister zum Diakon wurde. Außerdem erzählte er auch kurz von seinen Erfahrungen in der Mission. Zum Stichwort „Arbeitspensum“ meinte er: „Wenn man es gerne macht, dann ist es kein Stress“.
Sinnvolle Aufgabe finden
Maria Rabensteiner erzählte wie sie in der KVW Seniorenarbeit eine sinnvolle und erfüllende Aufgabe gefunden habe. Sie unterstrich einmal mehr, wie man in der ehrenamtlichen Tätigkeit auch eine Gemeinschaft mit andere Menschen finden kann, um nicht zu vereinsamen.
Aufgelockert wurde die Tagung von einer Tanzeinlage und einem „Tanz im Sitzen“, vorbereitet von Tanzleiterinnen der Arge „Tanzen ab der Lebensmitte im KVW“.
Rezept für dritte Lebensphase
Die Tagung wurde von einem Theaterstück aufgelockert. Die Seniorentheatergruppe „Bartholomei“ gab in einem Stück ein Rezept für eine gelungene dritte Lebensphase. Als Zutaten sollte man gut vermengen: Optimismus, Weisheit, Humor, Ironie, Neugierde, Gelassenheit, Leidenschaft, Lust und Liebe. Aussortieren sollte man u.a. Sturheit.
Der Beauftragte der Altenseelsorge Johannes Noisternigg sprach Grußworte.

TEXT: Ingeburg Gurndin

KVW Aktuell

Auf dem Weg sein

Werner AtzWerner Atz

Kurz vor den schrecklichen Ereignissen in Paris fand Ende Oktober in Straßburg ein Treffen der deutschsprachigen europäischen Arbeitnehmerverbände aus ganz Europa statt. Die „Europäische Bewegung Christlicher Arbeitnehmer (EBCA)“ ist ein Netzwerk von 20 Arbeitnehmerorganisationen in 15 Ländern der Europäischen Union sowie in der Schweiz. Der KVW ist seit langem Mitglied in dieser Organisation, um die Anliegen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über Südtirol hinaus kennen zu lernen und auch, um die Situation in Europa einschätzen zu können.
Besonders zwei Themen waren Inhalt des Treffens. Die Grundsicherung, als Instrument gegen die Armut, und die Migration mit welcher Europa sich zur Zeit und wahrscheinlich auch in näherer und fernerer Zukunft auseinander zu setzen hat. Eine Herausforderung für welche es im Grunde keine allumfassende von allen einheitlich getragene Lösung gibt. Als Katholischer Verband der Werktätigen, welcher sich an der christlichen Soziallehre orientiert und somit Solidarität als eine seiner Säulen ansieht, ist es selbstverständlich sich mit den Themen der Migration auseinander zu setzen und somit sich mit den Menschen auseinanderzusetzen, welche hinter dieser Herausforderung stehen.
Allein schon der Gedanke, was passieren müsste, damit wir mit unserer Familie und unseren Kindern einen lebensbedrohlichen Weg in eine neue Welt einschlagen, macht mir Gänsehaut. Wie schrecklich muss es sein, einen seiner Lieben zu verlieren! Diese Bilder sind aber Realität. Menschen sterben auf dem Weg in eine neue Welt, mit der Hoffnung dort ein neues Leben zu finden. Wir werden alleine nicht imstande sein, diese Herausforderung zu lösen. Wir können aber alle mithelfen, unser Land und unsere Welt für alle lebenswerter zu machen, indem wir diesen Menschen unter die Arme zu greifen. Die Deutung der Merkmale dieser Zeit zeigen uns, dass der KVW auch in der Zukunft eine große Aufgabe haben wird. Es liegt nun an uns, für diese Aufgaben gerüstet zu sein.

TEXT: Werner Atz