KVW Aktuell

Politik an den Taten messen – reicht das?

Karl Brunner, Geistlicher Assistent


Bei den Koalitionsverhandlungen zur Bildung der Landesregierung kam es zu Protesten, weil Teile der Bevölkerung mit der Involvierung einiger Parteien nicht einverstanden waren. Als Reaktion darauf forderten Politiker:innen dazu auf, die Koalition an ihren Taten zu messen und wehrten sich gegen eine aus ihrer Sicht ungerechtfertigte Vorverurteilung.
Natürlich sollte sich Politik an ihren Taten messen lassen. Vielleicht tut sie das sogar zu wenig, wenn z.B. wieder entschuldigend Gründe angeführt werden, warum Wahlversprechen trotz ihrer angeblichen Bedeutung nicht umgesetzt wurden. Die Untätigkeit in einigen Bereichen ist ein Hinweis darauf, dass im Wettstreit der vielen Interessen, andere Anliegen wichtiger bewertet worden sind als jene, die eben nicht umgesetzt wurden. Damit ist klar, die Koalition wird auch an ihren Taten zu messen sein, keine Frage.
Mindestens gleich wichtig, wie das Umsetzen von Wahlversprechen, ist die Symbolebene der Politik. Sie hat nämlich die grundlegende Aufgabe, in der Gesellschaft verbindend zu wirken, ihr ein breit getragenes und erstrebenswertes Ziel über die Parteigrenzen hinweg anzubieten. Dadurch kann sie uns unterschiedliche Menschen für eine gemeinsame Vision davon gewinnen, wie ein gutes Leben für ALLE möglich ist. Kurz gesagt, geht es um den Zusammenhalt! Das ist die Basis, damit dann ein sinnvolles Ringen um die Priorisierung und Umsetzung von Wahlversprechen erfolgen kann, ohne dass alles auseinanderdriftet.
Wer Politik auf die Umsetzung von Maßnahmen reduziert, verkennt, was ihre grundlegende Aufgabe ist! Daher ist es sehr legitim, wenn Menschen sich kritisch äußern, weil aus ihrer Sicht der Zusammenhalt gefährdet erscheint.
Text: Karl Brunner

KVW Aktuell

Künstliche Intelligenz (KI)

Chancen und Herausforderungen
Foto: Cash Macanayan - unsplash
Es vergeht beinahe kein Tag, an welchem keine Beiträge zur sog. Künstlichen Intelligenz in analogen und digitalen Medien, auf WEB-Sites, in der Presse, in Radio und TV oder in Fachzeitschriften aufgegriffen werden. Insbesondere nach dem Hype um das Sprachmodell ChatGPT seit dem letzten Jahr ist die Diskussion um die Künstliche Intelligenz in der Gesellschaft angekommen.
Das alles funktioniert bereits heute mit Künstlicher Intelligenz
So wie unser Leben ohne Technologien kaum mehr denkbar ist, ist den meisten von uns nicht bewusst, in welchem Ausmaß wir bereits heute zu den verschiedensten Gelegenheiten KI-basierte Software bzw. KI-Systeme nutzen. Sie kommen etwa dann zum Einsatz, wenn wir unser Smartphone mithilfe unseres Gesichts entsperren. Wenn wir in sozialen Netzwerken unterwegs sind, bestimmt KI-basierte Software, welche Inhalte wir sehen. Wer Online-Übersetzungsdienste nutzt, sein Smartphone mit dem Sprachassistenten steuert oder vom Urlaub aus seine installierten Smart-Home-Geräte steuert (Heizung, Rollläden, Lichtanlagen) macht das mit Unterstützung von KI-Anwendungen. Ganz zu schweigen vom Einsatz von KI-basierter Software in der Wissenschaft, bei Produktionsabläufen, im Bereich der Dienstleistungen oder im medizinischen Bereich.

Künstliche Intelligenz – was versteht man darunter?
Der Begriff der Künstlichen Intelligenz ist nicht fest definiert, er ist ein Begriff. Künstliche Intelligenz (KI, englisch: AI - Artificial Intelligence) ist ein Teilgebiet der Informatik. Als KI bezeichnen Fachleute die Fähigkeit von Maschinen und Computersystemen Aufgaben auszuführen, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern. KI-Systeme beruhen auf Computercode und werden von Menschen programmiert und trainiert. Sie basieren auf mathematischen Modellen und Algorithmen (das sind Schritt-für-Schritt-Anleitungen für Computer, um Aufgaben auszuführen oder ein Problem zu lösen, ähnlich wie ein Kochrezept, nur komplexer). KI Syteme können gigantische Datenmengen bzw. Informationen analysieren, Probleme lösen, Muster erkennen und Entscheidungen treffen in einer unvorstellbaren Geschwindigkeit.

Neue Chancen durch KI
KI hat bereits in vielen Bereichen der Wirtschaft Einzug gehalten, im Bereich der Dienstleistungen, in Medizin und Wissenschaft, in unseren Alltag und hat das Potenzial, unser tägliches Leben umfassend und grundlegend zu verändern, indem sie uns bei der Bewältigung komplexester Aufgaben unterstützt. Das beginnt beim Einsatz von KI-Systemen bei der Automatisierung und Überwachung von Produktionsabläufen, bei der Optimierung von Verkehrsflüssen, sie kann Stromnetze intelligent steuern und schützen und Warenwirtschaftssysteme organisieren und überwachen. KI wird zunehmend eingesetzt zur Automatisierung von Abläufen im Versicherungswesen und in der Finanzwirtschaft. Viele Aufgaben, die heute noch Rechtsberater oder Wirtschaftsprüfer ausführen, werden in Zukunft von KI-basierten Systemen übernommen werden. KI kann Ärzte und medizinisches Personal bei der Diagnose, Behandlung, Bildauswertung, Qualitätsprüfung und Forschung unterstützen. Der Einsatz von KI-unterstützten Robotern in der sozialen Arbeit und in helfenden Berufen ist in Zukunft nicht mehr eine Frage des „Ob“, sondern vielmehr des „Wie“ und bietet Chancen, aber auch Risiken für die Qualität und Ethik der zu erbringenden Leistungen.
So findet KI zunehmend den Weg aus der Forschung in die Anwendung in den Unternehmen. Eintönige, gefährliche Aufgaben können an Maschinen übertragen werden, während sich Menschen auf kreative Aufgabenlösungen konzentrieren können. Dieser Prozess hat natürlich massive Auswirkungen auf Anforderungen, Kompetenzen, Arbeitsplätze und Arbeitsorganisation der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Viele Berufsbilder werden sich verändern, einige wegfallen, aber auch neue entstehen.

Herausforderungen und Risiken durch KI
Künstliche Intelligenz (KI) ist eine mächtige Technologie, die viele Vorteile für die Menschheit bieten kann, aber auch ethische Herausforderungen und Gefahren mit sich bringt. KI kann Menschen durch Manipulation, Überwachung und Diskriminierung schädigen, wenn sie nicht ethisch, transparent und verantwortungsvoll eingesetzt wird; das gilt für sowohl für demokratische Staaten und noch viel mehr, wenn sie in totalitären Staaten eingesetzt wird. Diese Gefahren können die Menschenwürde, die Grundrechte und die soziale Gerechtigkeit verletzen und erfordern eine Regulierung und Kontrolle von KI-Systemen. Gefahren drohen durch sog. Deepfakes, das ist eine Technik, die künstliche Intelligenz (KI) nutzt, um Bilder, Videos und Audioaufnahmen zu manipulieren und falsche oder irreführende Inhalte zu erzeugen. Dies kann zu Datenmissbrauch, Betrug, Erpressung, Rufschädigung, Desinformation und anderen Gefahren für die Privatsphäre, die Sicherheit und die Demokratie führen.
Mit dem Einsatz von KI-Software sind wichtige gesellschaftspolitische Fragen verbunden: Können wir KI-Systeme so gestalten, dass sie die Gesellschaft sinnvoll unterstützen? Wann ist ihr Einsatz für alle gleichermaßen sinnvoll und hilfreich? Um solche Fragen zu klären, sind gesellschaftliche, wissenschaftliche und politische Auseinandersetzungen notwendig, aus welchen sich gesetzliche Rahmenbedingungen mit klaren Regeln entwickeln können, damit KI-Systeme zum Wohl der Menschen eingesetzt werden. Das bedeutet, dass KI-Systeme so entwickelt und gestaltet werden sollen, dass ihr Einsatz den Nutzern und der Gesellschaft insgesamt nicht schadet.

EU-Regelungen zur Künstlichen Intelligenz
Vor diesem Hintergrund haben der EU-Ratsvorsitz und die Verhandlungsführer des Europäischen Parlaments im Dez 2023 eine vorläufige Einigung über Vorschriften zur Künstliche Intelligenz – den sog. KI-Act – erzielt. Mit dem Verordnungsentwurf soll gewährleistet werden, dass KI-Systeme, die auf dem EU-Markt in Verkehr gebracht und in der Union verwendet werden, sicher sind und die Grundrechte und Werte der EU wahren. Ziel dieses Vorschlags ist es auch, Investitionen und Innovationen im KI-Bereich in Europa anzuregen.
Text: Edmund Irschara, Senioren Online-Begleiter, Bruneck
Edmund Irschara
hat seinem Studium der Geschichte und Geographie an verschiedenen Oberschulen des Pustertales unterrichtet, war lange Zeit als EDV-Trainer und Freiberufler im Bereich Computer/Informatik und in der Lehrerfortbildung tätig. Anschließend war er Schulleiter an der Oberschule Sand in Taufers. Seit seiner Pensionierung übt er verschiedene ehrenamtliche Tätigkeiten aus, unter anderem ist er als Senior Online Begleiter im KVW aktiv.