Sonderthema

Die Heilkraft des kalten Wassers

Kalte Wasseranwendungen zur Stärkung des Immunsystems
und der Psyche nach Sebastian Kneipp
Kaltes Wasser, brrr … werden sich einige nun gleich denken. Das ist nichts für mich!
Vor über 16 Jahren habe ich mir dasselbe gedacht, bis ich das kneipp‘sche Gesundheitskonzept und damit auch die Wasseranwendungen kennenlernen durfte. Seit dem habe ich mich schrittweise mit dem kalten Wasser angefreundet, wissend um den gesundheitlichen Benefit. So wurde mir im Laufe der Zeit das kalte Wasser ein erfrischender und wohltuender Begleiter und das tagtäglich. Mein Morgenritual endet nach den Qi Gong Dehnungs- und Atemübungen und der Trockenbürstung des Körpers mit einem kalten Abguss. Die Wirkung: jede Zelle meines Körpers fühlt sich prickelnd und lebendig an, mein Geist ist frisch und hellwach und meine Seele fröhlich gestimmt. Jetzt kann der Tag beginnen!Für uns Menschen heute ist die warme Dusche genauso wie warme Raumtemperaturen, wärmende Kleidung etc. eine Selbstverständlichkeit geworden. Doch damit wird der Körper verwöhnt und die fehlende Auseinandersetzung mit Naturreizen schwächt auf Dauer das Abwehrsystem. Der Organismus braucht sinnvolle Reize, die ihn herausfordern und zu diesen gehören Kaltwasseranwendungen.
Der Wasserdoktor
„Ich glaube, dass ich kein Heilmittel anführen kann, das sicherer heilt als das Wasser“. Einer der bekanntesten Vertreter von Wasseranwendungen war der Pfarrer, Naturheil-kundler, Gesundheitsinfluencer, Menschenfreund und Visionär Sebastian Kneipp (1821-1897). Mit kalten Tauchbädern hat er sich selbst von seiner Lungentuberkulose geheilt und wurde damit ein großer Verfechter der Kaltanwendungen. Er ist auch der Begründer der Traditionellen Kneipp Naturheilkunde, die auf insgesamt 5 Säulen beruht: den Wasseranwendungen (Hydrotherapie), der Ernährung (Ernährungstherapie), der Bewegung (Bewegungstherapie), den Heilpflanzen (Phytotherapie) und der Lebensordnung (Ordnungstherapie). Erst die Ausgewogenheit aller 5 Säulen bewirkt Genesung und Heilung.
Ein gesunder Körper, ein positiver Geist und eine beschwingte Seele gehörten idealerweise zusammen und machen die Ganzheit des Menschen aus und beeinflussen sich wechselseitig. So haben positive Gedanken, psychisches Wohlbefinden und gute Laune eine enorme Wirkung auf den Körper: Fühlen wir uns hingegen körperlich ausgelaugt und schwach, so wirkt sich das wiederum auf unsere Haltung und unseren Geist aus. Heute spricht man von der PsychoNeuroImmunologie. Psyche, Nerven- und Hormonsystem stehen immer in Wechselwirkung mit dem Immunsystem. Nach wie vor sind beim Stichwort Kneipp die Wasserkuren das Bekannteste. Sie zählen zu den beliebtesten Naturheilmethoden in unserem Kulturkreis. Wasseranwendungen sind ein wirksames Mittel zur Selbsthilfe, um die Abwehrkräfte zu trainieren und damit zu stärken. Die Kneipp-Wassertherapie beinhaltet ca. 130 verschiedene Anwendungen in Form von Abhärtungsübungen, Waschungen, Güssen, Bädern, Wickeln, Auflagen, Kompressen und Dämpfen.
Ziel der Wasseranwendungen – Training und Stärkung des Immunsystems
Für den Körper sind die Wärme- und Kälteeinflüsse zu allererst Stress. Registriert der Körper den Temperaturunterschied, versucht er sofort zu regulieren mit dem Ziel, alles wieder in das Gleichgewicht (Homöostase) zu bringen.
Die verschiedenen Kaltwasserreize wirken sich auf das vegetative Nervensystem aus, das alle unbewussten Vitalfunktionen des Körpers steuert, die wir willentlich nicht steuern können, wie Herz-Kreislauf-System, Blutdruck und Blutgefäße, Nerven- und Hormonsystem, Lymphsystem, Verdauungssystem, Atmung, Wärmehaushalt, Stoffwechsel, Entschlackung, Organsysteme. Diese verschiedenen Grundfunktionen und deren Arbeit gehören zum Immunsystem, das uns vor Krankheit schützt und dafür sorgt, dass wir gesund bleiben. Abhärten trainiert Haut und Organismus, auf die verschiedenen Reize richtig und schnell zu reagieren. So kann ein abgehärteter Mensch leichter krankmachende Einflüsse wie Wetterumschlag, thermische Reize, Schadstoffe in Luft und Nahrung, Keime, Viren und Bakterien abwehren.
Bei allen Kneippanwendungen ist es wichtig, langsam mit den Abhärtungsübungen zu beginnen und durch das regelmäßige Training zu steigern. Den Soforteffekt spüren wir gleich nach einer Anwendung wie z. B. nach der kalten Dusche oder dem Wassertreten im Gebirgsbach oder in der Kneippanlage. Der Langzeiteffekt und damit die Stärkung des Immunsystems Bedarf der Regelmäßigkeit! Kneippen ist keine Eintageskur! Genauso wenn wir Muskeln aufbauen wollen, dann reicht nicht ein einziges Training aus, sondern die Regelmäßigkeit bewirkt Erfolg und Erfolg hat drei Buchstaben: TUN!
27 Gründe für kaltes Duschen!
Damit Sie morgen schon sich unter die kalte Dusche wagen, liefere ich Ihnen gerne 27 Gründe. Kältebehandlungen – sei es mit kaltem Wasser oder kalter Luft der Kryosauna – haben viele ganzheitliche gesundheitliche Benefits. Dazu ist kaltes Wasser auch noch kostengünstig und jede/r hat es zu Hause.
1. trainiert und stärkt das Immunsystem, es werden vermehrt Immunglobuline (Abwehrkörper) gebildet
2. aktiviert das Lymphsystem
3. unterstützt die Ausscheidung von belastenden Stoffen
4. trainiert und reguliert das Herz-Kreislauf-System
5. stabilisiert den Blutdruck (zu hohen-/niederen)
6. verbessert die Durchblutung im ganzen Körpers und der inneren Organe und damit deren Leistung
7. ist ein hervorragendes Gefäßtraining
8. beugt Krampfadern und Venen­probleme vor
9. stimuliert den Stoffwechsel
10. reguliert den Wärmehaushalt
11. regt die Atmung an, dadurch geschieht vermehrte Sauerstoffaufnahme was eine bessere Gehirnleistung bewirkt und die Mitochondrien stimuliert
12. wirkt entzündungshemmend bei chronische, stillen Entzündungen
13. wirkt schmerzhemmend bei akuten Verletzungen wie Verstauchung, Zerrung
14. beeinflusst positiv das Nerven- und Hormonsystem, was die emotionale Belastbarkeit steigert, Stress reduziert und die Stresstoleranz trainiert
15. lindert psychische Störungen wie depressive Verstimmtheit, Ängste, Antriebslosigkeit, Abgeschlagenheit, Müdigkeit
16. strafft und verjüngt die Haut, bei Akne, Allergien und Hautproblemen
17. fördert die Fruchtbarkeit
18. bewirkt glänziges und weniger fettendes Haar (am Schluss mit kaltem Wasser Haare schwänzen)
19. fördert das Abnehmen durch Bildung von braunem Fettgewebe
20. beschleunigt die Muskelregeneration nach sportlichen Aktivitäten
21. verbessert die Schlafqualität (Einschlaf- und Durchschlafproblemen)
22. hilft bei Kopfdruck, Kopfschmerzen und Migräne
23. bewirkt eine Vitamin D Aktivierung
24. verbessert die Körperwahrnehmung
25. stärkt das Selbstwertgefühl
26. macht wach & fit und bringt ins hier & jetzt
27. steigert das körperliche, geistige und seelische Wohlbefinden
Monika Engl aus Raas ist Kneipp Gesundheits-, Qi Gong und Entspannungstrainerin, Fastenleiterin, Lebens- und Ritualleiterin, Expertin Alpines Waldbaden und Zeremonienleiterin, Vorstandsmitglied von Kneipp Südtirol www.monikaengl.com
Text: Monika Engl

Kommentar

Fridays for Future South Tyrol

Foto: Moritz Holzinger
Am 20. März wurde die endgültige Zusammenfassung des sechsten Berichts des IPCC, des Bezugsgremiums der Vereinten Nationen zum Klimawandel, veröffentlicht.
Die Botschaft ist klar! Eine Begrenzung der Erderwärmung auf noch beherrschbare Grenzen ist möglich, aber nur durch eine sofortige und drastische Reduktion von Treibhausgasemissionen. Auch wenn die Welt um 1,5 Grad wärmer wird, heißt das erhebliche Veränderungen; Krisen, die die Wasserknappheit, Wetterextreme und Waldbrände, die wir jetzt schon (bei durchschnittlich 1,2 Grad Erderhitzung) beobachten, in den Schatten stellen. Zusammen mit echten Anpassungsmaßnahmen könnten wir uns aber noch gerade so „durchwursteln“. Steigen die Temperaturen aber im Schnitt über 1,5 oder gar 2 Grad, schlittern wir in den Abgrund. Zurzeit bewegen wir uns in Richtung +3,2 Grad: Endzeitliche Dürren, Hungersnöte für Milliarden von Menschen, Chaos und brutale Kriege wären die Folgen. So steht es im Klimabericht.
Keine Zukunft ohne Systemwandel, kein Wandel ohne Engagement
Gleichzeitig plant China die Zulassung von 167 neuen Kohlekraftwerken, Joe Biden eines der größten Öl- und Gasförderprojekte aller Zeiten, und die Regierung Meloni genehmigt neue Gasbohrungen in der Adria. Die Machthabenden dieser Erde verharren geistig und praktisch im vergangenen Jahrhundert. Sie wagen es nicht, die Ursache für die drohende Klima-Apokalypse zu benennen: den auf der Ausbeutung von Natur und Mensch beruhenden, fossilen Kapitalismus. Nun können wir uns die Verhältnisse, in die wir geboren werden und innerhalb derer wir handeln, nicht aussuchen - sehr wohl aber stehen wir vor der Wahl, was wir aus diesen Verhältnissen machen, welche Welt wir uns und unseren Kindern schaffen und übergeben wollen. Für den Wandel hin zu einer sozial und ökologisch gerechten Gesellschaft wird man auf mehreren Ebenen arbeiten müssen: Als eine globale Bewegung, aber auch in der eigenen, regionalen Realität. Auch hier in Südtirol reichen die Bemühungen zu mehr Klimaschutz noch lange nicht aus und nur durch das permanente Engagement möglichst vieler können wir den nötigen Druck hin zu einem echten „Klimaland Südtirol“ ausüben.
Klima-Aktivismus: Eine Aufgabe für alle Generationen und gesellschaftlichen Kräfte!
Millionen von Menschen auf der ganzen Welt gehen auf die Straße, engagieren sich in Initiativen und arbeiten an konkreten Lösungen und Resilienzstrategien, weil sie sich entschieden haben, für eine gemeinsame und lebenswerte Zukunft aufzustehen. Jeder von uns steht in diesen Jahren vor der Wahl und in der moralischen Verantwortung, sich auf die richtige Seite der Geschichte zu stellen. Wir selbst können diejenigen sein, die eine freie Gesellschaft aufbauen! Frei von fossilen Brennstoffen, frei von exzessivem Konsum und zynischer Profitgier. Sich zu engagieren und sich gegenseitig in einer Bewegung zu unterstützen, gibt uns Sicherheit und stärkt uns - wir sind niemals allein in unserem Kampf! Kooperation, Solidarität und gegenseitige Hilfe waren immer schon die eigentlichen Motoren des Fortschritts und werden letztlich auch die Menschheit, die Erde retten. In uns Menschen steckt nämlich so viel, wenn wir nur das Gute in uns zum Ausdruck bringen.
Foto: Gilberto Cavalli
Text: Julius Nikolaus Rensi und Zeno Oberkofler