KVW Aktuell

Soziale Sicherheit in Zeiten der Veränderung

Anforderungen an die Politik formuliert
Die Trägerorganisationen des Afi, also Gewerkschaften und KVW, informierten sich in Berlin über aktuelle Themen der Arbeitswelt: Erwerbsarmut, Fachkräftemangel und Digitalisierung werden auch dort diskutiert und Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite suchen nach Lösungen.
Das Arbeitsförderungsinstitut Afi organisierte im November eine Bildungsfahrt nach Berlin. Auf dem Programm standen ein Treffen mit Vertretern der Friedrich-Ebert-Stiftung und des DGB (Deutschen Gewerkschaftsbundes) sowie die Teilnahme am WSI Herbstforum (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut). Die Digitalisierung bringt einen Machtwandel mit sich und dieser zeigt Auswirkungen zugunsten des Kapitals. Dies erklärten Mit­arbeiter*innen der Friedrich-Ebert-Stiftung, die dazu schon des längeren Forschungen und Untersuchungen durchführen. Sie sprechen von einer Entsicherung, da Arbeit durch Technik ersetzt wird. Instabile Beschäftigungsformen nehmen zu und sie sprechen von einer Entkollektivierung. Die Digitalisierung erschwert kollektive Interessensvertretung, die Betriebsstätte verliert als kollektiver Ort der Organisation an Bedeutung, die Arbeit­nehmer*innen sind nicht mehr ortsgebunden.
Die Macht liegt eindeutig beim Arbeitgeber, der digitale Daten kontrollieren kann und damit auch die Kontrolle über die Arbeitnehmer hat und Vieles steuern kann. Arbeitnehmer haben nur schwer Zugang zu den Daten.
Digitalisierung wirkt sich zugunsten des Kapitals aus

Um diese Auswirkungen der Digitalisierung zugunsten des Kapitals auszugleichen, braucht es politische und rechtliche Regelungen, kollektivvertraglich lässt sich dies nicht steuern.
Beim WSI Herbstforum gingen Forscher*innen der Frage nach, wie aus dem technischen Fortschritt auch ein sozialer Fortschritt wird. Verunsicherung wurde allgemein als ein aktuelles Thema von verschiedenen Seiten beleuchtet. So gehen Abstiegsängste eng mit der Angst vor der digitalen Transformation einher. Es sei wichtig, Transformation zu gestalten, da die Angst auch den Rechtsruck begünstige.
Von verschiedenen Seiten wurde betont, dass in Zeiten der Transformation, der großen Veränderung, die soziale Sicherheit zentral sei. Da alles andere im Wandel ist und Verunsicherung bringe, brauchen die Menschen soziale Sicherheit.
Deutschland verzeichnet seit Jahren einen Beschäftigungsboom, dieser wird von Seiten einiger Forscher nicht nur positiv gesehen. Er sei vor allem ein Einwanderungsphänomen, und Matthias Knuth meinte auch „Je länger die Krise auf sich warten lässt, desto tiefgreifender wird sie sein“.
TEXT: Ingeburg Gurndin

KVW Aktuell

Soziale Medien: Fluch und Segen

Werner Atz
KVW Geschäftsführer
Die sozialen Medien sind in der heutigen Zeit ein wichtiges Kommunikationsmittel, welche sich leicht bedienen lassen und für fast alle Menschen zugänglich sind. Digitale Medien liefern uns Informationen, Unterhaltung und vieles mehr. Social Media sind aber auch eine Welt, in der viel Hass und Hetze betrieben wird. Immer wieder werden wir damit konfrontiert. Sei es nun im privaten, schulischen und im politischen Geschehen. Oft wird hierbei die Grenze von Respekt und Anstand überschritten. Teilweise auch in der Annahme anonym zu bleiben, ohne den Personen, welche angegriffen werden, in das Gesicht schauen zu müssen. Leider auch ohne Bewusstsein, was das in der digitalen Welt geschriebene Wort in der realen Welt anrichten kann. Die Gesellschaft hat sich teils an diese Ungeheuerlichkeiten gewöhnt und glaubt, mit dem nach oben oder nach unten scrollen die Problematik aus der Welt zu schaffen.
Diese digitale Welt gibt viel zu denken. Während auf der einen Seite das Internet viele Möglichkeiten bietet, darf es auf der anderen Seite nicht für Verleumdungen, Beleidigungen und Straftaten missbraucht werden.
Ein weiterer Punkt ist, dass immer öfters die öffentliche Diskussion nicht mehr zwischen den Menschen mit Augenkontakt, sondern über die sozialen Medien über Mausklick stattfindet. Das Netz schafft Anerkennung und Identifikation der eigenen Meinung in einem sehr kleinen Kreis ohne gesunde Reflexion.
Diese Herausforderung ist auf mehreren Ebenen anzugehen: In erster Linie braucht es eine Gesetzgebung, welche menschenverachtende Kommunikation im Netz unterbindet, aber es braucht auch eine Eigendisziplin in den sozialen Medien.
Verbote alleine werden jedoch das Problem nicht lösen. Wir müssen weiterhin in gesellschaftspolitische Bildung investieren, vor allem bei der Jugend, damit diese morgen eigenverantwortliche Bürgerinnen und Bürger unserer Gesellschaft werden. Darin sehe ich den einzigen Weg.
TEXT: Werner Atz