Die Kraft der Hoffnung
Die ganze Nachkriegszeit bis herauf zur Jahrtausendwende war geprägt von einem nahezu grenzenlosen Optimismus. Kurz danach begann die Stimmung zu kippen. Zuerst eher langsam, dann immer schneller. Ungewissheiten und schlechte Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Finanzwelt erschütterten das Vertrauen der Menschen in eine gesicherte Zukunft. Die Weltzuversicht von einst wurde abgelöst durch Ohnmachtsdenken, durch gefühlte Fremdbestimmung. Populisten, Nationalisten und Terroristen sind nicht die Ursache, sondern lediglich Symptom des erschütterten Vertrauens in eine gesicherte Zukunft. Der Glaube, dass Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Sozialstaat sich unaufhaltsam weiterentwickeln, ist verloren gegangen. Seither bestimmen Ängste und überbordendes Sicherheitsdenken den Alltag.
Dagegen hilft nur ein Mittel: Vertrauen in die Kraft der Hoffnung. Diese darf nicht mit billigem Optimismus verwechselt werden. Hoffnung verweigert dem Unheil den totalen Zugriff auf den Menschen. Ohne Hoffnung kann niemand existieren, sie ist die wichtigste Wegbegleiterin im Wechselspiel des Lebens jedes Einzelnen wie auch der Gesellschaft insgesamt. Hoffnung sagt, dass Zukunft positiv gestaltbar ist. Die Frage ist nicht, welche Zukunft man hat oder erduldet, die Frage ist, welche Zukunft man haben will und wie man darauf hinarbeitet. Die Zukunft ist nicht vorgegeben. Sie wird geformt.
Mir fallen im Zusammenhang mit der Hoffnung zwei Dinge auf. Auffallend oft reden diejenigen die Hoffnung schlecht, denen es persönlich gar nicht so schlecht geht. Und zweitens, hoffnungslos aussehende Fälle können es sich gar nicht erlauben, auf Hoffnung zu verzichten. Wenn es einem wirklich miserabel geht, kann man sich Hoffnungslosigkeit gar nicht leisten. In lebensbedrohenden Situationen entwickeln Menschen oft ungeahnte Kräfte des Widerstandes im Kampf ums Überleben.