Kommentar

Friedensprojekt Europa: 70 Jahre ohne Kriege

Wahlen zum Europäischen Parlament am 26. Mai
Markus Warasin, 
Mitglied des Kabinetts des Präsidenten des Europäischen Parlaments - FOTO: © European Union 2019 - Source: EP/DAINA LE LARDIC
Trotz eines nicht zu leugnenden Reformbedarfs gibt es zahlreiche Gründe für Europa zu werben: Der wichtigste Grund ist und bleibt das Friedensprojekt: Die Union und ihre Vorgänger haben über sieben Jahrzehnte zur Förderung von Frieden und Versöhnung beigetragen. Vergessen wird nicht, dass die beiden Weltkriege – die großen Tragödien des 20. Jahrhunderts – mehr als 80 Millionen Opfer gefordert haben. Und wohin wären nach dem Fall des Eisernen Vorhangs die jungen Demokratien Mittel- und Osteuropas gedriftet, hätte die EU ihnen keine Beitrittsperspektive geboten.
Sicherheit und Stabilität
Aber die europäische Integration hat in den vergangenen sieben Jahrzehnten nicht nur für die Abwesenheit von Kriegen zwischen den EU-Mitgliedstaaten gesorgt, sondern sie hat auch etwas geschaffen, das die Friedens- und Konfliktforscher „positiven Frieden“ nennen, also die Abwesenheit von struktureller Gewalt, von Furcht oder Angst; einen Frieden, der Sicherheit und Stabilität garantiert, für ein gemeinsames Miteinander wirbt, und nicht für ein Gegeneinander. Die jungen Europäer werden heute an keine innereuropäische Front geschickt; sie gehen in andere Länder zum Urlaub, zum Studium oder um dort zu arbeiten. Für diese versöhnende Rolle bei der Verwandlung Europas von einem Kontinent der Kriege zu einem des Friedens hat Europa zu Recht 2012 den Friedensnobelpreis und 2017 den Prinz-von-Asturien-Preis bekommen.
Ein weiterer Grund für Europa zu werben ist der Binnenmarkt, der heuer sein 25-jähriges Bestehen feiert.
Vorteil Binnenmarkt
Durch den freien Personen-, Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr eröffnet er Bürgern, Unternehmen und Verbrauchern neue Möglichkeiten und schafft die in Europa so dringend benötigten neuen Arbeitsplätze und Wachstum, indem alle Mitgliedstaaten als ein einheitlicher barrierefreier Binnenmarkt ohne Zölle, Grenzen oder andere Hindernisse betrachtet werden. Der Binnenmarkt hat bereits 2,77 Millionen Arbeitsplätze geschaffen und dem Handel zusätzliche 233 Milliarden Euro pro Jahr beschert.
Drittens haben auch alle sektoralen Politikbereiche – von der Landwirtschafts- und der Regionalpolitik über Verbraucher- und Umweltschutz bis hin zu Wirtschafts- und Währungsfragen – wesentlichen Anteil an unserem Wohlstand und haben die EU zum größten Handelsblock der Welt und zum wichtigsten Partner in der Entwicklungszusammenarbeit gemacht.
Die Stärke des Rechts
Schließlich sind wir auch eine Wertegemeinschaft: In Europa ist damit die Stärke des Rechtes an die Stelle des Rechts des Stärkeren getreten. Daher bilden die Menschenrechte und die Würde des Menschen den Grundstein und den kritischen Maßstab für unsere europäische Demokratie.
Wahr ist aber auch – und das ist die Kehrseite der Medaille – dass Europa mehr und mehr polarisiert. Im Zuge der verschiedenen Krisen –von der Verfassungs- über die Finanz- bis zur Migrationskrise – scheint es, als seien die getroffenen Vereinbarungen in Brüssel immer öfter umstritten, die europäischen Institutionen mehr und mehr entzweit, als werde die europapolitische Debatte in steigendem Maße kontrovers geführt. Denken wir beispielsweise an die beachtlichen Wahlerfolge europafeindlicher bzw. europaskeptischer Bewegungen und an die inzwischen abschmelzenden integrationsfreundlichen Mehrheiten in vielen Mitgliedstaaten. Doch wie sollen die großen globalen Herausforderungen – wie der Klimawandel, die Migration, die Auswirkungen regionaler Konflikte, Energieversorgung oder Sicherheitsfragen – die allesamt einen transnationalen Charakter haben, anders als gemeinsam gelöst werden?
Wir Europäer wählen bei der Europawahl unseren Vertreter in das größte demokratische Parlament der Welt, wo die gegenwärtig 751 Abgeordneten aus 28 Staaten gemeinsam über 500 Millionen Menschen vertreten. Wenn wir die Hoffnung haben wollen, dass wir Europäer eine Bedeutung für die Welt haben, dann können wir das nur gemeinsam. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Politisierung Europas wird diese Wahl zur bisher wichtigsten in der Geschichte der EU.
TEXT: Markus Warasin

KVW Aktuell

„Wohnen im Alter“ stellt sich vor

Besuch bei Landesrätin Waltraud Deeg
Von links: Josef Schöpf, Otto von Dellemann, Waltraud Deeg, Reinhard Mahlknecht und Leonhard Resch.
Eine Delegation der Genossenschaft „Wohnen im Alter“ mit dem Obmann Otto von Dellemann und den Vorstandsmitgliedern Reinhard Mahlknecht, Josef Schöpf und Leonhard Resch haben die neue Landesrätin für Familie, Senioren, Soziales und Wohnbau, Waltraud Deeg besucht. Dabei wurde die Tätigkeit vorgestellt.
Wohnen im Alter berät seit seiner Gründung 2016 Privatpersonen und Institutionen rund um das Thema Wohnen im Alter, sensibilisiert durch unterschiedlichste Maßnahmen wie Vorträge, Messen, Tagungen, Weiterbildungen und vieles mehr, versucht das Netzwerk an Organisationen zu verstärken, die in diesem Bereich aktiv sind und entwickelt im Verbund mit seinen Mitgliedern und der öffentlichen Hand neue Dienstleistungen und Projekte als Ergänzung zum Sanitäts- und Sozialdienst.
Der Delegation war es ein großes Anliegen, der neuen Landesrätin auch die neuen, zukunftsweisenden Projekte vorzustellen, die neuen Wohnmodelle, die sich gerade in Planung befinden:
Lebensräume für Jung und Alt in Meran
Wohnen mit Service in Haslach (in Zusammenarbeit mit dem WOBI)
ein Mehrgenerationenwohnheim mit Treffpunkt und Quartiersarbeit in der neuen Erweiterungszone Grieser Auen.
Quartiersarbeit bedeutet Gemeinwohlarbeit, Nachbarschaftshilfe, welche sich auf ein gewisses Quartier bzw. einen Stadtteil bezieht. So werden in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung Dienstleistungsangebote und Strukturen entwickelt. Es kann zum Beispiel ein Mittagstisch angeboten werden, ein Einkaufservice oder verschiedene Nachmittagsbetreuungen.
Landesrätin Waltraud Deeg begrüßte die Vielfalt der Initiativen und unterstrich die Wichtigkeit, das Thema „Wohnen im Alter“ von allen möglichen Seiten und Blickpunkten anzugehen. „In den eigenen vier Wänden und möglichst lange autonom zu wohnen, ist für Menschen im Alter sehr wichtig. Deshalb ist die optimale Vernetzung, der in diesem Bereich tätigen Akteure besonders wichtig, auch damit die vorhandenen Ressourcen bestmöglich genutzt werden.“
Landesrätin Waltraud Deeg und die Vertreter von „Wohnen im Alter“ waren sich einig, dass die meisten älteren Menschen daheim, in vertrauter Umgebung und selbstbestimmt leben wollen. Barrierefreie Wohnungen und Wege, Nachbarschaftshilfe, Nahversorgung und Begegnungsmöglichkeiten sind allerdings Voraussetzungen, ohne die es nicht geht.
Professionell und ehrenamtlich
Am besten aufgehoben fühlen sich ältere Menschen, wenn eine Mischung aus professionellen Diensten und ehrenamtlichen Initiativen angeboten wird.
Obmann Otto von Dellemann stellte der Landesrätin das Programm für 2019 vor und lud sie zur geplanten Tagung im Herbst ein.
„Wohnen im Alter“ organisiert im Frühjahr eine Studienfahrt in den Großraum Bodensee, um sich gemeinsam mit interessierten Fachleuten Modelle in Österreich, der Schweiz und Deutschland anzusehen. Dass sich Fachleute aus verschiedenen Ländern und Kulturen austauschen und zusammenarbeiten, ist ein Garant dafür, dass sich „Wohnen im Alter“ immer weiterentwickelt und besser wird. Davon war Landesrätin Deeg überzeugt. Sie sicherte zu, dass die zuständigen Landesämter die Einladung zum Wissensaustausch gerne annehmen und sich aktiv daran beteiligen werden.
„Wenn die öffentliche Verwaltung, private Organisationen und das Ehrenamt gemeinsam am Thema „Wohnen im Alter“ arbeiten wird es uns gelingen den Anforderungen der SüdtirolerInnen gerecht zu werden“ ist auch Obmann Otto von Dellemann überzeugt.
Die Genossenschaft Wohnen im Alter wurde 2016 gegründet mit dem Ziel das Wohnen im Alter zu verbessern. Zwölf Organisationend sind dabei: Südtiroler Gemeindenverband, LVH, Weißes Kreuz, KVW, Cooperdolomiti, humanistas24, ASP Servizi, Legacoopbund, Stifltung St. Elisabeth, Coop.Sophia, Raiffeisenkasse Bozen und Arche im KVW.