Kommentar

Religion gehört zu ganzheitlicher Bildung

Schule soll helfen, einen Weg ins Leben zu finden
Markus Feldrer,
Leiter des Amtes für Schule und Katechese
Im vergangenen Frühjahr gab es eine heftige Diskussion zum Thema: Aufstockung von Sport und Bewegung in den Grund- und Mittelschulen unseres Landes. Diskutiert wurde in den Lehrerzimmern genauso wie in den Medien und auf der Straße. Die Frage war, welches Fach reduziert werden soll, damit Sport und Bewegung potenziert werden kann, dabei wurde auch der Religionsunterricht ins Auge gefasst. Der Obmann des VSS Günther Andergassen stellte klar: „Es ist keinesfalls im Sinne des Verbandes der Sportvereine Südtirols, dass der Religionsunterricht oder andere Fächer mit einem geringen Stundenumfang an den Südtiroler Grund- und Mittelschulen gekürzt wird. Sowohl der Religions- als auch der Sportunterricht sind wichtig für die Entwicklung der Kinder“. Dem kann ich nur zustimmen.
Im Rahmen dieser Diskussion wurde auch die Frage laut, ob heute Katholischer Religionsunterricht noch zeitgemäß ist, ob er nicht überholt sei. Dazu möchte ich folgendes festhalten.
In einer immer pluraler werdenden Welt ist die Auseinandersetzung mit Werten und Inhalten, die unsere Kultur geprägt haben und prägen, wichtig. Junge Menschen sollen dialogfähig und auskunftsfähig sein, dazu kann der Religionsunterricht einen wichtigen Beitrag leisten
Die deutschen Bischöfe schreiben: „Zukünftig wird der Religionsunterricht in der Schule sich mit noch größerem Nachdruck der Förderung religiöser Dialog- und Urteilsfähigkeit stellen müssen.“
Im Katholischen Religionsunterricht geht es darum, sich mit den Inhalten des christlichen Glaubens auseinanderzusetzen, sich eine Meinung zu bilden und argumentieren zu können. So gerüstet sollen die jungen Menschen in der pluralen Welt mit anderen Religionen und Andersdenkenden in einen Dialog treten können.
Der Religionsunterricht soll weiters einen grundlegenden Blick auf die Welt eröffnen. Jürgen Baumert, ein deutscher Bildungsforscher vom Max-Plank-Institut hat vier Modi der Weltbegegnung und -erschließung erarbeitet. Er hat diese „Grundstruktur der Allgemeinbildung“ für die internationale Vergleichsstudie PISA entwickelt, dabei stellt Religion einen der vier Weltdeutungsmodi dar. Das bedeutet, dass es unterschiedliche Formen der Rationalität gibt, von denen jede in besonderer Weise im menschlichen Handeln zur Geltung kommt. Um es mit einem Beispiel zu sagen: Wenn die Biologielehrerin über eine Rose spricht, folgt sie einer anderen Form von Rationalität als der Deutschlehrer, der ein Liebesgedicht behandelt. Niemand würde (so hoffe ich) behaupten, dass nur einer der beiden Zugänge richtig und angemessen sei. Vielmehr müssen sich beide Zugänge ergänzen. Im Blick auf Religion und den Religionsunterricht bedeutet das: Es gibt auch einen religiösen Weltzugang. Daher ist es Teil eines umfassenden Bildungsprozesses, die Struktur dieses religiösen Weltzugangs, seine Möglichkeiten und Grenzen am Beispiel einer konkreten Konfession oder Religion kennen und reflektieren zu lernen.
So gesehen ist Religion ein wichtiger und nicht ersetzbarer Bestandteil ganzheitlicher Bildung. Bischof Ivo Muser hat kürzlich geschrieben: „Die Schule soll nicht nur Wissen vermitteln. Sie soll auch helfen, einen Weg ins Leben zu finden. Was trägt, was tröstet im Leben? Wer gibt Antwort auf das Leid? Und auf den Tod? Wo haben diese Fragen im Alltag der Schule ihren Platz? Religiöse Bildung ist auch ein Zugang zu unserer Kultur, die von tief christlichen Werten geprägt ist. Lesen, schreiben, rechnen sind Grundlagen. Mindestens so wichtig ist die Frage nach dem Sinn des Lebens.“ Darum bemüht sich der Religionsunterricht.
Text: Markus Felderer

Editorial

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Wer sich in den Foren und sozialen Netzwerken umsieht, ist manchmal geschockt vom harschen, ja fast brutalen Ton, der dort herrscht. Das ist auch in Südtirol der Fall. Hier werden – durchaus mit richtigem Namen – abwertende, gehässige und beleidigende Aussagen getätigt. Dies hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun. Es kann sogar strafrechtliche Folgen mit sich bringen.
Oftmals richten sich Hass-Postings und Drohbotschaften gegen Frauen, vor allem gegen jene, die in der Öffentlichkeit stehen. Beispiele dafür sind Laura Boldrini oder Roms Bürgermeisterin Virgina Raggi. Auch die Südtiroler Landtagsabgeordneten Martha Stocker und Brigitte Foppa wurden online in Kommentaren aufs Schärfste angegriffen, beleidigt und bedroht.
Die Sprache bestimmt, wie wir Menschen die Welt sehen. Deshalb ist ein sorgsamer Umgang mit Worten anzuraten. Es braucht einen überlegten und durchdachten Sprachgebrauch. Das Internet ist ein enorm schnelles Medium, das nicht vergisst. In Windeseile lassen sich Botschaften und Aussagen verbreiten. Dies gilt für menschenfeindliche Einstellungen und Drohungen ebenso wie für gute Nachrichten und schöne Geschichten.
Die Hemmschwelle sinkt im Internet. Dort werden Dinge von sich gegeben, die ein Nutzer seinem Gegenüber nicht ins Gesicht sagen würde. Wer sich dies vor Augen führt, wird auch bei seinen Online-Kommentaren den notwendigen Respekt walten lassen.
Ingeburg Gurndin