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„Annuntio vobis gaudium magnum: habemus Papam!“

Papst Leo XIV bei seinem ersten Auftritt am Petersplatz in Rom – FOTO: KVW / Reinhilde Rainer
Werner Steiner
Mit diesen Worten verkündete Kardinal Protodiakon Dominique Mamberti die Wahl von Kardinal Robert Francis Prevost OSA zum neuen Papst Leo XIV. Dieser war bis dahin Ordensgeistlicher des Augustinerordens, Bischof in Chiclayo im Nordwesten Perus und zuletzt Kurienkardinal.
Als Sozialverband verfolgen wir aufmerksam die Schriften und Aussagen des Papstes in Rom. Papst Leo XIV. hat sein Pontifikat mit den Worten „Der Friede sei mit Euch“ begonnen. Wir alle haben den dringenden Wunsch nach Frieden. Die aktuelle Weltlage liefert diesbezüglich schon einigen Grund zur Besorgnis. Das Heidelberger Institut für Kriegsforschung (HIIK) spricht von derzeit 22 Kriegen weltweit: Ukraine, Nahost, Sudan und Myanmar sind uns geläufig, aber es gibt noch weitere Kriegsschauplätze. Die Zahl der Kriege ist so hoch wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Längst überholt geglaubte Ansätze wie Eroberung eines Landes mittels Krieges, Aufrüstung zur Friedenserhaltung sind wieder in aller Munde. Viele Staaten Europas preisen diese Ansätze als die einzigen zukunftsfähigen Wege an. Leo XIV. ist als Papst eine klare Gegenstimme. Unsere Zukunft liegt in Abrüstung, Diplomatie und Versöhnung der Völker.
Im Bereich der synodalen Kirche wurden seitens des Papstes Leo XIV. bereits gewisse Akzente gesetzt. Im Rahmen seiner Funktion verhandelte er gemeinsam mit Kardinalsstaatssekretär Piero Parolin zwischen den deutschen Bischöfen und dem Vatikan, als der synodale Weg im Jahr 2023 auf Kritik stieß. Aus der Perspektive von uns Gläubigen ist die Idealvorstellung eines Papstes jene Person, die den Gläubigen zuhört und ihnen auf Augenhöhe begegnet. Papst Franziskus hat bereits die Auffassung vertreten, dass ein Hirte den Stallgeruch seiner Schafe haben müsse. Damit meinte er, dass der Bischof nicht mit einem Büroleiter vergleichbar sei. Die Forderung, sich dem Volk anzunähern und das zu predigende Glaubensgut auch im Alltag zu leben, ist demnach als Appell zu verstehen, sich dem Volk zu öffnen und sich auf eine Weise zu verhalten, die dem vorgegebenen Glaubensverständnis entspricht. Das Evangelium verkörpert eine Botschaft der Freude und stellt keinen Leistungskatalog dar. In einer Zeit, die von einem signifikanten Mangel an Seelsorgern geprägt ist, wächst die Nachfrage nach Personen, die eine empathische Sensibilität für die Belange jener aufweisen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Während seiner Amtszeit als Bischof in Peru demonstrierte Papst Leo XIV. ein Gespür für soziale Gerechtigkeit und den Einsatz für die Ärmsten der Gesellschaft. Auch in seiner neuen Funktion als Papst ist zu hoffen, dass er als Fürsprecher jener auftritt, die oft überhört werden. Dies würde eine wichtige Unterstützung der Arbeit unseres Sozialverbands darstellen. Der Papst wird auch als „Pontifex“ bezeichnet, als „Brückenbauer“. Wir setzen große Hoffnungen in diese wichtige Funktion. Kardinal Marx hat im Vorkonklave unmissverständlich klargemacht, dass wir einen mutigen, freien und frommen Papst brauchen - ein geistliches Oberhaupt. Wir brauchen keinen Politiker, keinen Manager. Wir brauchen jemanden, der vom Evangelium her etwas sagen kann. Die Botschaft des Evangeliums ist der Kompass für ein „gutes Leben für alle“. Wir vom KVW haben uns das zum Jahresthema gemacht. Mit unserer Sensibilisierungsarbeit in den Ortsgruppen finden wir dafür Unterstützer. Wenn die Impulse dazu auch von den Oberen der Kirche ausgehen, ist es für uns Gläubige einfacher, diesen Weg mitzugehen. Das Verbindende muss wichtiger sein als das Trennende. Wir in unserem Land müssen uns bewusst machen, dass es Kräfte gibt, die die Trennung in verschiedensten Bereichen unseres Lebens unterstützen und auch populistisch vorantreiben. Ein gutes Leben für alle ist nur möglich, wenn das Menschsein im Vordergrund steht.
In diesem Sinne ist es unser Interesse, das weitere Wirken von Papst Leo XIV. zu beobachten, insbesondere sein Engagement für soziale Gerechtigkeit, für den Frieden und für die Anliegen aller Menschen.
Wir haben einige Mitglieder unseres Landesausschusses um ihre Erwartungen an den neuen Papst gefragt.
Monika Gatterer
Papst Leo wird sich mit all seiner Kraft um den Frieden in der Welt bemühen. Ich hoffe und wünsche, dass er überall- auch unter uns- viele Mitstreiter findet, die tagtäglich ehrliche Zeichen der Solidarität und des Friedens setzen.
Konrad Obexer
Es hat sich wieder das Sprichwort bewahrheitet“, Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal heraus“. Die Wahl von Leo kam für mich völlig überraschend. Sein Auftreten und seine Ansprache haben mich sehr beeindruckt und vor allem auch sein Lebenslauf. Er wird ein guter Papst sein und unser Gebet wird ihn begleiten.
Gerhard Giuliani
Papst Leo hat sich klar für den Frieden in der Welt ausgesprochen. Ich wünsche Ihm viel Kraft und Gottes Beistand, die Mächtigen der Welt davon zu überzeugen, friedliche Lösungen für die offenen Fragen zu finden. 
Anuska Gostner
Ich wünsche mir, dass Papst Leo mit frischem Geist und moderneren Perspektiven besonders eine jüngere Generation anspricht und inspiriert, und dass er durch seine Erfahrungen mit Weltoffenheit, kulturellem Verständnis und einem feinen Gespür für soziale Gerechtigkeit auf die Bedürfnisse der Menschen weltweit eingeht.
TEXT: Werner Steiner, Vorsitzender

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Bischof Ivo Muser

Papst Leo XIV. „Friede sei mit euch allen“ waren die ersten Worte, mit denen er sich an die Kirche und die Welt gewandt hat. Und das am 8. Mai, genau 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Viel versprechend ist seine Biographie: Ein Nordamerikaner, der mehrere Jahrzehnte in Peru als Missionar gewirkt hat.
12 Jahre war er Generaloberer des Ordens der Augustiner, verwurzelt und beheimatet in der Theologie des großen Augustinus. Frieden, soziale Verantwortung, Sorge um die Armen, Weggemeinschaft und Einheit, waren die häufigsten Worte in den ersten Wochen seiner Amtszeit. Sein Wahlspruch wird ihn und hoffentlich den Weg unserer Kirche prägen. Es ist ein Wort aus einem Psalmenkommentar des heiligen Augustinus: „In illo uno unum – In jenem Einen sind wir eins“. In seiner ersten Ansprache an das Kardinalskollegium nach der Wahl zum Papst hat Leo XIV. seine Beweggründe für die Wahl des Namens „Leo“ erläutert.
Er will sich auf Leo XIII. beziehen, der untrennbar verbunden ist mit seiner bahnbrechenden Enzyklika „Rerum novarum“.
Es geht um soziale Gerechtigkeit, technologische Verantwortung und um eine Kirche, die Hoffnung spendet in einer Welt im Wandel: „Leo XIII. stellte sich den Herausforderungen der ersten industriellen Revolution – heute stehen wir vor einer neuen: der Revolution der künstlichen Intelligenz und ihrer Auswirkungen auf Gerechtigkeit, Arbeit und Menschenwürde.“
Herzlich willkommen, Papst Leo! Du bist jetzt der Petrus von heute. Möge Gott uns unter deiner Führung helfen, unsere Zeit im Geist des Evangeliums zu gestalten, zu prägen und besser zu machen.