KVW Aktuell

Römisches Polittheater

Text: Werner Atz
Anstatt sich um die Probleme der Menschen zu kümmern, kreist der römische Politikbetrieb wieder einmal um sich selbst
Werner Atz, KVW Geschäftsführer





Und, wissen Sie schon, wen Sie wählen werden? Haben Sie brav Wahlprogramme gelesen, Tageszeitungen durchstudiert, gehen Sie zu Wahlkampfveranstaltungen und haben Sie mit Kandidaten diskutiert? Oder haben Sie nicht ohnehin schon genug um die Ohren?
Inflation, Krieg, Pandemie sind die Themen, die die Menschen bewegen, die sie zum Teil in ihrer Existenz bedrohen.
Und anstatt, dass sich auch die hohe Politik damit beschäftigen würde, haben nationale Parteien nichts Besseres zu tun, als die Regierung zu stürzen und Neuwahlen vom Zaun zu brechen. Jetzt, wo die Haushaltserstellung ansteht, jetzt, wo die Gelder des europäischen Wiederaufbaufonds verpflichtet werden müssen, jetzt, wo viele Familien noch weniger wissen, wie sie mit dem Geld bis ans Ende des Monats kommen.
Das was hier passiert ist absolut unverantwortlich. Die Politik hätte auf nationaler Ebene genug Aufgaben zu bewältigen. Stattdessen kreist sie um sich selbst und kämpft um Posten und Sessel.
Die wahren Probleme Italiens hingegen werden aufgeschoben. Jetzt ist erst mal Wahlkampf, dann muss eine Regierung gebildet und fleißig Posten vergeben werden. Ein Haushalt für das neue Jahr? Kann warten. Lösungen in der Ukraine? Können warten. Die Inflation, die das Leben noch teurer macht, als es ohnehin schon ist? Kann warten. Die x-te Corona-Welle im Herbst? Kann warten.

Es ist zum Verzweifeln. Es ist leider nachvollziehbar, wenn sich Menschen enttäuscht abwenden. Ich aber bitte euch, geht trotzdem zur Wahl! Das Wahlrecht ist zu wichtig, als dass man die Entscheidung anderen überlassen sollte. Wählen stärkt die Demokratie, eine hohe Wahlbeteiligung bremst die politischen Extrempositionen. Wer wählt, gestaltet aktiv die Zukunft mit.
Die Demokratie mag ihre Schwächen haben, aber sie ist noch immer die beste Staatsform, die wir haben. Nur in einer Demokratie können wir jene Politiker, die uns enttäuschen, auch wieder ­abwählen!


KVW Aktuell

Arbeit: menschenwürdig und fair! Das Gute wachsen lassen in Europa

Seminar der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung KAB und KVW Frauen
Mehr als 30 Frauen waren nach Brixen gekommen
Die 10. KAB-Sommerakademie der vier deutschsprachigen Länder Deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol fand dieses Jahr in Brixen statt. Vier Tage lange wurde zum Thema Arbeit diskutiert.
Ein exemplarischer Blick auf die Verhältnisse in einzelnen Ländern weitete gleich zu Beginn den Blick für die (sozialen) Ungleichheiten in Europa. Die Auseinandersetzung mit Postwachstumsökonomie und Subsistenzwirtschaft wurde in den einzelnen Arbeitsgruppen intensiv diskutiert: Reduktion der Erwerbsarbeitszeit, Reduktion des Ressourcenverbrauchs, Regionalität, Neuorganisation des sozialen Zusammenlebens als Wege zur Bewahrung unseres Planeten.

Was bedeutet das, heruntergebrochen auf das Leben eines jeden/einer jeden von uns? Worauf können, wollen wir verzichten und wo liegt die persönliche Grenze eines „geht gar nicht für mich“? Welche Fähigkeiten und Talente könnten wir in eine neue Form des Zusammen-Tätig-Seins einbringen? Wo gibt es Übungsfelder?

Wie wir wirtschaften und die soziale und die ökologische Frage lösen, bestimmt unsere Zukunft. Dass sich die Haltung zur Erwerbsarbeit – Stichwort Work-Life-Balance – in der Generation X, Y und Z bereits verändert, zeigte sich in der AFI-Roadmap „Gute Arbeit 4.0“. Stefan Perini, Leiter des Südtiroler Arbeitsförderungsinstitus, hat diese vorgestellt. Darin werden 20 aktuelle Problempunkte und Wege zu einer besseren, fairen Arbeit vorgestellt wie z.B. modulierte Arbeitsphasen, Auskunftsrecht, Arbeitssicherheit, digitales Training für alle, Smart working, Recht auf Nichterreichbarkeit, ergänzende betriebliche Leistungen.

Die Sozialgenossenschaft Vergissmeinnicht, ein Inklusionsprojekt in Form einer Nähwerkstatt in Bruneck, zeigte der Teilnehmerinnen beim Besuch, wie innerhalb von sieben Jahren eine Idee zu einem funktionierenden Projekt heranwachsen kann, in dem Soziales, Nachhaltigkeit und Regionalität zusammenwirken.
Wie die Erkenntnisse dieser Woche in den eigenen Landesgruppen der KAB/des KVW weitergetragen werden können, beschäftigte die TeilnehmerInnen ebenfalls. Festgehalten wurde, dass es Lernfelder – Reallabore – braucht, um Veränderungen in Richtung sozialer, gerechter, lebensdienlicher Arbeitswelten anzustossen.

Die teilnehmenden KVW Frauen aus Südtirol sorgten auch für das Rahmenprogramm der Tagung, nämlich eine Stadtführung in Brixen, sowie den Besuch der Sozialgenossenschaft Vergissmeinnicht.