Aktuell

Auch das ist Weihnachten…

Weihnachtsgedanken von den Freiwilligen der Zivilgesellschaft- binario 1


Nicht alle erleben eine frohe Weihnacht
Nicht alle erleben eine frohe Weihnacht


Weihnachten steht vor der Tür. Weihnachten, das Fest der Liebe und der Freude. Lichterglanz , Christbaum und Krippe, Weihnachtsmarkt und Geschenke. Leuchtende Kinderaugen und Erwachsene, die wieder zum Kind werden, wenn sie die vertrauten Töne der Weihnachtslieder hören… Aber nicht für alle ist das so.
Viele Menschen stehen im Schatten des Lichts. Menschen, die Teil unserer Gesellschaft sind, aber auch viele, immer mehr Menschen, die von draußen kommen. Die auf der Durchreise sind, die die Hoffnung auf ein besseres Leben, auf ein einfaches aber würdevolles Leben, auf ein Leben ohne Angst und Hunger, ohne Krieg und Schrecken noch nicht verloren haben. Die alles, was ihnen lieb und vertraut war, hinter sich haben lassen müssen. Weihnachten ist auch die Zeit, um jener zu gedenken, die keinen Grund zur Freude haben. Weil sie krank sind, weil sie allein sind, verzweifelt ohne Hoffnung, auf der Flucht. Auch Joseph und Maria waren allein in der Nacht, als das Kind geboren werden sollte. Auch sie stießen auf verschlossene Türen. Wenn wir am Weihnachtsfest ihrer Gedenken, sollten wir auch die anderen nicht vergessen, jene die heute auf dem Weg sind, ohne zu wissen, ob, wann, wie und wo sie schlussendlich ankommen werden.
Den Text zum Weihnachtsfest haben uns die Freiwilligen der Zivilgesellschaft – binario 1 zur Verfügung gestellt. Nicole Dominique Steiner
Weil wir in erster Linie alle Menschen sind

Jeden Tag kommen sie an, die Freiwilligen reichen ihnen eine HandJeden Tag kommen sie an, die Freiwilligen reichen ihnen eine Hand

„In keiner Weise dürfen wir uns dazu bewegen lassen, die Stimme der Menschlichkeit in uns zum Schweigen bringen zu wollen. Das Mitfühlen mit allen Geschöpfen ist es, was den Menschen erst wirklich zum Menschen macht.“ Albert Schweitzer
Eine Momentaufnahme: Dicht gedrängt stehen wir Freiwilligen gemeinsam mit Familien mit Kleinkindern, jungen Männern, Vätern, die ihre Familien zurück gelassen haben, Minderjährigen, hochschwangeren Frauen auf Bahngleis 3 am Bozner Bahnhof. Die meisten der Menschen sind aus Eritrea oder Somalia, seit Monaten oder gar Jahren auf der Flucht. Mit angstvollen Augen blicken viele um sich, einige haben außer den Kleidern, die sie am Leib tragen, nichts bei sich – der junge Mann neben mir schlottert in seinem kurzärmligen T-Shirt. Er möchte, wie alle hier am Bahngleis, nach Deutschland. Dort hat er Familie, hofft auf eine bessere Zukunft. Die Hoffnung mit dem Eurocity München zu erreichen zerbricht – Polizisten blockieren die Türen. Trotz gültigem Ticket ist es nicht möglich, diesen Zug zu besteigen. Wir atmen durch, Tränen steigen uns in die Augen, wir fühlen uns ohnmächtig, wir können es nicht begreifen.

Seit diesem Moment sind Wochen und Monate vergangen. Glück und Leid liegen am Bahnhof und darüber hinaus eng beieinander. Manchmal können wir nicht viel tun, ein bisschen Menschlichkeit in Form von Gehörschenken oder „einfach nur Dasein“ zeigen. Wir lachen und weinen gemeinsam mit den Menschen, die auf ihrer Flucht in Bozen stranden, wir freuen uns über Jacken, Obst und die vielen helfenden Hände.

Die große Solidarität der Südtiroler Bevölkerung ist überwältigend. Manchmal sind wir auch verzweifelt und wütend, fühlen uns allein oder ohnmächtig, möchten mehr tun, können es aber nicht. Wir freuen uns über die dankende Umarmung der Menschen, die den Bozner Bahnhof verlassen, und hoffen gleichzeitig, dass sie gut und sicher in ihrem „neuen“ Leben ankommen.

Längst schon sind viele Freiwillige nicht nur am Bozner Bahnhof aktiv, auch in den Flüchtlingsunterkünften haben sich Freiwillige aktiviert und setzen sich aktiv ein. Themen, die wir bislang nur aus Nachrichten kannten, sind nun auch bei uns im kleinen Südtirol angekommen – vielleicht dies ein Grund der handfesten Solidarität von vielen. Es steht außer Frage, dass die Zuwanderungswelle, die wir in diesen Monaten in Europa erleben, eine große, noch nie dagewesene Herausforderung darstellt: noch nie waren weltweit so viele Menschen auf der Flucht wie 2015. Bilder, von Menschen, die im Mittelmeer ertrinken, lassen viele nicht mehr los. Das Elend der Flüchtlinge ist nahe gerückt in den vergangenen Monaten und Wochen und es wird nahe bleiben. Die Solidarität ist groß und doch werden Zäune errichtet, Türen verschlossen, rassistische Äußerungen werden gepostet, war er ein politischer oder „nur“ ein Wirtschaftsflüchtling?, heißt es. Angst vor dem Fremden macht sich breit, Angst davor, dass uns jemand etwas wegnimmt. Europa versteift sich auf nationalistische Interessen, diskutiert über Quoten und übergeht dabei so historische Grundwerte wie Solidarität oder Schutz der Würde jedes Menschen.

Binario1 – Bahngleis1
www.binario1bz.it

Aktuell

Schreiben kann jede(r)

Kreative Schreibwerkstatt in Bozen – Wortesuchen bei Tee und Kerzenlicht

Schreiben befreitSchreiben befreit

Zwei Jahre hat es gebraucht, dann ist sie
endlich gestartet: die Schreibwerkstatt in Bozen.
Es ist eine kleine Werkstatt geworden,
zwei Mitglieder des Bezirks Bozen haben sich eingetragen. Im Frühjahr geht es hoffentlich weiter.
Das Sitzungszimmer am Sitz des Bezirks Bozen war eigentlich etwas groß für die kleine Gruppe, aber eine Kanne Kräutertee und Kerzenlicht haben eine angenehme Atmosphäre schaffen können. Nachdenken, schreiben, vorlesen, miteinander reden und lachen, die zwei vorgesehenen Stunden waren nie zu lange und Maria Grazia und Donatella staunten nicht selten, über die Worte und Sätze, die sich auf ihren Blättern formten, fast wie von selbst. Nachdenkliche Texte, kleine Gedichte und sogar Tweets haben sie geschrieben, die ihnen spontan aus der Feder flossen und sich zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügten. Ob kurz oder lang, jeder Text war in gewissem Sinne auch ein Spiegel, in dem sich die Teilnehmerinnen oft auch mit einem Schmunzeln wiedererkannten.
Maria Grazia: “Im vergangenen Herbst wurde ich aufmerksam auf den Kurs “Kreatives Schreiben”, und nachdem ich ein wenig darüber nachgedacht habe, überwand ich meine Bequemlichkeit und meldete mich an. Es waren insgesamt vier Treffen zu je zwei Stunden, und jetzt, wo der Kurs fast zu Ende ist, muss ich sagen, dass es für mich eine sehr positive, anregende und auch unterhaltsame Erfahrung war. Wir verbrachten die Stunden damit, nach Worten zu suchen und sie in ungewöhnlicher und auch heiterer Weise zusammenzufügen, vor uns eine dampfende Tasse Tee. Die Kursleiterin leitete uns auf diesem Wort-Weg freundlich und immer zu einem Lächeln bereit, wie eine Freundin. Ich würde mir wünschen, dass der Kurs im nächsten Halbjahr wieder stattfindet und kann ihn nur empfehlen.


Traum
Schlafen, träumen, aufwachen und wieder einschlafen; Wirklichkeit oder auch nur ein schöner Traum? Egal, in jedem Fall ein angenehmes Gefühl .
Zwei Tweets (plus minus 140 Anschläge)
Sogno
Dormire, sognare, svegliarsi e poi dormire ancora, ma sarà vero oppure è stato un bel sogno? Rimane comunque una bella sensazione.


Zuhören
Das Rascheln der Blätter, bewegt von einer leichten Brise, hören. Das Zwitschern einer kleinen Kreatur und gestört werden vom Brummen eines Motors.
Ascoltare
Sentire il fruscio delle foglie mosse da una leggera brezza, il cinguettio di qualche piccola creatura e venir disturbati dal rombo di un motore.


Donatella: „Es ist unglaublich, wie ich aus wenigen Worten und in so kurzer Zeit Texte zaubern konnte, Texte voller Farben und Bilder, Texte, die mein Innerstes widergaben, voller Gefühle. Ich sitze da, konzentriert und schaue auf das Blatt vor mir, fühle mich wohl in dieser in gewissem Sinne auch intimen Atmosphäre und dann plötzlich kommen sie, die Ideen, formen sich zu Wörtern und zu Sätzen, fast von selbst, als sei Schreiben von jeher mein Beruf gewesen.
Der Kurs Kreatives Schreiben hat mich einen neuen Aspekt meines Ichs entdecken lassen: auch ich kann schreiben, mal poetisch, mal phantasievoll, mal nachdenklich.“


Petit Onze
Autunno
Brown
Le foglie cadono
Strada nel bosco
Castelli, colori, castagne, luce
Intimità

Elfchen
Herbst
Brown
Blätter fallen
Straße im Wald
Schlösser, Farben, Kastanien, Licht
Geborgensein