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Das geht alle an!

Die drei Typen der Vorsorge - Vortrag von Dr. Christoph Mayr

Die Krebs-Prävention beginnt nicht erst mit den Screening-Untersuchungen sondern schon von klein auf. Ein Vortrag über die verschiedenen Arten der Vorsorge, gehalten von Chirurg Christoph Mayr.
Informativ, interessant und vor allem verständlich hat Dr. Mayr das Thema Vorsorge aufbereitet. Die sogenannte Primärprävention setzt vor Eintreten der Krankheit ein und zielt darauf ab, eine Erkrankung von vornherein zu verhindern. Sie richtet sich an Risikogruppen, Gesunde und Personen ohne Krankheitssymptome, beginnt mit dem Lebensstil und der Ernährung, mit den Impfungen gegen Papilloma-Virus und Hepatitis B.

Abgesehen von der genetischen Veranlagung, die ein jeder von Geburt an mit sich bringt und von Umweltfaktoren, hängt eine Krebserkrankung vor allem davon ab, wie verantwortlich wir mit uns und unserem Körper umgehen. Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen, zu viel Alkohol, zu viel Essen aber vor allem auch ungesundes Essen sind Risiko-Faktoren. Der Genuss von dunklem und verarbeitetem Fleisch (Wurstwaren, geräuchertes und geselchtes Fleisch), Konservierungsstoffe, tierische Fette, zu viel Zucker und zu wenig Obst und Gemüse schwächen unseren Organismus.

Garantien gibt es in diesem Bereich allerding nicht. Dr. Mayr: “Auch ich gehe davon aus, dass ich möglicherweise irgendwann an einem Krebs erkranke. Das liegt einfach daran, dass wir immer älter werden. Und wenn ich ehrlich bin: Ein Schlaganfall oder eine Demenz schrecken mich wesentlich mehr!” Einen früh erkannten Krebs kann man schließlich heilen!

Wer wenig Fleisch und viel Fisch isst, wie z. B. Japaner oder Koreaner oder sich gar vegan ernährt, ist deshalb nicht unbedingt vor Krebs gefeit. Auch in diesen Ländern nimmt die Anzahl der Dickdarm-Krebserkrankungen zu. Es gehe nicht um den völligen Verzicht, sondern um das richtige Maß. „Schon Paracelsus sagte, „sola dosis facit veneum“, zitierte Mayr den berühmten Arzt des Mittelalters. „Allein die Dosis macht das Gift“.

Die Dickdarmspiegelung ist eine Sekundärpräventionsuntersuchung, die jeder, 
der einen solchen Krebsfall in der Familie hat, alle fünf Jahre durchführen sollte.Die Dickdarmspiegelung ist eine Sekundärpräventionsuntersuchung, die jeder, 
der einen solchen Krebsfall in der Familie hat, alle fünf Jahre durchführen sollte.

Die Sekundärprävention setzt im Frühstadium einer Krankheit an, dann wenn sie sich eigentlich noch nicht bemerkbar macht. Sie dient der Früherkennung von Krankheiten und der Eindämmung ihres Fortschreitens. Unter Sekundärprävention fallen alle vom öffentlichen Gesundheitswesen angebotenen Vorsorgeuntersuchungen wie Mammographie oder Paptest für Frauen, die Untersuchung auf verstecktes Blut im Stuhl und eventuell eine Dickdarmspiegelung oder der PSA-Test für Männer. Letzterer ist allerdings nicht unumstritten, da ein erhöhter PSA-Wert nicht nur Indiz für einen Prostatakrebs, sondern auch für eine harmlose Entzündung sein kann.

Screenings, also eine allgemeine Vorsorgeuntersuchungen für einen breiten Teil der Bevölkerung haben nur bei jenen Tumorarten einen Sinn, die häufig vorkommen und langsam wachsen, bzw. einen hohen Heilungsgrad aufweisen. So kann beispielsweise ein Brustkrebs durch Tasten oder auch eine Mammographie bereits in einem sehr frühen Stadium entdeckt werden.

Das herkömmliche Brustkrebsscreening, das bisher vom öffentlichen Sanitätswesen für Frauen ab 50 angeboten wird, müsste allerdings überdacht werden, so Dr. Mayr, da zunehmend auch Frauen, die jünger sind als 40 an Brustkrebs erkranken.

Bei Dickdarmkrebs greift die Sekundärprävention sehr gut, da sich dieser Tumor sehr langsam entwickelt. In Südtirol wird die Vorsorgeuntersuchung auf verstecktes Blut im Stuhl erst seit zwei Jahren angeboten, in anderen Regionen Italiens schon seit langem. Alle Bürger zwischen 50 und 70 werden im Abstand von zwei Jahren eingeladen diesen einfachen Selbsttest vorzunehmen. Bei positivem Ergebnis wird zusätzlich eine Koloskopie vorgenommen. Dickdarmkrebs kann bei Früherkennung zu hundert Prozent geheilt werden. Darmpolypen oder Krebsvorstufen können bereits während der Darmspiegelung entfernt werden.

Laut Dr. Lucia Piazzi, geschäftsführende Primarin der Abteilung für Gastroenterologie am Landeskrankenhaus Bozen, bestätigen die jüngsten Zahlen den Erfolg dieses Screenings. Im Jahr 2013 wurde bei 46 % der Personen, die sich nach dem positiven Stuhltest einer Darmspiegelung unterzogen haben, eine Krebsvorstufe bzw. ein Darmkrebs diagnostiziert. Ohne die Vorsorgeuntersuchung hätten diese Patienten den Krebs nicht rechtzeitig entdeckt, da er erst dann beginnt, Beschwerden zu verursachen, wenn es bereits zu spät ist.

Die Tertiärprävention setzt nach der Akutbehandlung, bzw. nach der Diagnose einer Erkrankung ein. In dieser Phase geht es darum, Rückfälle, das Fortschreiten (Metastasen) bzw. Folgeschäden zu vermeiden. Es steht nun nicht mehr nur der rein medizinische Aspekt im Vordergrund.

Komplementärmediziner können den Betroffenen mit Kräutertherapie, Akupunktur oder Homöopathie kräftigen, Vereinigungen wie z. B. die Südtiroler Krebshilfe bieten den Betroffenen nicht nur medizinische Hilfe (Lymphdrainage, Nachsorgeturnen, Bewegungstherapie), sondern auch soziale oder ökonomische Unterstützung an, um bei der Wiedereingliederung in den Alltag zu helfen. - Doktor Christoph Mayr ist nach erfolgreichem Abschluss des Medizinstudiums in Innsbruck seit 1997 am Krankenhaus Bozen tätig, seit 2002 als Facharzt für allgemeine Chirurgie, er hat 2001 in Siena einen Master in Senologie abgeschlossen und ist Mitglied des Brustgesundheitszentrums.

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ADMO stellt sich vor

Zwei Vorträge zum Thema Knochenmarkspende in Toblach

Ida Schacher und Dr. Oswald Prinoth
Ida Schacher und Dr. Oswald Prinoth


Weltweit gibt es über 26.022.317 von ihnen. Potentielle Knochenmarkspender, die in ein nationales Register eingeschrieben sind. In Italien sind es 357.253 in Südtirol etwas über 5.000. Stichtag 31. August 2015. Nicht alle von ihnen werden zur Spende gerufen. Aber jeder von ihnen ist ein potentieller Lebensretter.
Die Sektion Oberpustertal hat im vergangenen Oktober zwei Informationsabende in deutscher und in italienischer Sprache mit der Vereinigung der Knochenmarkspender, ADMO, in der Bibliothek von Toblach veranstaltet. Referenten waren die Präsidentin von Admo Südtirol, Emanuela Imprescia, deren Sohn Alessandro Polì seine Leukämie dank einer Spende überlebt hat bzw. Dr. Oswald Prinoth und Christine Gamper. Claudio Tait, Sekretär von ADMO, der am 26. Januar 2005 ein Knochenmarktransplantat erhalten hat, erzählte seine (Über)Lebensgeschichte.

Im Mittelpunkt der beiden Abende standen zum einen die „technischen“ Aspekte, also wie eine Spende und die anschließende Transplantation vor sich gehen und bei welchen Krankheiten und wie das gespendete Rückenmark Leben retten kann. In besonderem Maße berührten die zahlreichen Wortmeldungen von Personen aus dem Publikum, potentielle Spender, tatsächliche Spender sowie Patienten, die eine Spende erhalten haben.

In das Spender-Register aufgenommen werden können Personen zwischen 18 und 38 Jahren, spenden kann man bis zu einem Alter von 55. Um sich in das Spender-Register eintragen zu lassen, muss man sich einer HLA-Bestimmung unterziehen (Blut-oder Speichelprobe), das sind menschliche Gene, die für die Funktion des Immunsystems zentral sind. Die Kompatibilität zwischen Spender und Empfänger hängt von der Übereinstimmung dieser Gene und nicht etwa wie oft fälschlicherweise angenommen, von der Blutgruppe ab. Nicht alle potentiellen Spender kommen auch tatsächlich zur Spende. Für viele Patienten ist eine Knochenmarktransplantation die letzte Hoffnung auf Rettung.

Die Vorsitzende der Sektion Oberpustertal und Landesvorsitzende Ida Schacher: „Die große Botschaft von beiden Abenden war der Gedanke, die Solidarität weiterzutragen, unabhängig von Herkunft, Rasse oder Religion. Das Geben ohne Unterschied und ohne Grenzen stand im Mittelpunkt.“

In der nächsten Ausgabe der Chance werden wir die Vereinigung ADMO und ihre Tätigkeit ausführlich vorstellen.