Aktuell

Schreiben befreit die Seele

Schreibwerkstatt für Betroffene in Bozen und Meran

Man kann es mit dem Bleistift, mit dem Füllfederhalter, mit dem Kugelschreiber, mit dem Filzstift, schwarz, blau, rot, grün …, mit dem Computer oder warum nicht, mit der alten Schreibmaschine. Auf weißem oder bunten Papier, liniert, kariert oder ohne irgendetwas. Auf große oder kleine Blätter, Zettel, in ein Heft oder Buch. Schreiben. Früher schrieb man eigentlich jeden Tag. Den Einkaufszettel, die To-Do-Liste, kleine Notizen. Mittagessen im Kühlschrank. Bitte Zimmer aufräumen. Komme später, Liebe Grüße oder auch ein Hab Dich lieb. Heute schreiben wir immer weniger. Oder besser, das Schreiben ist unpersönlich, weniger direkt geworden. Die Tastatur des Handy oder des Computers ersetzt die handgeschriebene Notiz nicht wirklich. Ein Smiley ersetzt nicht das schiefe handgemalte Herz oder das krumme Blümchen. Schreiben hat eine heilsame Wirkung. Auch das wird heute gerne vergessen. Und: Schreiben kann jeder. Man muss nicht ein Schriftsteller oder talentiert oder studiert sein, um ein Gefühl, eine Empfindung, eine Idee aufzuschreiben. In Bruneck wird schon seit Jahren in diesem Sinne geschrieben. Die "Schreibwerkstatt für Schmerzpatienten, Krebskranke und Angehörige" von Psychologe Anton Huber und Schreibtherapeutin Michaela Falkensteiner wird seit 2006 im Rahmen eines auch von der SKH unterstützten Projekts am Krankenhaus Bruneck angeboten und erfreut sich großer Nachfrage. Sogar ein Buch haben die Teilnehmer schon herausgegeben. Kleine Texte, Gedichte, Gedanken. Viele Glücksmomente beim Schreiben und Lesen. „Verrückte Zellen“, so der Titel.
Schreiben als Blitzableiter. Es geht darum Gefühle, Ängste, Spannungen, Positives wie Negatives in Worte zu kleiden. Wobei das nicht heißt, sein Innerstes bloßzulegen. Es geht auch nicht darum, (nur) über Krankheit, Ängste, Not zu schreiben. Ein schönes Erlebnis, das Lächeln eines Unbekannten auf der Straße, ein Schmetterling im Garten, eine Kaktusblüte, das Schnurren der Katze, die erste Schneeflocke auf dem Gesicht. Schreibanlässe gibt es unzählige. Es müssen nicht viele Worte sein, die helfen, Druck abzulassen oder abzulenken.
In der Schreibwerkstatt treffen die Teilnehmer in lockerer und ungezwungener Atmosphäre zusammen. Spielerisch wird nach Worten gesucht, mit Worten gespielt. Die Angst vor dem weißen Blatt gibt es nicht. Auch nicht die Angst, was die anderen denken. Jeder schreibt für sich und nur wer will, kann das Geschriebene mit den anderen teilen. Mit Beginn des neuen Jahresprogramms in Bozen und Meran, zweisprachig, jeder Teilnehmer spricht und schreibt in seiner Sprache, am Spätnachmittag bzw. frühen Abend, damit auch Berufstätige die Möglichkeit zur Teilnahme haben. Informationen in den Bezirksbüros Bozen und Meran.



In eigener Sache
Liebe Leserinnen und Leser, die Schreibwerkstatt wurde von mir bereits im Herbstprogramm in der Agenda angeboten. Leider haben sich zunächst nur zwei Mitglieder gemeldet. Bitte lassen Sie sich auf dieses Angebot ein, keine Angst vor Blamage oder „Ich kann das doch nicht“. Jeder, der schreiben gelernt hat in der ersten Klasse Volksschule kann schreiben. Schreiben ist nichts anderes als reden auf Papier. Und oft fällt es sogar leichter als reden. Nur anfangen muss man! Ich freue mich auf Sie!
nd

Aktuell

Kreativ arbeiten – an anderes denken

Kurse in der offenen Werkstatt Manu in Bozen

Es gibt solche Tage: Heute geht es mir super, heute würde ich gerne etwas tun. Und solche Tage: Heute geht es mir schlecht, ich habe Lust zu gar nichts. Wer sich bei der offenen Werkstatt Manu in Bozen einschreibt, ist an keinen festen Tag gebunden und kann sich aussuchen, welche der kreativen Werkstätten er besuchen möchte.
Der Bezirk Bozen Salten Schlern hatte im vergangenen Herbstprogramm mehrere Kurse im Manu für die Betroffenen angeboten, Töpfern mit verschiedenen Techniken, Glas, Encaustic, Papier schöpfen, Filzen und Freihand-Zeichnen. Fast ein bisschen schade, dass die Betroffenen bei den Kursen nur unter sich hätten bleiben sollen, meint Monika Brugger, Geschäftsführerin des Manu. „Das Schöne am Manu ist ja gerade, dass die Werkstätten offen sind. Ich könnte mir vorstellen, dass es jemandem, der an Krebs erkrankt ist, auch gut tut mit Menschen zusammenzukommen, die nicht krank sind. In einer ganz entspannten, lockeren Atmosphäre.“
Was den Betroffenen auch sehr entgegenkommt, ist die Formel der offenen Werkstätten. „ Ich kann verschiedene Dinge ausprobieren, und ich bin an keinen festen Tag gebunden. Wenn es heute nicht geht, dann vielleicht morgen oder übermorgen“, meint Monika Brugger.
Das Manu hat von sich aus die Initiative ergriffen und die Südtiroler Krebshilfe wegen einer Zusammenarbeit kontaktiert. „Wir haben seit Jahren eine Parade-Nutzerin. Sie kommt seit ihrer Krebserkrankung regelmäßig in unsere Kurse und sagt, dass die kreative Tätigkeit, das Zusammensein mit ganz unterschiedlichen Leuten ihr dabei geholfen, haben, die Krankheit besser zu ertragen und auch während der Therapie zu vergessen.“ Deshalb die Idee, dies auch anderen Betroffenen zu ermöglichen.
Das Manu ist an mehreren Tagen in der Woche geöffnet, Dienstag und Freitag am Nachmittag, Mittwoch und Donnerstag den ganzen Tag sowie Samstag am Vormittag. Mittwochs und donnerstags finden Kurse auch am Abend statt, so dass auch Berufstätige die Möglichkeit haben, daran teilzunehmen. Die Kurse bieten für alle etwas. Es gibt eine Holz- und Metallwerkstatt, Handarbeiten, Filzen, Zeichnen, Keramik, Tiffany, Glasperlen drehen.

Die offene Werkstatt Manu ist eine Sozialgenossenschaft, sie hat 27 (fördernde) Mitglieder und etwa 3.000 Nutzungen pro Jahr. Alter ab dem Grundschulalter, nach oben keine Grenze. Informationen: Manu, Quireiner Straße 20 in Bozen, Telefon +39 0471 401693; www.manu.bz.it, Mail info@manu.bz.it