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Riding to Sochi

Mit dem Radüber 3.100 Km von Villnöss bis nach Sochi zugunsten der Krebshilfe

Dreitausendeinhundertzehn Kilometer in siebzehn Tagen. Mit dem Fahrrad. Vom Pustertaler Feld bis nach Sochi in Russland, Austragungsort der nächsten olympischen Winterspiele. Das macht den Snowboardprofis Aaron March, Roland Fischnaller, Nationaltrainer Erich Pramsohler und ihrem österreichischen Kollegen Sigi Grabner so schnell niemand nach.

Und das Ganze diente auch noch einem guten Zweck: Die Firma Finstral zahlte 1,50€ pro gefahrenen Kilometer an die Südtiroler Krebshilfe. Auf die Idee waren Aaron und Roland schon vor zwei Jahren gekommen. Im Frühjahr ist das Radfahren für Snowboarder ein willkommenes Training. Warum nicht einmal an einem Stück eine größere Strecke zurücklegen?, dachten sie. Bis zur Realisierung vergingen zwei Jahre. Organisation, Sponsorensuche, Streckenverlauf festlegen, einen Begleitbus mit Fotografen und Kameramann suchen – das alles braucht seine Zeit.
Da Aaron eine Snowboardkollegin durch Krebs verloren hat und ihm dadurch bewusst geworden ist, dass diese Krankheit und die damit verbundenen Probleme alle angehen, beschloss er einen weiteren Sponsor zu suchen und die Radtour mit einem guten Zweck zu verbinden. Über den Juniorchef Florian, ein guter Freund von ihm, kam er mit Finstral-Geschäftsführer Luis Oberrauch zu sprechen und die Sache war gebongt. Für jedengefahrenen Kilometer spendet Finstral 1,50 € an die Südtiroler Krebshilfe. 1,50 mal 3.110 ist gleich 4.665 €. Eine stolze Summe für ein stolzes Unterfangen.
200 Kilometer am Tag im Sattel
Auf seiner Webseite postete Aaron jeden Abend die Streckenabschnitte ihrer Reise, die von Südtirol über Österreich, Slowenien, Kroatien, Rumänien, Moldawien, die Ukraine bis nach Russland führte. Start war am 28. April. Angekommen sind die vier Radler, Nationaltrainer Erich Pramsohler und der österreichische Snowboardprofi Sigi Grabner hatten sich den beiden Südtirolern aus dem Nationalteam angeschlossen, am 13. Mai.
Der Tagesdurchschnitt gefahrener Kilometer lag bei 200. Das Wetter spielte mit. Nur Südtirol verabschiedete die Gruppe sich bei Regen. Während hierzulande der kälteste Mai seit 50 Jahren verzeichnet wurde, war es im Osten ungewöhnlich heiß. Ein kleines Problem auf der Reise stellte immer wieder der Gegenwind dar, der auch das Fahren im Flachland zur Anstrengung werden ließ. Daniel Kofler und Mario Waldhuber aus Lienz in Osttirol begleiteten die vier Radfahrer mit dem Kleinbus, filmten und fotografierten und sorgten in der Mittagspause für das leibliche Wohl der Sportler.
In der ersten Woche machte den vier Radfahrern vor allem eines zu schaffen: der Allerwerteste. Jeden Tag 200 Kilometer mit dem Rad zurücklegen, von morgens um 9 bis abends um 20 Uhr auf dem Drahtesel zu sitzen, da leidet auch das muskulöseste Sportlerhinterteil. Aaron undseine Mitstreiter spürten in den ersten Tagen auch die Knie und die Beinmuskeln wegen der ungewohnten Belastung, aber das gab sich. „Auf jeden Fall haben wir durch diese Fahrt eine ausgezeichnete Grund-Ausdauer, von der wir das ganze Jahr profitieren werden“, freut sich Aaron.
Wird eine solche Tour also zur Frühjahrstrainings-Routine? „Das nicht“, lacht Aaron. „Eine bärige Erfahrung, die ich nie vergessen werde. Spaß hat´s gemacht, wir haben wunderschöne Landschaften gesehen, unglaublich sympathische Leute in jedem der Länder, die wir durchquert haben ,kennengelernt. Aber ein Riesenaufwand. Das nächste Mal geht’s nach Rumänien oder Kroatien vielleicht mit dem Motorrad.“
Starker Gegenwind
Am Anfang war die Motivation aller vier Radler hoch, nach 2.000 Kilometern zurückgelegter Strecke kam eine kleine Krise. Die Straße flach, starker Gegenwind und immer noch mehr als 1.000 Kilometer vor sich, obwohl man das Gefühl hat, jetzt sei es genug, erinnert sich Aaron. „Als wir am Schwarzen Meer ankamen, das war so ein Moment. Da war es dann nicht leicht, die psychische Motivation zum Weiterfahren zu finden.“
Die Stimmung im Team war gut. Tagsüber fuhren die vier in einer Reihe, wechselten sich ab, wer vorne und wer im Windschatten fuhr, am Abend beim Essen ging es dafür dann um so lustiger zu. Die Tage hatten alle einen ähnlichen Rhythmus. Schon nach wenigen Tagen wurde das Abenteuer zum Alltag. Um sieben Uhr aufstehen und Frühstück. Um neun Uhr Start. Gegen 13.30 – 14 Uhr Mittagspause mit reichlich Nudeln, dann ging es weiter bis gegen 20 Uhr. Nach dem reichlichen Abendessen saßen die vier noch beisammen, um Mitternacht hieß es schlafen.Übernachtet wurde immer in Hotels. Am Mittag kochten Daniel und Mario, weil das Mittagessen in Restaurants doch zu lange dauerte. Im Bus gab es alles für Zwischendurch. Getränke, Speck, Brot, Kleidung, Ersatzteile und Werkzeug für die Räder…
Zwei Tage vor Sochi alles vorbei?
Zwei Tage vor dem Ziel wäre die ganze Unternehmung beinahe noch ins Wasser gefallen, als der Bus an der russischen Grenze festgehalten wurde, weil die Papiere nicht ins Russische bzw. Englische übersetzt worden waren. Ein Hoteliers-Paar, zwei Kasachendeutsche, Olga und Renate Wagner, machten das Unmögliche wahr. Sie organisierten am Wochenende nicht nur einen Übersetzer sondern auch einen Notar für die Beglaubigung. Und weiter ging es, am Schwarzen Meer entlang, Sochi entgegen.
In Russland, erinnert sich Aaron, wurde der Verkehr immer stärker, die Straßen enger, die Luft staubigerund schmutziger. „Nachdem wir vorher durch unberührte Landschaften geradelt waren, war das fast wie ein Kulturschock.“ In Sochi-Stadt dann Baustelle über Baustelle, Vorbereitungen für die Winterspiele 2014. Lang ist es nicht mehr bis dahin. Aaron, Roland und Sigi werden dann auch wieder in Sochi sein. Riding on the Snowboard. Und am 14. Mai feierte Aaron seinen 27. Geburtstag.
Steckbrief Aaron March
Geboren am 14. Mai 1986 in Brixen. Seit 1997 im Snowboard-Nationalkader. Weltcup-Debut 2004. 2009 Im Alter von 23 Jahren erreichte March im 37. Weltcuprennen seinen ersten Sieg. 2010 Teilnahme an der Winterolympiade in Vancouver. Im Winter 2010/2011 Dritter im Weltcup-Paral-lelslalom in Landgraaf. Auch 2014 ist er im italienischen Olympia-Snowboardteam. Aron March und Roland Fischnaller sind Teamkollegen im „Centro Sportivo Olimpico Courmayeur“ des Italienischen Heeres. Die italienischen Meisterschaften 2013 hat der Brixner im April mit zwei ersten Rängen abgeschlossen. Aaron studiertWirtschaftswissenschaften in Innsbruck. •

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Helfen aus dem Bauch heraus

Die Firma Finstral hat für jeden gefahrenen Kilometer 1,5 Euro gezahlt

Sie macht es und hängt es nicht an die große Glocke. Spenden für wohltätige Zwecke und Organisationen, spontane Hilfe in Katastrophenfällen leistet die Firma Finstral immer wieder. An Weihnachten sammeln die Mitarbeiter für eine gute Sache. Ein Gespräch mit Geschäftsführer Luis Oberrauch.
Chance: Sie haben die Aktion Riding to Socchi von Aaron March unterstützt, 1,5 € pro gefahrenen Kilometer, 3.110 waren es insgesamt. Wie sind Sie auf diese Aktion aufmerksam geworden?
Luis Oberrauch: Durch Zufall. Aaron war ein Schulfreund meines Sohnes, er ist oft bei uns zuhause und eines Tages hat er mich gefragt, ob ich ihn bei seinem Vorhaben unterstützenkann. Dass er die Summe der Krebshilfe zur Verfügung stellen wird, war seine Entscheidung.
Chance: Als Firma unterstützt Finstral regelmäßig wohltätige Zwecke…
Luis Oberrauch: Immer wieder, aber wir haben kein Konzept, keine „Spenden-Politik“. Wir entscheiden aus dem Bauch heraus, waswir und wie unterstützen. Was uns überzeugt oder wo wir besonders betroffen sind. Aber wir sprechen nicht gerne darüber; eigentlich nur, wenn das Ganze mit einem Event verbunden ist.
Die Gruppe Finstral zählt weltweit 1.450 Mitarbeiter. Der Sitz des Familienunternehmens, das Fenster, Türen und Glasanbauten nach Maß fertigt, ist am Ritten. •