Aktuell

Laufen tut Gut(es)

Bewegungstherapie Meran hat am Pustertaler Lauf von mamazone teilgenommen
Am 1. Juni, eine Woche vor dem Pustertaler Lauf hat in Toblach bereits ein Benefizlauf von 8,5 Km rund um den Toblacher See stattgefunden. Organisiert von den Toblacher Vereinen DEBRA Südtirol und mamazone – Frauen und Forschung gegen Brustkrebs.

Trotz Kälte und schlechtem Wetter voll Elan: Die Frauen der Meraner Bewegungstherapie vor dem Start des 8,5 Kilometer-Marschs
Trotz Kälte und schlechtem Wetter voll Elan: Die Frauen der Meraner Bewegungstherapie vor dem Start des 8,5 Kilometer-Marschs


Mehr als 350 Läufer hatten dem kalten Wetter getrotzt, um Solidarität zu zeigen mit den an Brustkrebs erkrankten Frauen und mit den Menschen, die an der seltenen Autoimmun-Erkrankung Epidermolisis bollosa leiden, der sogenannten Schmetterlingshaut. Unter den Teilnehmern auch eine Gruppe der Krebshilfe aus Meran: die Teilnehmerinnen des Kurses Bewegungstherapie waren mit Kursleiterin Valentina Vecellio im Bus angereist, um die Strecke im Gehen zurückzulegen. Erkenntlich war die Krebshilfe-Gruppe an ihren gelben T-Shirts mit der Aufschrift Bewegungstherapie.
Nachstehend der begeisterte Erlebnisbericht von Valentina Vercellio, ehemalige Marathonläuferin, die nach ihrer eigenen Krebserkrankung eine Ausbildung zur Bewegungstherapeutin abgeschlossen hat und sich engagiert dafür einsetzt, Krebskranken die positive und heilende Einwirkung von Bewegung nahezubringen.
„Meine Mädels und ich - ja die ganze Gruppe, es waren auch viele männliche Begleiter dabei - hatten am 1. Juni einen Riesenspaß bei der Umrundung des Tob-lacher Sees. Es war ein Ziel, das ich mir persönlich, als ehemalige Marathonläuferin und Sportsgenossin von Gianni Poli, dem ehemaligem Gewinner des New York Marathons gesteckt hatte. Nach meiner Krebserkrankung blieb auch dieser Traum, zusammen mit dem Bewegungstherapie-Konzept, zunächst lange in der Schublade liegen. Jetzt ist er in Erfüllung gegangen: Ich habe wieder einen Menschen kennengelernt – den Organisator des Dolomitenmarathons - der durch den Sport über die Grenzen hinaus sehr viel für Menschen tut. Sport hat unsere Gedanken wieder auf die gleiche Wellenlänge gebracht. Die strahlenden Gesichter der Mädels, die ein neues Ziel erreichen und ihren Körper wieder ein kleines bisschen zurückerobern konnten, bestätigen diesen glücklichen Zustand."Jedes Jahr ein neues Ziel"ist die Devise und der Höhepunkt unseres Bewegungstherapie-Projektes am Krankenhaus Meran. Unser nächstes Ziel steht auch schon fest und ist noch ein Stück ehrgeiziger: die Teilnahme am Benefizmarsch der Südtiroler Krebshilfe im nächsten Jahr.  Die Bewegungstherapie hat wieder ein Ziel erreicht, und mit ihr alle diemit vereinten Kräften und Lebensfreude den Kampf gegen den Krebs für sich entscheiden wollen.“ •

Aktuell

Wenn Zahlen sprechen

Nationaler Kongress von AIRTUM in Bozen/ Transalpines Tumorregister-Treffen

Tumorregister sind ein ungemein nützliches Instrument, nicht nur für statistisches Zwecke, sondern auch für Forschung und Programmierung im Zusammenhang mit Tumorerkrankungen. Im März haben sich alle italienischen Tumorregister Italiens, AIRTUM, in Bozen zu ihrem Jahrestreffen versammelt.
Die Themen des dreitägigen Kongresses waren viele. Vier standen im Mittelpunkt der Arbeiten. Eine Bestandsaufnahme über die Kategorie der „geheilten Patienten“. Die Tumorregister in den Entwicklungsländern. Die Rolle der Tumorregister im Zusammenhang mit Umweltverschmutzung und am letzten Tag des Meetings schließlich: die Präsentation eines Projekts des TumorregistersTirol, „den Krebsatlas der Alpenländer“.
Das Treffen der Tumorregister zählte mehr als 200 Teilnehmer und wurde organisiert vom Tumorregister Südtirol.. Ein Gespräch mit Dr. Guido Mazzoleni, Primar der Abteilung Anatomische Pathologie und Histologie, der das Tumorregister angehört.
Chance: Was ist genau die Aufgabe des Krebsregisters?
Dr. Mazzoleni: Es handelt sich um eine operative Einheit, deren Aufgabe es ist, Daten zu sammeln über Häufigkeit, Verlauf und Todesfälle im Zusammenhang mit Tumorerkrankungen. In Italien sind derzeit 40 % des Territoriums statistisch erfasst, innerhalb von 2013 wollen wir auf 50 % kommen. Gewöhnlich hängen dieses Register von den lokalen Sanitätseinheiten ab, manchmal auch direkt vom zuständigen Assessorat. Die ersten Register dieser Art wurden in Italien in den 80er Jahren in Varese und Ragusa gegründet. Das Südtiroler Tumorregister wurde 1995 von meinem Vorgänger, Primar Eduard Egarter Vigl initiiert. Seit 2001 sind wir Mitglied der AIRTUM.
Chance: Sie selbst sind seit wann mit dem Tumorregister befasst?
Dr. Mazzoleni: Seit vier Jahren, seit ich Primar der Abteilung Pathologie bin.
Chance: Wie sind diese Register organisiert?
Dr. Mazzoleni: Das kommt darauf an. Es gibt regionale Register wie unseres, das alle Tumorfälle auf dem Territorium verzeichnet. Es gibt aber auch städtische Register, es gibt nationale Register, die sich auf eine bestimmte Typologie von Erkrankung spezialisieren oder auf Erkrankungen, die unter besonderen Umständen wie z. B. nach Kontakt mit Asbest o. ä. auftreten.
Chance: Welchem Zweck dienen die Zahlen, die im Tumorregister aufgezeichnet werden?
Dr. Mazzoleni: Es gibt ganz unterschiedliche Zwecke. Wir z. B. verzeichnen die Inzidenz, also wie viele Tumore pro Jahr in welchem Organ auftreten. Es gibt aber auch Register, die aufzeichnen wie viele Personen mit einem Tumor leben. Oder wie viele Menschen an einem bestimmten Tumor sterben, bzw.an einem zweiten Tumor sterben oder auch gar nicht an Tumor sterben oder an einem Tumor erkrankt sind, aber an etwas anderem sterben. Die Sterberate kann, muss aber nicht Zeichen sein für ein schlecht funktionierendes Gesundheitswesen. Es gibt Tumorregister, die sich mit Umwelt- und Risikofaktorenbefassen oder die die Wirksamkeit von therapeutischen Maßnahmen in einem bestimmten Zeitraum festhalten. Nebenbei eine der wichtigsten von uns eingeholten Statistiken. Es gibt Zahlen zum Auftreten einer ganz bestimmten Tumorerkrankung, die uns Aufschlussüber die Wirksamkeit oder eben nicht von Vorsorge-Maßnahmen geben…
Chance:…Maßnahmen, die in Südtirol direkt vom Tumorregister organisiert werden.
Dr. Mazzoleni: Genau, wir haben in der Tat das Glück, dass wir als Register die direkte Kontrolle haben über die Screening für Gebärmutterhalskrebs (Paptest), die Mammographie und die Untersuchung des Stuhls auf Blut. Das erleichtert unsere Arbeit ungemein.
Chance: Die Beurteilung von Screening-Maßnahmen war eines der Hauptthemen des Kongresses…
Dr. Mazzoleni: Vor allem am letzten Tag haben wir uns im Rahmen des Themas „Cancer in the Alps“ ausgiebig mit diesem Problem auseinandergesetzt. Ein sehr interessantes Projekt des Tumorregisters Tirol. Es handelt sich um den Vergleich von Daten aus geographisch sehr ähnlichen Regionen, die aber kulturell und politisch große Unterschiede aufzeigen und völlig unterschiedlich arbeitende Gesundheitssysteme haben. Bedenken sie nur, dass sich in dieser Gruppe Slowenien ebenso befindet wie der Schweizer Kanton Appenzell. Um auf die Vorsorgeuntersuchungen zurückzukommen: Wenn ein Screeningkeine nennenswerte Reduzierung der Mortalität zur Folge hat, dann hat es keinen Sinn. Oder wenn es wie z. B. bei den Vorsorgeuntersuchungen zum Prostata-Krebs zu eher dubiosen Ergebnissen, im Sinne von, wer suchet, der findet auch, führt, dann hat dies eine Verunsicherung der Patienten zur Folge,nicht aber einen Rückgang der Erkrankungen.
Chance: Sind die Register alle untereinander vernetzt?
Dr. Mazzoleni: Selbstverständlich. In Italien fließen alle vor Ort erfassten, kontrollierten Daten in ein Zentralregister in Florenz. Nach einer weiteren Kontrolle und Überarbeitung werden diese Daten ­­an das Welt-Tumorregister in Lyon in Frankreich weitergeleitet. Das sind Publikationen von höchstem wissenschaftlichen Wert, reelle Statistiken, die eine bedarfsorientierte Planung der Gesundheitspolitik ermöglichen. Die Tumorregister haben eine Kontrolle über Daten von einer Tragweite wie sie die Ministerien nicht haben. Die erfassten Daten sind der Spiegel der Realität. Wir können aufgrund der Daten der letzten zehn Jahre exakte Prognosen stellen. Die von uns erfassten Daten wurden z. B. auch herangezogen, als es um die Neuordnung der Tumorchirurgie in Südtirol ging.
Chance: Der letzte veröffentliche Krebsatlas bezieht sich auf Daten bis 2005…
Dr. Mazzoleni: Erst kürzlich haben wir die bereinigten Daten für 2006/07 nach Florenz geschickt. Es gibt immer eine physiologische Verspätung von drei Jahren. Dieses Ziel haben wir noch nicht erreicht, aber wir arbeiten daran und gehen davon aus, dass wir pro sechs Monate ein Jahr an Daten aufarbeiten können. Die Ursache für die Verspätung ist vor allem ein Personalproblem. Wir sind einfach zu wenig!
Chance: Zurück zum Kongress. Was waren die Highlights Ihrer Ansicht nach?
Dr. Mazzoleni: Am ersten Tag haben wir über das Phänomen der geheilten Patienten diskutiert. Menschen, die an Krebs erkrankt waren und weiterleben, Menschen, die an Krebs erkrankt waren und die, als sie gestorben sind, keinen Krebs mehr hatten. Das sind ungemein wichtige Daten, weil sie beweisen, dass Krebs eben keine todbringende Erkrankung, sondern eine chronische Erkrankung und in manchen Fällen nicht einmal das ist! Von höchstem Interesse waren auch die Beiträge zur Situation der Krebsregister in den Entwicklungsländern. Es wurden AIRTUM Projekte in Ghaza, Ägypten und Tunesien vorgestellt. Ein Epidemiologe aus Ghana hat einen überaus interessanten Vortrag gehalten. Die Register dort haben nicht nur mit strukturellen Problemen zu kämpfen, sondern auch mit Krieg. Von großem Interesse war auch der Bereich zu Tumorerkrankungen im Kindheitsalter oder Studien zu Zweittumoren,die unabhängig von der ersten Erkrankung auftreten. Wir haben über umweltbedingte Tumorerkrankungen gesprochen, wie z. B. in Apulien (die Firma Ilva in Taranto), über genetische Ursachen.
Chance: Und was hatte es mit der Posters-Session auf sich?
Dr. Mazzoleni: Das ist ein fester Bestandteil des jährlichen Meetings. Platz für freie Mitteilungen und kurze Vorträge, unabhängig vom eigentlichen Programm. Dieses Jahr waren es 32. Mit wissenschaftlicher Akribie vorbereitet und ausgesprochen interessant. Kleine Forschungsprojekte, Untersuchungen, Anregungen, z. B. wie man trotz unvollständiger Daten verlässliche Angaben zur Sterberate erarbeiten kann.
Chance: Dreiäußerst intensive Tage also…
Dr. Mazzoleni: Intensiv, aber stimulierend. Eine Bestätigung wie wichtig unsere Arbeit ist und welchen enormen konkreten Nutzen sie hat. Außerdem ein Aufruf noch detaillierter Daten zu erfassen und immer enger im Netz zusammenzuarbeiten, zum Nutzen der Allgemeinheit. •

Die Mitarbeiter des Südtiroler Krebsregisters mit Dr. MazzoleniDie Mitarbeiter des Südtiroler Krebsregisters mit Dr. Mazzoleni