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Frei im Fluss der Bewegung und der Emotionen

Rio Abierto: Neuer Kurs in Neumarkt mit Judith Wieser
Fotos: Othmar Seehauser


Sich zu Musik bewegen. Ganz frei. Gesichter schneiden. Dinge wegstoßen oder an sich ranlassen. Bewegen. Schnell, langsam. Bewegen, stampfen, springen oder die Beine fest am Boden verankert. Mich bewegen, wie mir gerade zumute ist, was mein Körper gerade jetzt, in diesem Augenblick möchte. Alleine für mich, aber auch aufgehoben in der Gruppe. Musik und Rhythmus spüren. Sich befreien. Geist und Körper. Sich wieder in seinem Köper fühlen, den Körper neu fühlen. Frei. Körper frei und Geist frei. Alles Negative abstreifen. Sich gehenlassen, austoben. Zu sich finden. Energie tanken. Für all das gibt es ein Wort: Rio Abierto. Der offene Fluss.
Ein neuer Kurs im Bezirk Unterland Überetsch, der wenige Wochen nach seinem Beginn begeistert. Gehalten wird er von Judith Wieser, geprüfte Rio Abierto Trainerin und auch Rio Abierto Masseurin, im Hauptberuf Kindergärtnerin. Judith ist durch Zufall bei einer Fortbildung auf diese 1966 von der argentinischen Psychologin Maria Adela Palcos (1931 – 2021) entwickelte Methode gestoßen und hat schon bei der ersten Begegnung verstanden: „Das ist meines.“ Für sie selbst ist diese auf Bewegung, Rhythmus und Musik basierende Technik unersetzlich geworden und sie freut sich, ihre eigene positive Erfahrung an andere weiterzugeben.
Am Anfang der Stunde geht es darum, im eigenen Körper anzukommen, das Negative abzustreifen und das Wurzelzentrum, den Unterleib und die Beine zu stärken, die Gruppe zu spüren. Daran schließt ein Ausdrucksteil an, die Trainerin macht Bewegungen, Mimiken vor. Es folgt ein freier Ausdrucksteil und am Schluss gibt es einen Moment des Austauschs, der Verbindung in der Gruppe. Judith Wieser: „Rio Abierto schafft ganz tiefe Beziehungen in der Gruppe.“ Im Sich-Freimachen von Grenzen, Konventionen, Sich-ganz-der-Musik-Hingeben, können die TeilnehmerInnen neue Facetten an sich kennenlernen, Energien freisetzen und zu einer neuen Einheit von Körper und Geist finden, die nur zu oft von der Krankheit oder auch einfach durch Konventionen, den hektischen Alltag, den Stress getrennt worden sind. Alles begleitet von unterschiedlichster Musik. Rock, Pop, Jazz, Klassik, schnelle und sanfte Rhythmen im Wechsel. Der Auswahl der Playlist kommt eine wichtige Rolle zu, betont Judith Wieser. „Für mich selbst ist Rio Abierto meine Lebensmedizin. Ich habe mich noch nie so fit gefühlt! Es gibt mir Kraft und Energie, der Körper wird beweglicher, ich fühle mich gesünder, kann meine bisher eingesperrten Emotionen freisetzen, sie leben oder mich von ihnen befreien.“
Erika und Dany sind zwei Frauen, die sich für diesen neuen Kurs des Bezirks entschieden haben. Nach der vierten Stunde freuen sie sich jede Woche schon auf den nächsten Freitag Abend. Erika hatte sich nach ihrer Erkrankung vor drei Jahren in sich selbst und ins Haus zurückgezogen. Rio Abierto hat ihr Mut und Freude an der Gemeinschaft zurückgegeben. „Ich kann mich gehenlassen, meinen Emotionen endlich freien Lauf lassen“, betont die 67jährige. Sie macht auch Qi Gong und empfindet Rio Abierto als perfekte Ergänzung dazu. „Das freie Bewegen mit Musik lässt mich leicht fühlen und gibt mir eine Spontaneität zurück, die ich vermisst und vielleicht nie gehabt habe.“
Dany hingegen ist extrovertierter und besucht verschiedene andere Kurse. Das erste Treffen von Rio Abierto hat sie noch mit Befangenheit erlebt. Sich vor anderen gehenlassen, Grimassen schneiden, sich spontan bewegen, hat sie das erste Mal geniert. Jetzt hat die 52jährige das Gefühl, dass alles von alleine geht, sie muss nur dem Rhythmus folgen, loslassen, die Tür öffnen, sich darauf einlassen, was Judith vorgibt, ihren Körper und ihren Geist freisetzen. Das Negative abstreifen und Emotionen zulassen. „Es geht eine so starke positive Ausstrahlung von der Gruppe aus, dass ich mich frei und leicht fühle, ohne Angst, ohne Kontrolle. Ich fühle meinen Körper wieder als Teil von mir, fühle mich bewusst wieder als Frau, fülle mich mit Energie, auch wenn die Bewegung meinen ganzen Körper fordert.

Rio Abierto, jeden Freitag, 17–18 Uhr, UDAE-Saal, Anmeldungen im Bezirksbüro Neumarkt, 0471 820466/ 349 7662046.
Judith Wieser
Dany
Erika

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Weihnachten,immer wieder ein neuer Anfang

Der meditative Text, der uns durch die Weihnachtszeit begleitet, stammt dieses Jahr von Annalisa Gemma Gasperi, Counselor und Ausbilderin, seit 2013 Leiterin des Zentrums für Psychosynthese in Bozen und Trient und seit 2019 Vizepräsidentin des Nationalen Instituts für Psychosynthese. Die humanistische und transpersonale Strömung der Psychosynthese, gegründet von dem Arzt, Psychiater und Psychotherapeuten Dr. Roberto Assagioli (1888 - 1974), ist ein Weg zur persönlichen Entwicklung und zur Verwirklichung des eigenen Potentials, der auf einer Vision des Menschen in seiner bio-psycho-spirituellen Ganzheit beruht. Eine Arbeitsmethode, die es jedem ermöglicht, auf der Basis seiner individuellen Möglichkeiten, seine eigenen Kapazitäten zu aktivieren und ein erfülltes Leben zu führen.
Brückendekoration in der französischen Stadt Alès, anlässlich des Brustkrebsmonats Oktober. Foto: Nicole Dominique Steiner
Und wieder ist Weihnachten
Um uns herum und in unseren Häusern Dekorationen, Lichter, Düfte, die in uns Traditionen und Stimmungen wachrufen und uns längst Vergangenes wie Gegenwärtiges, das wir in unseren Herzen bewahren, neu erleben lässt.
Weihnachten... ist für mich immer wieder eine innere Reise zwischen Selbsterkenntnis und Neuem, das in uns geboren wird und aufkeimt. Eine Passage, die wir vielleicht unbewusst durchleben, der wir keine Aufmerksamkeit schenken. Ein großes Fresko, in dem Symbole mit Personen, Ereignisse mit Herzensqualitäten verwoben sind.
In der Krippe, die ich jedes Jahr zuhause aufstelle, bekommt eine Figur einen ganz besonderen Platz: der schlafende Hirte. Er ist ein Nomade, geübt im Loslassen, im Weiterziehen. Er ist bescheiden; er trägt (nur) das mit, was er zum Leben braucht, lebt in engem Kontakt mit der Natur, kennt ihre Zyklen, und Gesetze; er kümmert sich um seine Herde und spürt den milden Blick seiner Schafe auf sich; er hat ein frisches, vertrauensvolles Herz, ist aufgeschlossen für Wunder. Sein friedvoller Schlaf ermahnt mich zu einem bewussten Leben, mich nicht gehen zu lassen und selbst in den dunkelsten Momenten nicht die Hoffnung, das Vertrauen, die Freude, und die Einfachheit zu verlieren. In der Entspannung, der Stille, in einem Lächeln, das uns begegnet, können wir einen Weg in eine tiefere Dimension finden, können wir unnötige Lasten (Gewohnheiten, Zwänge) abstreifen. Erkennen, was in uns steckt, im Hier und Jetzt, und es bewusst leben. Weihnachten bedeutet für mich in diesem Sinne für Dynamik ist, zeigt mir, dass im Leben Platz ist für Offenheit, für Veränderungen, für Akzeptanz.
Weihnachten ist nicht die Stimmung eines einzigen Tages, sondern Ausdruck einer Haltung, die wir immer bewahren sollten. Den Willen, nach innen zu blicken, auf den anderen zuzugehen, Beziehungen zu knüpfen, die auf gegenseitiges Verständnis und Zuhören bauen.
Für mich heißt die Botschaft von Weihnachten vor allem Friede, vor allem auch mit uns selbst: Enttäuschungen, Konflikte, Irritationen nicht nur erkennen, sondern uns damit aussöhnen. Frieden mit sich selbst schließen und damit ein Träger des Friedens um sich herum werden.
Kleine Übung für die Annäherung an Weihnachten
Wählen Sie einen Ort in Ihrem Zuhause, an dem Sie sich wohl und entspannt fühlen. Nehmen sie Stift und Papier, um am Ende ihre Erfahrungen, Eindrücke und Gefühle niederzuschreiben sowie eine Kerze, als Erinnerung an die Leuchtkraft unseres Seins. Kommen sie zur Ruhe und stellen Sie sich folgende Fragen:
*Wie bringe ich die Botschaft von Weihnachten in mir zum Ausdruck und zum Leben? In welcher Situation? Mit wem? Wo?
*Was hilft mir dabei und was hindert mich daran? Was könnte mir Energie geben und mein Wohlbefinden stärken?
*Was geschieht in diesem Augenblick in mir und um mich herum?
Denken Sie daran: Jeder Weg besteht aus vielen kleinen Schritten und jeder Schritt ist einzigartig!
Ihnen allen ein Frohes Weihnachtsfest, im Zeichen des immer wieder Neuwerdens

Annalisa Gemma Gasperi