Der Kommentar

Liebe Leserinnen und Leser,

Nicole Dominique Steiner
es erscheint mir fast unglaublich, aber in diesem Juni ist es zwölf Jahre her, dass ich die Chance übernommen habe. Wenn ich zurückdenke, sehe ich vor allem Gesichter. Ich sehe es als ein großes Glück an, diese Zeitung machen zu dürfen. Geschichten zu erzählen, die Mut machen, zu informieren und auch schwere Themen offen und ohne Scheu anzugehen. Ja und immer wieder mit Menschen zu tun zu haben, die sich für andere Menschen einsetzen, mit Menschen, die das Schicksal auf eine harte Probe gestellt hat und die reagiert haben. Menschen, die anderen ihre Zeit und Energie schenken oder ihre Kompetenz. Freiwillige, Betroffene, Ärzte, Pflegepersonal, Therapeuten… All diesen Menschen zu begegnen, vielleicht nur einmal oder auch viele Male, ist ein Geschenk, für das ich sehr dankbar bin.
Krebs ist ein komplexes Thema, immer wieder gibt es Neues zu berichten und auch die Aktivitäten der Krebshilfe sind unerschöpflich. Während des Schreibens sehe ich die Bilder. Den Abend in Rot, das Benefizrennen in Toblach, den Kartoffelacker mit den Schildchen, die den Namen der Kinder tragen, die Therapeutinnen von Brixen und vom Pustertal, die Mitglieder der Gesprächsrunde Brixen, den gefüllten Saal der Landesversammlung, den Konzertflügel im Wartesaal der Onkologie Bozen, die drei Onkologen, versammelt an einem Tisch, jeder auf seine Art anders und alle mit dem gleichen Anliegen. Krebs ist heute kein Todesurteil mehr, aber immer noch eine Krankheit, die die Existenz jedes Betroffenen völlig auf den Kopf stellt, eine Krankheit, die mit Angst, Schmerz und Verzweiflung, aber auch mit Hoffnung, Glück und Liebe verbunden ist, die Narben hinterlässt, am Körper und in der Seele. Und es ist eine Krankheit, die auf vielen Ebenen bekämpft werden kann und bekämpft werden muss. Ärzte, Pflegepersonal, die Betroffenen selbst, das Umfeld der Patienten. Jeder trägt auf seine Weise dazu bei.
Ida Schacher ist die neue und alte Landespräsidentin der Südtiroler Krebshilfe. Eigentlich wäre sie lieber einen Schritt zurückgetreten und hätte die Aufgabe der Landespräsidentin gerne abgegeben. Aber nachdem sich kein Nachfolger gefunden hat, gab es für sie keinen Zweifel, dass sie weitermacht. Ein Amt, das mit einem großen Zeitaufwand verbunden ist. Das viel Einsatz fordert. Wer Ida Schacher kennt, weiß, dass öffentliche Auftritte sie immer noch Überwindung kosten. Aber für die Krebshilfe macht sie dies und anderes. Sie geht ihrem Amt mit Herz und Kompetenz, mit Empathie und Freude nach und vertritt die Organisation mit Würde. Ich möchte ihr dafür an dieser Stelle herzlich danken, für das, was sie geleistet hat und dass sie bereit ist, weiterzumachen. Die Krebshilfe ist das, was sie ist und kann das leisten, was sie leistet, weil sie aus vielen Menschen wie Ida Schacher besteht. Und ich weiß schon jetzt, dass Ida mich schimpfen wird, weil ich sie so herausgestellt habe!
Ich wünsche Ihnen allen einen wunderschönen Sommer. Genießen sie das Licht, die Wärme und die besondere Atmosphäre und Leichtigkeit dieser Jahreszeit, auch wenn sie gerade eine schwere Zeit durchleben sollten
Ihre Nicole Dominique Steiner

Thema

Ein musikalischer Auftakt

Dr. Carlo Carnaghi ist der neue Primar der Onkologie in Bozen – Onkologisches Netzwerk
Vielleicht mehr als nur ein Zufall… Das erste Vorstellungsgespräch
von Dr. Carlo Carnaghi als Kandidat für das Primariat in der Onkologie Bozen fiel mit einem Konzert der „Donatori di Musica” zusammen, ebenso wie sein erster Arbeitstag am 14. Mai. Der alte und der neue Primar, Dr. Claudio Graiff und Dr. Carlo Carnaghi folgten nebeneinander dem Konzert von Gianni Bietti am Flügel und dem Sopran Gemma Bertagnolli.
Ein außergewöhnlich kommunikatives Konzert wurde dem Publikum, (Ex)Patienten, Angehörige und das Personal der Abteilung geboten: ebenso kurze wie heitere Toskanische Volkspoesien aus dem Canzoniere op.17 von Ermanno Wolf-Ferrari sowie Lieder von Béla Bartok und Richard Strauss. Ein Lied von Strauss beendete das Konzert mit einem hoffnungsvollen Wunsch: „…und morgen wird die Sonne wieder scheinen.“
Die „Donatori di Musica“ wurden von Dr. Graiff zusammen mit dem Onkologen Dr. Maurizio Cantore aus Ferrara initiiert. Die universelle Sprache der Musik soll positive Emotionen und ein humanes Ambiente in die Wartesäle der Onkologien bringen.
Dr. Carlo Carnaghi war die letzten 20 Jahre in der Onkologie des Krankenhauses Humanitas in Rozzano/ Milano tätig, eine Universitätsklinik und hochspezialisiertes wissenschaftliches Forschungsinstitut. Der neue Primar wurde direkt vom Generaldirektor des Sanitätsbetriebs, Dr. Thomas Schael berufen und gilt als einer der führenden Onkologen in Italien.
Die Chance hat dem neuen Primar einige Fragen gestellt:
Chance: Was veranlasst einen hochqualifizierten Arzt wie Sie, von einem Universitäts-Klinikum wie Humanitas in Mailand nach Bozen in die Provinz zu wechseln?
Dr. Carlo Carnaghi: Warum ich hergekommen bin? Eine Frage, die ich eigentlich nicht zu beantworten weiß… Ich finde das Modell der Sanität in Südtirol sehr interessant, das ich als sozial definieren würde. In Südtirol muss niemand private Strukturen in Anspruch nehmen, um sicherzugehen, qualitativ hochwertig behandelt zu werden! Ja, und dann glaube ich, dass 25 Jahren Mailand vielleicht genug sind und es sich in Südtirol sehr gut leben lässt!
Der neue und der alte Primar: Dr. Carlo Carnaghi und Dr. Claudio Graiff
Chance: Das heißt, Sie haben hier eine sehr gut funktionierende Realität vorgefunden?
Dr. Carlo Carnaghi: Absolut. Und sehr gut strukturiert. Ich muss sagen, dass mein Vorgänger Dr. Graiff ausgezeichnete Arbeit geleistet hat. Sein Organisationsmodell sagt mir sehr zu und es ist perfekt auf unser ausgesprochen sensibles Gebiet zugeschnitten. Jedem Patient wird ein Arzt als Ansprechpartner für die gesamte Dauer seiner Therapie zugewiesen und auch darüberhinaus
Chance: Ist das anderswo etwa nicht so?
Dr. Carnaghi: In vielen Onkologien in Italien ist das nicht so und die Patienten sind immer wieder, manchmal sogar von Visite zu Visite, mit anderen Ärzten konfrontiert.
Chance: Sie haben vor genau einem Monat die Arbeit in Bozen aufgenommen (das Interview wurde am 15. Juni geführt, Anm. d. Red.). Was können Sie über diese erste Zeit sagen?
Dr. Carnaghi: Ich bin leider immer noch zu sehr in Anspruch genommen von bürokratischen und organisatorischen Angelegenheiten. Für mich ist es eine absolute Priorität, nahe am Patienten zu sein. Bisher war das leider noch so möglich, wie ich gerne möchte, aber in Kürze hoffe ich mich ganz den Patenten widmen zu können.
Chance: Haben Sie ein besonderes Anliegen für ihre Arbeit als Primar?
Dr. Carnaghi: Ich möchte zusammen mit den Kollegen der anderen Krankenhäuser in Südtirol ein onkologisches Netzwerk aufbauen, damit wir gemeinsam die Patienten immer besser von der Diagnose an begleiten und ihnen multidisziplinäre Therapien der letzten Generation anbieten können. Die Onkologie ist ein derart komplexes Gebiet, dass wir unsere Kräfte vereinen müssen, um das Beste bieten zu können. Jedem einzelnen!
Gemma Bertagnolli und Gianni Bietti haben im Wartesaal der Onkologie Bozen ein Konzert der "Donatori di Musica" gegeben