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Keiner hat angebissen…

… aber der Nachmittag war trotzdem ein Erfolg – Fischaktion in Passeier
Ein Mittwochnachmittag, Anfang Juni. Neun Männer, Helmuth, Erwin, Alfred, Adolf, Thomas, Oswald, Luis, Lukas, Max, zwei Frauen und ein Kind, Marianne, Isabella und Bruni mit Angelruten und guter Laune am Fischerteich beim Sandwirt in St. Leonhard. Gefangen haben sie nichts, aber das Zusammensein hat mindestens ebenso gutgetan, wie die Freude über einen guten Fang.
Seit Anfang des Jahres gibt es die Gruppe der Krebshilfe in Passeier. Die Gruppe hat sich auf Betreiben von Erika Gufler und Isabella Fill zusammengefunden. Jeden Mittwoch treffen sie sich in der Gemeindebibliothek von St. Leonhard zum Zusammensitzen, Handarbeiten, Spielen, Reden bzw. sie organisieren Ausflüge, Vorträge u. a. m. Über eine WhatsApp-Gruppe werden auch ganz spontan gemeinsame Aktionen organisiert. Nach dem Motto: Ich gehe heute wandern, wer kommt mit?
Das Sportfischen hat ein ganz besonderes Motiv. Isabella Fill: „Wir wollten etwas machen, was ganz spezifisch die Männer anspricht, die sonst eher schwer aus der Reserve zu locken sind.“ Der Plan ging auf, neun Männer haben sich am Mittwoch, 6. Juni um 15 Uhr am Fischteich in St. Leonhard eingefunden. Die meisten hatten eine Angel dabei, drei weitere wurden ausgeliehen.
Auch wenn sich die Angler die größte Mühe gaben, am Abend gab es kein Fischmenü, kein einziger biss an. Das tat aber der guten Laune und der positiven Atmosphäre der Gruppe keinen Abbruch.
„Das Schönste war“, erzählt Isabella Fill, „dass sich immer wieder auf den Bänken rund um den See Gruppen bildeten.“ Männer, die sich zusammensetzten und begannen, miteinander zu reden. Was machst Du, wo wohnst Du? Aber auch, was hattest Du für einen Krebs? Wie hast Du die Chemotherapie vertragen? Wie geht es Dir jetzt?
Aber wie gewöhnlich waren nicht nur Betroffene anwesend. Die Gruppe in Passeier verfolgt ein offenes Konzept. „Wir möchten für die Betroffenen da sein, aber wir laden immer auch die Angehörigen und Freunde dazu ein, es ist uns wichtig, eine lockere Atmosphäre zu schaffen.“ Das Konzept geht auf, die Gruppe in Passeier wächst, der WhatsApp-Gruppe gehören bereits 41 Mitglieder an und wer Interesse hat, ist eingeladen sich zu melden. Tel. 348 7492604.
Das Projekt Männer geht weiter: Kegelabende und jeden Donnerstag von 20 bis 22 Uhr gemeinsames Schießen auf dem Schießstand. Frauen sind natürlich auch herzlich eingeladen.
Die Mittwochstreffen nehmen im September wieder auf. Ebenso wie das gemeinsame Basteln im Widum 19.30 bis 22 Uhr und das Dienstagsturnen mit Edith von 9 bis 10 Uhr (Info: 349 4457515).

Aktuell

Nach alter Tradition

Forstinspektorat Welsberg hat Kinder der Krebshilfe zum Kartoffelsetzen eingeladen
Was gibt es Schöneres, als etwas wachsen zu sehen, zu hegen und zu pflegen und am Schluss zu ernten. Dies dachte sich das Forstinspektorat Welsberg und hat im April die Kinder der Krebshilfe Ober Pustertal und ihre Eltern zu einem ganz besonderen Erlebnis eingeladen. Einen Kartoffelacker bestellen und zwar nach alter Tradition mit Ross und Pflug.
Der Tag war nicht perfekt, ein verregneter 5. April, aber der guten Laune der Kinder, die sich zur Aktion eingefunden hatten, tat dies keinen Abbruch. Mit von der Partie auch die Bezirks- und Landespräsidentin Ida Schacher, der Vizepräsident Hubert Oberhammer sowie der Präsident des Luchsvereins und ehemaliger Förster Hansjörg Mittich und Robert Obwegs von der Landwirtschaftsschule Dietenheim.
Die Kartoffeln hat der Amtsdirektor des Forstinspektorats Welsberg gespendet, Günther Pörnbacher, der die Kinder und ihre Eltern zusammen mit Elisabeth Bachmann, die den Forstgarten bei Prags betreut herzlich begrüßte. Elisabeth Bachmann hat es übernommen, auf die Kartoffelpflänzchen aufzupassen und die Kinder mit ihren Familien zu rufen, wenn gejätet werden muss. Im letzten Jahr hat Pörnbacher die Kinder der Krebshilfe zu einem Waldtag eingeladen. Wer weiß, was ihm nächstes Jahr einfällt!
Gepflanzt wurden zwei Sorten, die aus der Saatbaugenossenschaft Pustertal stammen und an das rauhe Pusterer Klima perfekt angepasst sind: Draga, eine weiße und mehlige Kartoffel, perfekt für Purée und Knödel sowie Desirée, eine rote und schnittfeste Kartoffel.
Saatkartoffel für Saatkartoffel wird in die 30 cm tiefen Furchen gesetzt, die das Norikerpferd Lore geführt von Martin Kopfsguter und Stefan Pichler mit dem Pflug in die schwere und nasse Erde des Ackers gegraben hat. Fünf bis sechs Kartoffeln pro Quadratmeter, alle 25 cm eine.
Es wird etwa drei Wochen dauern bis die kontrollierten Saatkartoffeln Wurzeln schlagen, erklärt Robert Obwegs. Ende Juni, Anfang Juli tragen sie Blätter und blühen wunderschön weiß. Im Herbst stirbt das Kartoffellaub dann langsam ab und Mitte bis Ende September können die Kartoffeln geerntet werden. Pro Pflanze sind es mindestens zehn Kartoffel. Keine Frage, dass auch zur Ernte die Kinder wieder mit ihren Familien kommen. Im Anschluss gibt es dann ein traditionelles Kartoffelfeuer mit dem trockenen Laub. Obwegs hat den Kindern erklärt, dass bevor es den Traktor gab, Kartoffeln immer so gepflanzt wurden. Jeder Hof hatte mindestens ein Arbeitspferd.
Links: Die stolzen Kartoffelsetzer mit Ida Schacher / Elisabeth Bachmann, Hansjörg Mittich, Ida Schacher und Amtsdirektor Günther Pörnbacher
Vor jeder Furche, wo die Saatkartoffel gesetzt und wieder mit Erde bedeckt worden sind, so dass kleine Hügelreihen entstanden sind, steht ein Schild mit dem Namen der Saatkartoffel und natürlich dem Namen des Kindes. Drei Kinder haben nicht kommen können, aber das macht nichts. Ihre Kartoffelreihen wurden trotzdem gesetzt: Sofie, Carolin, Felix, Anna, Florian, Leon, Herbert und Fabian. Bei einigen von ihnen ist die Krankheit Vergangenheit, andere sind noch mittendrin.
Fabian war mit seinem Vater da. Er kommt von einem Hof, aber Kartoffeln werden dort seit zehn Jahren nicht mehr angebaut. „Wir sind immer weniger Leute am Hof“, erklärt Fabians Vater „Früher waren wir 15, heute haben wir keine Zeit und wir sind zu wenig.“
Fabian will auch Bauer werden. Von seinem Taschengeld hat er sich zwei Kälber gekauft, um die er sich alleine kümmert. Und was wird er mit seiner Kartoffelernte machen? „Als Pommes Frites essen!“
Nach vollendeter Arbeit bringen Martin Kopfsguter und Stefan Pichler Lore wieder in den Transporter. Kopfsguter ist im Sommer Bergführer und im Winter Skilehrer und Tourenführer. In der Zwischensaison arbeitet er seit einigen Jahren als Holzrucker. Er hat eine besondere Ausbildung dafür gemacht. „Es ist eine Nischentätigkeit, aber es ist immer mehr gefragt, weil die Arbeit mit dem Pferd wesentlich bodenschonender und unterholzschonender ist, als mit dem Traktor. Bei kleinen Strecken kann er mit Lore 20 Festmeter Holz am Tag einholen. Ein Holzrucker braucht zwei Pferde, erklärt er, jedes kann vier bis fünf Stunden arbeiten. Die Kinder und ihre Familien sind beeindruckt von der Kraft von Lore. 800 kg kann sie ziehen.
Nach der Saataktion gehen alle in die Holzhütte am Forstgarten, wo die Krebshilfe eine Marende vorbereitet hat, während der Regen draußen kein Ende findet. Und das ist gut für die Saatkartoffeln!
Links: Bald werden die Saatkartoffeln austreiben / Mitte: Martin Kopfsguter und Stefan Pichler mit Lore / Rechts: Fabian mit seinem Vater