Aktuell

Zehn Jahre Diplompatientin

mamazone Südtirol wurde im Oktober 2007 gegründet
Jede achte Frau erkrankt in ihrem Leben an Brustkrebs, nach wie vor ist das Mamma-Karzinom weltweit die häufigste Krebsart bei Frauen. „Mamazone - Frauen und Forschung gegen Brustkrebs" steht für eine kontinuierliche Sensibilisierung der Öffentlichkeit und ruft Frauen dazu auf, selbst gegen Brustkrebs mobil zu werden.
Das Mittel dazu sind Informationskampagnen, Broschüren und Pressekonferenzen, die immer wieder auf das Thema aufmerksam machen. Wichtigstes Element der Kampagne von mamazone, Bewegung, die in Deutschland 1999 von der gebürtigen Boznerin Urusla Goldmann – Posch gegründet wurde, ist das Konzept der Diplompatientin. Eine Patientin, die informiert ist und Seite an Seite mit den Ärzten gegen den Krebs kämpft. Aber nicht nur die Patientin soll informiert sein und immer auf dem neuesten Stand stehen, sondern generell jede Frau, eine geballte Wissensoffensive für gesunde und betroffene Frauen ist das beste Mittel im Kampf gegen Krebs. Eine qualitätsgesicherte Vorsorge und Früherkennung hilft, den Krebs zu besiegen.
Jedes Jahr organisiert „mamazone Frauen und Forschung gegen Brustkrebs" im Brustkrebsmonat Oktober die Tagung Diplompatientin, wo Experten die neuesten Erkenntnisse der Krebsforschung und –behandlung vorstellen. In diesem Jahr fiel die Tagung, die am 21. Oktober in der EURAC in Bozen stattgefunden hat, mit dem zehnjährigen Bestehen von mamazone Südtirol zusammen. Martina Ladurner, Erika Laner und Dr. Christian Marth, Chef der Universitätsklinik für Frauenheilkunde Innsbruck, ließen gemeinsam die vergangenen zehn Jahre Revue passieren.
Ein dichtes Programm mit hochkarätigen Referenten aus Mailand, Bologna, Venedig, Tübingen, Regensburg und Innsbruck sowie aus Südtirol vermittelten die neuesten Erkenntnisse zu den Themen Früherkennung, Brustwiederaufbau, Diagnostik und Betreuung, Strahlentherapie, individualisierte chirurgische Behandlung, familiärer Brustkrebs und versuchten auch einen Ausblick auf die Forschungsergebnisse der nächsten zehn Jahre zu geben.

Aktuell

Zeigen was möglich ist

Zehnte Bäder- und Radtour von Stuttgart nach Venedig
Der Weg ist das Ziel und Zeigen was möglich ist, das ist das Motto der Bäder- und Rehatour, die im vergangenen September zum zehnten Mal mit einer gemischten Gruppe aus Menschen mit und ohne Handicap eine Woche on tour gegangen ist. Das Ziel der Jubiläumstour war nichts geringer als eine Alpenüberquerung, Sterzing und Olang lagen auf dem Weg.
Hubert Seiter
Hundert Kilometer am Tag legen die motivierten Biker der Reha-Tour am Tag zurück, wer es nicht ganz alleine schafft, dem helfen immer wieder ein paar Arme im Rücken, die kräftig schieben. Über die Alpen also. Start war am 1. September am Diakonie Klinikum in Stuttgart, Ankunft am 8. September in Venedig. Und Südtirol lag zwischendrin. Am 5. September übernachtete die Gruppe in Sterzing und am 6. September in Olang. Schon im Voraus hatten die Radler Kontakt mit der Krebshilfe aufgenommen und ein Treffen in Olang organisiert.
Seele Nummer eins des Unternehmens ist Hubert Seiter, nicht nur radbegeistert, sondern als ehemaliger Direktor der Deutschen Rentenversicherung Baden Württemberg und ehrenamtlicher Geschäftsführer des Krebsverbandes Baden Württemberg auch thematisch „voll drin“. Er organisiert seit zehn Jahren die Touren und stellt auch Kontakte her. Das Radfahren ist nämlich immer auch mit dem Ziel des Netzwerkens verbunden, mit Spendensammeln und vor allem auch mit dem Ziel, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Bedürfnisse von Menschen zu lenken, die mit einer Behinderung leben, sprich behindertengerechte Infrastrukturen, Abbau architektonischer Barrieren usw.
Bundes- und Lokal-Politiker, Vertreter von Verbänden, die in Rehabilitationsprogramme eingebunden sind, Sportler, Vereinigungen, wie z. B. auch die Südtiroler Krebshilfe, mit der Seiter ein Zusammentreffen in Olang organisiert hatte, gesellen sich stunden- oder auch tagweise, wenn sie nicht gleich ganz mitfahren, zur Gruppe, um über Reha zu diskutieren und dem Thema Gewicht zu verleihen.
Seele Nummer zwei - oder vielleicht besser Maskotte - ist Marco Longobucco, auch Kaba-Killer oder der Kleine Italiener genannt. Marco ist ein Paradebeispiel, was Reha-Maßnahmen schaffen oder auch nicht schaffen können, wie man es besser machen kann und dass Motivation und innere Kraft in jedem Fall das Um und Auf jeder Reha-Maßnahme sind, egal ob nach Unfällen, Schlaganfällen oder einer (Krebs)Erkrankung.
Marco, Vater Calabrese und Mutter Schwäbin, hatte eine gutgehende Motorradwerkstatt als er vor 15 Jahren einen schweren Motorradunfall hatte. Die Reha nach dem Unfall zog sich über Jahre hinweg und er ist seither stark beeinträchtigt, nichtsdestotrotz aber ein Energiebündel, das gute Laune verstreut. Die kaufmännische Ausbildung, die er in der Reha absolvierte, gefiel ihm schon von Anfang an nicht, eine Anstellung, die ihn zufrieden stellt, hat er in diesem Bereich nicht gefunden, aber Marco ist heute im sozialen Bereich tätig, treibt viel Sport und hat viele Freunde. Er hat Hubert Seiter letztlich zu dieser Aktion animiert, und nach den ersten beiden gemeinsamen Radtouren zu zweit, ist die Idee für die Bäder- und Rehatour geboren. Viele Teilnehmer schließen sich jedes an Jahr an. Personen mit Handicap, mit psychischen Erkrankungen, Krebskranke oder auch Personen, die aus Solidarität dazugekommen sind und die unglaublich menschliche und heitere Stimmung dieser Gruppe, die schönen Erlebnisse rund um das Radfahren nicht mehr missen möchten. „Wir sind alle infiziert, diese Fahrt ist für viele von uns ein absolutes Highlight im Jahr“, betont auch Hubert Seiter.
Andrea Neumann ist schon das siebte Mal mit dabei, ihre längste Tour führte von Tessaloniki nach Stuttgart. „Dieses intensive Gemeinschaftserleben“, sagt sie, „schärft den Blick auf das Wesentliche, schenkt Freude und Euphorie.“ Das gegenseitige Helfen, ich helfe Dir, aber Du hilfst auch mir, hilft Berührungsängste abbauen, Hilfe gerne annehmen und leisten. Welches Handicap jeder Einzelne hat steht dabei überhaupt nicht zur Frage.
Zusammen schafft man alles
Mit dabei, wann immer er es einrichten kann, ist auch Dieter Weisshaar, Vorstandsmitglied der württembergischen Rentenversicherungsanstalt. „Ganz egal ob Unfallgeschädigte, Menschen mit neurologischen oder psychischen Beeinträchtigungen, Krebskranke oder Menschen, die aus Sensibilität und Solidarität mitfahren, für jeden ist es ein besonderes Erlebnis der Gemeinschaft.“ Auch viele Ärzte, sowohl aus dem öffentlichen als auch privaten Gesundheitsdienst, Klinikdirektoren, Reha-Mediziner oder Physiotherapeuten sind immer wieder mit von der Partie.
Auch wer nicht topfit trainiert ist, kann mitfahren. Entweder auf speziellen Tandemrädern oder eben mit der Unterstützung einer Batterie, wie z. B. Gerd Studer, Vorsitzender der Prostatakrebs Selbsthilfegruppe Stuttgart. Zum ersten Mal dabei und stolz darauf, es auch über die Alpen geschafft zu haben, auch wenn sein Rad am Ende der Steigung immer langsamer wurde, weil die Batterie nachließ.
Ein Bus begleitet die Tour, mit Mechanikern, Organisatoren und auch einer ärztlichen Betreuung. Jede Nacht wird in einem anderen Hotel übernachtet und die Kosten für Fahrt, Übernachtung und Verpflegung trägt jeder Teilnehmer selbst.
Armin Köhli war dieses Jahr zum zweiten Mal dabei, er ist ein Rad-Profi und dennoch in der gemischten Gruppe voll auf seine Kosten gekommen. Er hat als Jugendlicher bei einem Unfall beide Unterschenkel verloren und nimmt sowohl an Radrennen für Menschen mit Handicap als auch ohne Handicap teil. Der Schweizer ist Journalist der Wochenzeitung WOZ und setzt sich im Rahmen von Geneva Call gegen Landminen ein. Auf sein Konto gehen u. a. ein 5. Platz bei den Paralympics sowie die Teilnahme an der mehrere Monate langen Tour d'Afrique, 11.500 km.
Wenn es unterwegs keine Gespräche mit Politikern oder Interessenvertretern gibt, dann werden auch Sehenswürdigkeiten und Monumente besucht. Die Tour 2016 führte z. B. an der Gedenkstätte Grafeneck in der Schwäbischen Alb vorbei, wo der Nationalsozialismus schon 1940 im „Kleinen“ testete, was dann ab 1942 als Endlösung für die „Judenfrage“ praktiziert wurde: mehr als 10.000 Behinderte fanden 1940 in diesem Lager in Gaskammern den Tod. Euthanasie.
Die Krebshilfe Unter-Pustertal hatte für die Teilnehmer der Reha- und Bädertour ein Buffet imit Südtiroler Spezialitäten vorbereitet
Südtiroler Krebshilfe radelt mit
Am liebsten wäre ich ja schon ab Sterzing mitgefahren, war aber am Vormittag leider terminlich verhindert und so stieß ich in St. Lorenzen zur Bäder- und Rehatour. Die Landespräsidentin Ida Schacher hat mich und mein Rad von Bozen bis St. Lorenzen geführt, wo auch Fotograf Othmar Seehauser zu uns gestoßen ist. Ein paar Fotos und dann ging es los. Seehauser hat von unterwegs noch einige Streckenfotos geschossen und uns dann in Olang erwartet. Nach fünf Minuten war es, als sei ich schon von Anfang an mit dabei gewesen, die Steigung bis Vintl ist nicht so steil, dass man beim Radfahren nicht auch reden könnte.
Hubert Seiter erzählte mir von den Anfängen der Reha-Tour und von den Problemen des deutschen Rehasystems, Marco Longobucco, ein Physiotherapeut aus Bulgarien, der auch schon mehrmals mitgefahren ist, Gerd Studer... mit vielen Teilnehmern der Fahrt teilte ich ein paar Kilometer und einen Teil ihrer Geschichte, bis wir schließlich in Obervintl ankamen, wo auf dem Dorfplatz ein Begrüßungskomitee der Krebshilfe und ein Buffet mit Südtiroler Spezialitäten, Kuchen und kaltes Bier und andere Getränke auf die Radfahrer warteten, die an diesem 5. Tag ihrer Tour die letzten nennenswerten Steigungen absolviert hatte. Bis Venedig warteten jetzt nur noch Abfahrten und Ebene auf sie. Noch zwei Tage und sie würden in Venedig ankommen, wo sie die behindertengerechte Ausstattung der Lagunenstadt unter die Lupe nehmen wollten.
Ida Schacher und Martha Feichter begrüßten ihre Besucher herzlich und freuten sich, dass dieser Kontakt zustande gekommen war. Mit allen Mitgliedern der Krebshilfe, die bei der Vorbereitung des Buffets geholfen hatten und den Teilnehmern der Radtour entspannten sich spontan angeregte Gespräche und am nächsten Tag ließ es sich Ida Schacher nicht nehmen, von Toblach aus ein Stück mit dem Rad mitzufahren. Im nächsten September geht es wieder los, Ziel noch unbekannt, mitmachen können alle.