Aktuell

Ein Tag für uns

Klausurtagung des Vorstands der Südtiroler Krebshilfe – mit Coach Luise Vieider
Bereits zum dritten Mal sind die Vorstandsmitglieder der Südtiroler Krebshilfe im November zu einer Klausurtagung im Kolpinghaus in Bozen zusammengetroffen. Luise Vieider hatte für dieses letzte Treffen des scheidenden Vorstands den Schwerpunkt auf Kommunikation in Konfliktsituationen gelegt.
Luise Vieider
Beim dritten Treffen war die Gruppe schon zusammengewachsen und mit der Arbeitsmethode von Luise Vieider vom Beratungs- und Trainingsunternehmen „keytrain“ vertraut, so dass auch die Gruppenarbeit äußerst positiv ablief. Bis Februar ist der Vorstand der Krebshilfe noch im Amt, dann finden Neuwahlen statt. Nicht alle werden weitermachen, aber eine bewusste Kommunikation hilft in allen Lebenslagen weiter. Gast und Simultanübersetzer der Klausurtagung für jene italienischen Vorstandsmitglieder der Krebshilfe, die auch die stilistischen Feinheiten verstehen wollten, war Alberto Stenico.
Luise Vieider hat das Programm des Vormittgs zweigeteilt: Kommunizieren in einer Konfliktsituation, auch innerhalb der Vereinigung. Je nachdem wie die miteinander in Konflikt stehenden Personen reagieren, bestehen mehr oder weniger Chancen, einen Konflikt positiv auszutragen. Wichtig ist es, den anderen einschätzen und auf ihn reagieren zu können. Jeder hat eigene Techniken, um Konfliktsituationen auszutragen: Nachgeben, flüchten, sich durchsetzen, attackieren. In jedem Fall, so der Tipp von Trainerin Luise Vieider, sollte man sich darum bemühen, den Konflikt von einer emotionellen auf die sachliche Ebene zu übertragen.
Zwei Dinge zählen beim Patientengespräch: Empathie und Zuhören. „Eine gute Empathie haben, heißt nicht unbedingt, ich habe das auch erlebt und weiß, worum es geht“, erklärt Luise Vieider. Empathie bedeutet vielmehr, den Kopf frei haben und sich ganz auf sein Gegenüber einzustellen und dies auch durch die Körpersprache Aufgeschlossenheit zu vermitteln. „Oft neigen wir dazu, zu viel zu fragen und nehmen dem anderen damit die Spontaneität. Wer fragt, der führt! Wir lassen keine Gesprächspausen zu, hören nicht auf die Stille des anderen, die beredter als Worte sein kann,“ so Luise Vieider.
Der Generalvorstand (v. li. n. re.): Landesvorsitzende Ida Schacher, ihr Stellvertreter Oskar Asam , Mariangela Berlanda Poles, Nives Fabbian, Helga Wielander und Martha Feichter. Es fehlt Monika Gurschler vom Bezirk Bozen, die an diesem Tag verhindert war.
Alberto Stenico war positiv überrascht von der offenen Atmosphäre in der Gruppe. „Ich hatte das Gefühl, alle bringen sich ganz ehrlich ein." Die Krebshilfe, so der frühere Präsident des Genossenschaftsverbandes, ist eine der ganz wichtigen Vereinigungen in Südtirol, die auf vielen Tätigkeiten wichtige Arbeit für die Gesellschaft leistet. Einige der Vorstandsmitglieder und auch die Landespräsidentin Ida Schacher regten an, angesichts der bevorstehenden Neuwahlen mit der nächsten Klausurtagung nicht bis November zu warten, sondern den neuen Vorstandsmitgliedern schon gleich die Möglichkeit zu geben, in der Gruppe zusammenzuwachsen und ein bewusstes Verständnis von Vereinsarbeit zu entwickeln.

Aktuell

Trauer zulassen und leben

Gemeinsame Tagung von EOS und Socrem: Hilf mir Abschied zu nehmen
Geburt und Sterben gehören zum Leben wie das A und das Z zum Alphabet. Aber in unserer Gesellschaft ist der Tod und alles, was damit in Zusammenhang steht, mit einem Tabu belegt. Auch die Trauer. Das Abschiednehmen stand im Mittelpunkt einer Tagung, die Eos, Genossenschaft für Entwicklung, Orientierung und Solidarität zusammen mit Socrem, Vereinigung für Feuerbestattung, veranstaltet hat.
Trauern, Abschied nehmen, von einem lieben Menschen, der von einem Tag auf den anderen nicht mehr da ist, ist ein schweres Unterfangen. In vielen Religionen und Gesellschaften ist der Trauer ein konkreter Raum zugewiesen. Und auch Riten. Drei Monate, sechs Monate, ein Jahr oder mehr, in dieser Zeit darf sich der Trauernde in seine Trauer fallen lassen, und er wird dabei nicht alleine gelassen. Ist die vorbestimmte Zeit vorbei, muss er wieder ins Leben zurückfinden.
In unserer Gesellschaft hingegen wird oft kein Platz für Trauer gewährt. Kaum ist die Beerdigung vorbei, wird zum Alltag übergegangen und der Trauernde muss sehen, wie er alleine zurechtkommt und muss sich vielleicht noch rechtfertigen, weil er trauert. Trauerarbeit ist wichtig, um die Trauer zu überwinden. Wenn diese Arbeit nicht geleistet wird, stellen sich psychologische und gesundheitliche Probleme ein, die den Betreffenden das ganze Leben verfolgen können.
Die gemeinsame Tagung von EOS und Socrem hat die Trauerarbeit von verschiedenen Aspekten beleuchtet. Socrem steht den Trauernden seit über 30 Jahren hilfreich zur Seite und hilft Menschen auch, ihren eigenen Abschied so vorzubereiten, wie er ihrem Leben entspricht, nicht nur hinsichtlich der Feuerbestattung, sondern z. B. auch durch Hilfe bei der Verfassung des biologischen Testaments.
Mit dem Testament, das die Hinterlassenschaft regelt, hat sich hingegen Rechtsanwalt Daniele Valente befasst. In einer Gesellschaft, die das Sterben zum Tabu erklärt hat, ist auch kein Platz für den letzten Willen. „Ein Testament ist aber der Ausdruck von Verantwortung und auch von Liebe meinen Hinterbliebenen gegenüber.“ Ein Testament kann jederzeit widerrufen und aktualisiert werden. „Es muss immer handschriftlich verfasst sein und sollte so aufbewahrt werden, dass es im Todesfall auch rechtzeitig bei der Hand ist.“
Ein wichtiges Thema der Tagung war die Trauerhilfe für Erwachsene und für Kinder. Der schlimmste Fehler sei, so die Psychologin Sabine Cagol, Kinder unkommentiert ihren Eindrücken und Erlebnissen im Zusammenhang mit dem Tod zu überlassen. Traumata im Zusammenhang mit nicht bewältigter Trauer können zu Depression und schweren neurologischen Schäden bis hin zur Invalidität führen. EOS bietet für Trauernde jeden Alters Trauerbegleitung in Form von Musik-, Kunst- und Tanztherapie an.
Die Organisatoren und Refenten der Tagung (v. li.): Giuseppe Rossi (Socrem), Ulrich Seitz (EOS), Sabine Cagol, Daniele Valente, Anna Ferretti (Socrem), Paola Taufer (Psychologin), Pater Paul und Hannah Battisti: (Kunsttherapeutin EOS)
Pater Paul vom Liebeswerk in Meran, ging sehr hart mit der Trauerbegleitung der katholischen Kirche ins Gericht. „Die Sterberituale der Kirche sind bitterarm und passen nicht mehr, sagte der Kapuzinerpater. „Der Mensch ist nicht aus Staub geboren, sondern aus der Liebe zweier Menschen, die Totenmesse ist eine billige Form der Trauer und ein furchtbarer Moment für die Trauernden.“ Man sollte vielmehr versuchen, dem Trauernden zu vermitteln, dass man für ihn da sei und ihm kleine Inseln der Lebensfreude bauen, die ihm den Weg zurück ins Leben zeigen.